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  1. Der Unterschied zwischen der Entscheidung eines x-beliebigen Menschen und der Entscheidung Mariens liegt wohl in der Erbsünde begründet.

    Durch die Erbsünde besteht ein Mißtrauen – auch gegenüber Gott. Die Erbsünde begründet den Zweifel und die Frage, ob Gott es gut mit mir meint und seine Anfrage mich zum Guten führt.

    Fällt die Erbsünde weg (wie bei Maria), dann fällt auch der Zweifel weg. Dann ist das Vertrauen, ja, sogar die Gewissheit da, daß Gott es immer gut mit mir meint. Er meint es auch dann gut, wenn jedes menschliche Argument dagegen spräche.

    • Dass Maria, ohne Erbsünde geboren, ihre Zusage ohne einen Zweifel am guten Willens Gottes geben konnte, ist sicher eine gute Erklärung. Für uns aber interessant: Kann ich die Antwort auch geben – von mir aus nach Bedenkzeit, Betrachtung und Gebet? Aber antworte ich auf den Ruf Gottes am Ende mit einem deutlichen Ja?

      Sicher aber kann ich mein Nein nicht einfach mit der Erbsünde entschuldigen (ich nehme auch nicht an, dass das so gemeint war, wollte es nur noch mal klar stellen).

      Gottes Segen!

    • Die Erbsünde ist natürlich keine Entschuldigung. Mit der Taufe wird sie zudem abgewaschen, dennoch bleibt ein „Zunder“ (fomes peccati) zurück, so daß der Mensch doch noch zum Sündigen geneigt ist.

      Aber das Ganze ist ja kompliziert: Mit diesen Fragestellungen nähert man sich der Problematik, ob der Mensch von sich aus was Gutes tun kann? Mit „Gutes“ wäre in diesem Fall das „Ja“ gemeint.

      Wenn man sagt, daß der Mensch das von sich aus kann, dann begibt man sich schnurstracks auf die Straße des Pelagius.
      Andererseits kann man aber auch nicht einfach sagen, daß der Mensch von sich aus nichts vermag und alles nur eine Frage der Gnade ist. Dann würde er zum Spielball eines Gottes, der den einen dazu bewegt Gutes zu tun und den anderen nicht. Letztlich führt so eine Denkweise zu einen Prädestinationslehre: Gott allein entscheidet vorab, wer Gutes tut und wer nicht.

      Wenn man mich fragt, wie groß ist der Anteil des Menschen an seiner guten Tat und wie groß ist der Anteil Gottes (bzw. der Gnade), dann antworte ich gerne: es ist zu 100% des Menschen Werk und zu 100% Gottes Werk.
      Das klingt erstmal nach schlechter Mathematik, soll aber ausdrücken, daß der Mensch ohne Gottes Gnade, genauer gesagt Gottes Gnadenangebot, nichts tun kann. Er kann nur das Angebot in einem freiem Willensakt annehmen, wobei auch das wiederum ein Akt ist, der nur in der Gnade denkbar ist. Hier verwischen die Grenzen zwischen dem Früher und dem Später. Man kann da nicht mehr sagen was eher war, die Gnade oder der Wille.

      Bei einer schlechten Tat ist die Frage viel einfacher zu beantworten: Die muß ich mir zu 100% zurechnen. Da hat Gott keinen Anteil dran.

      Ich merke schon wieder, des kann man nur in einem langen Traktat erklären und kaum im Kommentarbereich eines Blogs.

      Um aber noch auf die Frage zurück zu kommen: Ja, auch heute kann der Mensch mit „Ja“ antworten — es fällt ihm aber vielleicht nicht so einfach wie es Maria fiel.

    • Ein Kommentar darf so lang sein, wie er sein muss (vor allem in einem Blog, in dem die meisten Beiträge ein bisschen länger sind, als sie müssten) – Danke dafür!

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