Wer kleine Kinder hat und über Ostern keinen Babysitter zwangsverpflichten will, kennt das Problem: Wie gemeinsam das Triduum feiern?

Bild: Felix Honekamp (2017)
Zum vierten Mal haben sich zum österlichen Triduum zehn Familien mit insgesamt rund 45 Personen im hessischen Oberursel getroffen. Mit immer mal wieder wechselnder Besetzung doch immer im gleichen Geist: Ostern mit der Familie zu feiern, wo es in den Gemeinden vor Ort nur schwer möglich ist. Denn wer sich zur Karfreitagsliturgie schon mal böse Blicke wegen der Unruhe durch Kinder zugezogen hat, hat gelernt, in Zukunft dieses christliche Fest nur noch getrennt zu feiern. Einer kann die Liturgie begleiten, der andere bleibt mit den Kleinen zu Hause. Dabei ist gerade dieses dichte „Kar- und Osterprogramm“ auch für die Jüngeren interessant und spannend, wenn man es ihnen denn erklärt.
Spagat gelungen
Das ist die Idee hinter der Osterfreizeit, die durch das Umfeld des Regnum Christi und unter Beteiligung zweier Priester der Legionäre Christi, sowie einer gottgeweihten Frau aus dem Regnum Christi veranstaltet wurde. Pater Daniel und Pater Carlos übernahmen den geistlichen Part und die Einführung in den Sinn der liturgischen Elemente des Triduums. Die Kunst war dabei sicher, einerseits den Anforderungen des Anlasses – des Leidens und Sterbens Christi sowie seiner Auferstehung – gerecht zu werden, andererseits aber auch die Möglichkeiten zu nutzen, um die Kinder von vier bis vierzehn bei der Stange zu halten. Aus meiner Sicht eines 46-jährigen mit Kindern im Alter von 4 und 6: Gelungen!
Breites geistliches und halbgeistliches Programm
Dazu kamen, eine Neuerung in diesem Jahr, noch Vorträge zweier Laien: Dr. Michael Moos referierte über das jüdische Jom-Kippur, dessen Ähnlichkeiten mit der katholischen Beichte und vor allem dessen Zusammenhang mit der Erlösung durch Jesu Tod und Auferstehung (seit jener Zeit bis zur Zerstörung des Tempels hatte das Volk Israel keine Vergebung seiner Sünden durch die Rituale des Jom-Kippur mehr erlangt). Gerade heute erscheint der Zusammenhang zwischen jüdischer Tradition und christlichem Glauben immer mehr verschüttet zu werden; umso wichtiger, sich damit auseinanderzusetzen.
Am Karfreitagabend durfte ich selbst dann einen Vortrag und Diskussion zum Thema „Medienkompetenz für Katholiken“ führen. Und auch hier gilt die Aktualität: Man kann nicht an der gefärbten und fehlerhaften Berichterstattung über Glaube, Kirche, Papst und Bischöfe vorbeisehen, wenn man in der Mediengesellschaft ein Zeugnis geben möchte. Parallel dazu wurden die Kinder bis Jugendlichen durch engagierte Teilnehmer in drei Gruppen betreut, in der jeweiligen Altersgruppe passend auch mit Vorbereitung auf die Liturgie. Das bot vor allem den Eltern die Möglichkeit, sich in Ruhe auf eine Beichte oder ein geistliches Gespräch, für das die aus den USA stammende gottgeweihte Frau aus dem Regnum Christi zur Verfügung stand, vorzubereiten.
Hoffnung und Freude
Und auch in diesem Jahr war so die Feier der Osternacht wieder besonders: Ein bisschen chaotisch in einer eigens hergerichteten „Kapelle“, sicher ein wenig unruhiger als es in den meisten Gemeinden der Fall gewesen sein dürfte, und doch mit so viel Freude und Festlichkeit, wie man es selten erlebt (abgesehen davon, dass wohl auch in den meisten Gemeinden, die die Osternacht in „gesetzterer“ Form feiern, kaum wie in Oberursel alle sieben Lesungen plus Psalmen und Zwischengesängen, plus Epistel und natürlich Evangelium gehört wurden).
Ein kurzes Fazit: Es war wieder eine Freude, das Triduum mit der ganzen Familie und mit anderen Familien zu feiern. Es war wieder eine Freude, die letzten Tage der Fastenzeit in diesem besonderen Umfeld zu begehen und sich durch Gespräche, Beichte und geistliches Programm auf das Osterfest vorzubereiten. Und es war wieder eine Freude, gemeinsam mit den Familien des Leidens und Sterbens Jesu zu gedenken und dann seine Auferstehung, den Grund unserer Hoffnung, zu feiern!