Da ist mir doch bei der Lektüre von Evangelii Gaudium fast die Mittwochskatechese des Papstes durchgegangen. Das Jahr des Glaubens ist vorbei, aber mit zwei abschließenden Katechesen, zum Tod und zur Auferstehung, will der Papst die entsprechende Reihe zum Glauben noch abschließen.
Und die Katechese zum Tod hat es in sich! Der Papst hinterlässt dabei nicht den Eindruck eines Menschen, der völlig ohne Zweifel wäre kann diese aber auch zerstreuen. Denn wenn es um den Tod geht, dann wird es schmutzig. Es sind eben nicht die friedlich einschlafenden alten Menschen nach einem erfüllten Leben es sind die grauenvoll unter Krankheit Leidenden und daran Verreckenden, es sind Kinder, die leiden und sterben, die unseren Glauben in Frage stellen.
Der Tod geht uns alle an, und er stellt uns tiefe Fragen, besonders wenn er uns aus der Nähe berührt oder wenn er die Kleinen, die Unschuldigen in einer Weise trifft, die skandalös ist. Es gibt Fragen, die mich schon immer tief bewegt haben. Warum leiden Kinder? Warum sterben Kinder? Wenn man den Tod als das Ende aller Dinge auffasst, dann flößt er uns Angst ein, erschreckt uns, wird zur Bedrohung, an der alle Träume und Hoffnungen zerschellen, die jede Beziehung und jede Laufbahn zerbricht.
Anders gesagt: wer den Tod aus dem Blickwinkel des Leidens und des Endes eines Lebens betrachtet, der muss verzweifeln; er vergisst aber das Wichtigste. Und wie der Papst treffend formuliert, ist den Menschen ein Gespür dafür in die Wiege gelegt, dass der weltliche Tod eben nicht das Ende darstellt, nicht darstellen kann:
Wenn wir an die schmerzlichsten Augenblicke unseres Lebens zurückdenken, etwa an den Tod eines geliebten Menschen Vater, Mutter, ein Bruder, eine Schwester, der Ehepartner, ein Sohn oder eine Tochter, ein Freund , dann werden wir feststellen, dass trotz allen Schmerzes über den Verlust, auch wenn wir wegen der Trennung innerlich ganz zerrüttet sind, aus der Tiefe unseres Herzens die Überzeugung aufkeimt, dass nicht alles zu Ende sein kann, dass die Liebe, die wir gegeben und empfangen haben, nicht umsonst gewesen sein kann. In uns lebt ein starker Instinkt, der uns sagt, dass das Leben nicht mit dem Tod endet.
Der Glaube an Christus ist für die Verzweiflung aber auch die Lösung. Und ich finde, diese jetzt im folgenden zitierten Sätze sind etwas vom schönsten, was ich in diesem Zusammenhang bislang gelesen habe:
Wenn mein Leben ein Pilgerweg in Begleitung des Herrn gewesen ist, wenn mich das Vertrauen in seine unendlich große Barmherzigkeit immer begleitet hat, werde ich darauf vorbereitet sein, den letzten Augenblick meines irdischen Daseins zu akzeptieren und mich mit einem endgültigen Vertrauensakt in seine offenen Arme gleiten zu lassen, in der Erwartung, sein Angesicht schauen zu können. Das ist das Schönste, das uns widerfahren kann: den Herrn von Angesicht zu Angesicht zu schauen, ihn zu sehen, wie er ist, so schön und voller Licht, voller Liebe und Zärtlichkeit. So weit können wir gehen: bis zur Begegnung mit dem Herrn.
Spannend ist der Bogen, den der Papst von hier aus schlägt: zur Barmherzigkeit! Jesus fordert uns auf, vorbereitete zu sein auf den Tod und diese Vorbereitung liegt in erster Linie mal darin, ihm nahe zu sein.
Und wie bleibt man Jesus nah? Durch das Gebet, die Sakramente und die Akte der Nächstenliebe.
Dieser Gedanke ist großartig: Wer Nächstenliebe übt, wer barmherzig seinen Nächsten, ihren Nöten und Sorgen gegenüber ist, sich um sie kümmert, für sie da ist, der ist auch Jesus nahe und gut vorbereitet auf einen auch plötzlichen oder schmerzvollen Tod. Oder wie der Papst sagt:
Deshalb ist es ein sicherer Weg, den Sinn der christlichen Nächstenliebe und brüderlichen Teilnahme wiederzuentdecken, indem wir uns der körperlichen und geistigen Leiden unserer Mitmenschen annehmen. Unsere Solidarität, die sich darin äußert, dass wir Mitleid haben und Hoffnung schenken können, ist eine Voraussetzung und Bedingung für den Gewinn des Reiches, das für uns, als unser Erbe vorbereitet ist. Wer Barmherzigkeit übt, fürchtet den Tod nicht. Prägt euch das gut ein: Wer Barmherzigkeit übt, fürchtet den Tod nicht. Seid ihr einverstanden? Wollen wir es noch einmal wiederholen, um es nicht zu vergessen? Wer Barmherzigkeit übt, fürchtet den Tod nicht. Und warum fürchtet er den Tod nicht? Weil er sein Gesicht schon in den Wunden der Brüder geschaut und ihn mit der Liebe Jesu Christi überwunden hat.
Ich glaube, solche Predigten und Katechesen bilden wirklich eine Programmatik des Papstes, die ganz unabhängig von Struktur- und Dogmenfragen ihren Niederschlag findet. Es ist die Evangelisierung, die den Zweck der Kirche darstellt und es sind die Leidenden, in denen wir Christus sehen sollten und die uns eine Tür in den Himmel zeigen. Der Papst schließt seine Katechese mit den folgenden Worten, über die man neben dem Mantra Wer Barmherzigkeit übt, fürchtet den Tod nicht. durchaus eine Weile nachdenken kann:
Wenn wir die Tür unseres Lebens für unsere geringsten Brüder und Schwestern offen halten, dann wird auch unser Tod zu einer Tür werden, durch die wir in den Himmel kommen werden, in unsere selige Heimat, zu der wir alle unterwegs sind, um unsere Sehnsucht zu erfüllen und in Ewigkeit mit unserem Vater, mit Jesus, Maria und allen Heiligen zu leben.
Oh Mann, ich liebe diesen Papst für solche Worte!
(Die vollständige Katechese, die noch mehr Bedenkenswertes enthält, ist auf Zenit nachzulesen)