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Ein ausgemachtes A…loch

18. November 2014 by Papsttreuer
Lesezeit 3 Minuten
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Heute mal was ganz anderes: Heute Morgen hatte ich das Tagesevangelium gelesen, in dem es um den Zöllner Zachäus geht, der auf einen Baum klettert, weil er Jesus sehen möchte und er sehr klein ist. Das ist – vielleicht weil es so schön passend ist mit dem „Kleinen“ – eine Geschichte, die vor allem bei Kindern sehr beliebt ist. Da ist der kleine Mann, der sich müht, Jesus zu Gesicht zu bekommen, aber die anderen, Größeren, versperren ihm den Weg. Darum muss er auf einen Baum klettern und Jesus sieht ihn, bittet ihn herunter und lädt sich zu dessen großer Freude bei ihm ein.

Soweit die Wiedergabe der Geschichte (im Original hier: Lukas 19,1-10) und ein Grund, warum die Geschichte den Kindern so gefällt mag neben der geringen Körpergröße des Zachäus darin liegen, dass man ihm – scheinbar – übel mitspielt und sich Jesus sich seiner annimmt. Mir jedenfalls schweben bei der Geschichte immer noch die Bilder aus alten Kinderbüchern durch den Kopf, in denen Zachäus als durchaus sympathisch dargestellt wird. Dabei könnte nichts weiter von der Realität entfernt sein:

Zachäus war bis zu seinem Zusammentreffen mit Jesus ein wirklich ausgemachtes A…loch! Er kollaborierte mit den römischen Besatzern, heute vielleicht vergleichbar mit Kollaborateuren in von den Nazis besetzen Ländern im zweiten Weltkrieg. Er arbeitete für sie, und damit nicht genug, betrog er die Leute beim Eintreiben des Zolls auch noch. Sein Leben wird sich im Wesentlichen um Geld gedreht haben, man darf davon ausgehen, dass er mit seinen unmoralischen Machenschaften ein Vermögen gemacht hat. Ganz ehrlich: Kein Wunder, dass die Leute ihn nicht mochten, er keine Freunde hatte!

Und auf den geht Jesus zu und bittet ihn, sein Gast sein zu dürfen: Mich wundert es wiederum nicht, wenn die Leute sich darüber aufgeregt haben. Da stehen Hunderte Menschen, gläubige Juden, die einem geregelten Tagewerkt nachgehen, ihren Lebensunterhalt ehrlich verdienen und sich bemühen, ein gutes und gottgefälliges Leben zu führen. Und ausgerechnet diesen Verbrecher beehrt Jesus mit seiner Anwesenheit? Menschlich doch wohl durchaus verständlich, das nicht zu verstehen!

Verstehen kann man die Geschichte wohl nur mit Jesu Blick: „Der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist“ sagt er am Ende des heutigen Evangelientextes. An anderer Stelle sagt er: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken“ (Matthäus 9,12). Das ist seine Pädagogik: Die anzusprechen, die sich von ihm entfernen, nicht die, die ihm „sowieso“ folgen, die Gott nahestehen.

Aber ist das nicht ungerecht? Die Frage scheint – damals wie heute – berechtigt, geht aber doch von ganz falschen Prämissen aus. Man könnte meinen, dass die „Gerechtesten“ unter den damaligen Juden ein „Recht“ auf einen Besuch Jesu gehabt hätten. Bei dieser Formulierung stockt es einem ein bisschen, weil wir als Gläubige uns wohl darüber klar sind, dass Jesus uns gegenüber überhaupt keine Verpflichtung hat. Wir haben alles von ihm geschenkt bekommen, ihm gebührt Dankbarkeit und Lob – aus der eigenen Frömmigkeit einen Anspruch gegen Gott abzuleiten ist dagegen Pharisäertum!

Der Anspruch, den Jesus mit dieser Handlung und mit seinen Worten erhebt, ist hoch, sind wir doch alle dazu aufgefordert, in denen, die sich von Gott abgewandt haben, die uns schaden, uns vielleicht sogar Leid zufügen, den „Verlorenen“ und den „Kranken“ zu sehen, der die Hilfe Gottes braucht. Und wir sind aufgefordert, ihn nachzuahmen. Sind wir mal ehrlich: Wer von uns hätte Zachäus vom Baum geholt? Wer von uns kümmert sich um die Schuldigen, die sich ihrer Schuld vielleicht nicht mal bewusst sind? Wer von uns gibt sich mit denen ab, die wir selbst als ausgemachte A… Sie verstehen schon?

Was ich mich dann aber immer frage: Sind denn die Anderen, die sich über Jesu Annäherung an Zachäus beschweren nicht auch „verloren“, gehören sie und wir, die wir nur zu gut verstehen, warum sie sich darüber mokieren, nicht auch zu den Kranken, die den Arzt brauchen? Und auch hier, so scheint mir, greift die Pädagogik Gottes: Die ihm bereits Nahestehenden sollten auch in der Lage sein, zu verstehen, warum er sich mehr um die – nennen wir es mal so – „Noch-weniger-Gesunden“ kümmert als um uns, die wir hoffen, weiter zu gesunden. Jesus wusste genau, was er tat als er Zachäus vom Baum geholt hat, er wusste, dass er beobachtet wird, dass man daran Anstoß nehmen wird … und er wusste, dass die Geschichte in der Bibel landen wird, die Menschen davon lernen werden.

Ganz nebenbei wusste er auch schon von diesem Blogbeitrag, und ich kann nur hoffen, dass ich mit meiner Interpretation nicht ganz daneben liege.

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Posted in: Allgemein Tagged: Zachäus, Betrachtung, Kranke, Schuld, Vergebung

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