13 Comments

  1. Karla

    Wie schreibt die KZ-Überlebende Ruth Klüger in ihrer Autobiographie:

    Ängstliches Abgrenzen gegen mögliche Vergleiche, bestehen auf der Einmaligkeit des Verbrechens. Nie wieder soll es geschehen.Dasselbe geschieht sowieso nicht zweimal, insofern ist alles Geschehen einmalig. Abgekapselte Monaden wären wir, gäbe es nicht den Vergleich und die Unterscheidung, Brücken von Einmaligkeit zu Einmaligkeit. Im Grunde wissen wir alle, Juden wie Christen: Teile dessen, was in den KZs geschah, wiederholt sich vielerorts, heute und gestern, und die KZs waren nur Nachahmungen (freilich einmalige Nachahmungen) von Vorgestrigem.

    Warum lässt die Jüdin Vergleiche mit den KZs zu? Weil sie der Ansicht ist, dass man nur so aus der Geschichte lernen kann und ähnliche Entwicklungen schon im Keime ersticken kann. Die Flüchtlingslager sind noch keine KZs, aber Teile davon (Konzentration von bestimmten Menschen, mit bestimmter Religion oder Herkunft; verheerende Lebensumstände etc.), sind in diesem Teilbereich mit einem KZ vergleichbar. Die Nazis begannen auch mit Ghettos, dann kamen die Arbeitslager und dann die Vernichtungslager. Der Papst sieht die drohende Gefahr, was aus der europäischen Flüchtlingspolitik (die rechtspopulistische Entwicklung wird das Problem verschärfen) wird, die Toten nehmen zu, tagtäglich sterben Flüchtlinge in Lagern, auf dem Meer, unterwegs. Und wir lassen das zu, wir haben die Situation in den Heimatländern zT mitzuverantworten. Der Papst ist einer der wenigen öffentlichen Stimmen mit Gewicht, die das sagen. Sein Vokabular ist absolut adäquat, weil es provoziert. Endlich ist in Rom Schluss mit theologischem-theoretischem Gerede, Franziskus spricht die Dinge, die wirklich wichtig sind an, er fordert auf zu handeln. Ich bin sehr stolz auf diesen Papst!

    • Gerd

      Der Vergleich eines Flüchtlingslagers mit einem Konzentrationslager, so wie es der überwiegende Teil der Bevölkerung versteht, ist völlig daneben. Bei Wikipedia liest man die gängige Interpretation so: „Die Konzentrationslager des Deutschen Reichs wurden nach dem Zweiten Weltkrieg die bekanntesten, sie wurden weltweit zum Schlagwort, in ihnen fand die von den Nationalsozialisten angestrebte Judenvernichtung statt.“ In Flüchtlingslagern herrschen oft inhumane Verhältnisse, die gibt es allerdings in sozialen Brennpunkten z.B. in Großstädten genauso. Niemand käme auf die Idee Duisburg Marxloh oder Berlin Kreuzberg als Konzentrationslager zu bezeichnen. Ich verwehre mich gegen den Vorwurf von Karla eine Mitverantwortung an die Verhältnisse in den Heimatländern der Flüchtlinge zu haben. Nichts von diesen Verhältnissen habe ich persönlich zu verantworten. Dieses kollektive Schuldeingeständnis ist nur noch armselig und bringt den Flüchtlingen rein gar nichts.

  2. Lehrer Lämpel

    Vielleicht sollten Sie, verehrter Herr Honekamp, Ihren Blog wieder auf die ursprüngliche Bezeichnung („Glaubenstreuer Blog“?) umbenennen?

    • Karla

      Was soll denn bitteschön „glaubenstreu“ bedeuten??? Man glaubt oder glaubt nicht… treu kann man gegenüber Gesetzen sein, das meinen die katholischen Fundamentalisten sicherlich mit Glaubenstreue, Gesetzestreue. Sollten sie ihren Glauben aber tatsächlich dem Glauben von normalen Katholiken gegenüber als höherwertig einstufen, sind die Glaubenstreuen nur arrogant.

    • Karla

      @Gerd

      Sobald Sie ein Auto fahren, das Benzin oder Diesel verbrennt, sind sie mitverantwortlich für die Ressourcenkriege, die weltweit für Öl geführt werden, ohne den der Amerikaner gäb es keine Flüchtlinge aus Syrien.

  3. Lehrer Lämpel

    Ich sehe „Glaubenstreue“ als ein in bewusster Lieben um Herrn erfolgendes Festhalten an Christi Wort i.S. von Joh 14,23.

    Insbesondere am Doppelgebot der Gottes – und der Nächstenliebe, woran letztlich alles hängt und worauf es allein im Leben ankommt.

    Das muss keineswegs so elitär und sich über andere Mitchristen überhebend interpretiert werden, wie Sie es darstellen, @Karla.

    • Gerd

      @Karla

      Es ist sicher nicht leicht den Papst zu verteidigen, ungleich schwerer ist es ihren Kommentar „Sobald Sie ein Auto fahren, das Benzin oder Diesel verbrennt, sind sie mitverantwortlich für die Ressourcenkriege, die weltweit für Öl geführt werden,“ in irgendeiner Form ernst zu nehmen. Sie werden mir am Ende noch vorwerfen für die Erderwärmung verantwortlich zu sein, weil ich die Frechheit besitze aus- und einzuatmen. Was soll der Blödsinn? Im übrigen fährt der Papst auch Auto und man höre und staune er fliegt sogar mit dem Flugzeug. Sie sind also stolz auf diesen Kriegstreiber?
      Ach ja, ich fahre nur mit dem Fahrrad. Allerdings brauch ich dafür Öl um die Kette zu schmieren. Sehen sie es mir nach.

    • Karla

      Nun, dann fällt allerdings auf, dass es gerade die Glaubenstreuen sind, die Papst Franziskus für seine Haltung zu den Flüchtlingen, die er mit Nächstenliebe begründet, kritisieren.

  4. Moritz M. Busch

    Bitte hier im Blog auf Kommentarhygiene achten, vor allem keine gegensätzlichen Meinungen!

  5. Lehrer Lämpel

    Ergänzend ist natürlich noch anzumerken, dass explizit CHRISTLICHE Glaubenstreue selbstverständlich die vollständige Bejahung sämtlicher Aussagen des christlichen Glaubensbekenntnisses beinhaltet.

  6. Dieter Schrader

    Wie Recht Sie haben! Auch ich fand den Ausdruck „KZ“ irgendwie unpassend,um es es vorsichtig auszudrücken. Die ganze Flüchttlingskatastrophe macht mich hilflos und zugleich wütend. Da muß man wütend zuschauen, wie Schlepperbanden bewußt !! die Hilfsbereitschaft der europäischen Länder mißbrauchen und Menschen mit seeuntüchtigen Booten auf das Mittelmeer losschicken. Da helfen Menschen fast bis zur Selbstaufgabe und die Aufnahmeländer Italien und Griechenland wissen nicht wohin mit den Ankömmlingen.Wenn dann vom Papst auch noch Kritik an den sicher beklagenswerten Zuständen in den Lägern geübt wird, kann ich verstehen, daß bei manchen Leuten Unmut und Unverständnis aufkommt. Ein Problem wird überhaupt nicht thematisiert: die meisten Flüchtlinge wollen nicht nach „Europa“
    sondern nach Deutschland. Warum wohl? Es darf dreimal geraten werden!!
    Wenn nicht Ungarn, Österreich und andere Länder die Balkanroute geschlossen hätten, hätten wir ähnliche Zustände wie 2015 bei uns an der Südgrenze. Daß Z.B. die Ungarn dafür auch noch beschimpft werden ,finde ich mehr als befremdlich. Haben wir Deutsche schon das Jahr 1989 vergessen? Ehrlicherweise muß ich zugeben, daß ich auch keine Lösung parat habe, aber
    eine Politik , die auch die Interessen der Einheimischen berücksichtigt sollte endlich konsequent durchgezogen werden. Aber wer traut sich das noch zu sagen,geschweige denn auch zu tun. Ich höre schon die Beschimpfungen der sog.“Gutmenschen „.

  7. Gero

    Viel, sehr viel könnte ich dazu schreiben.
    Über Hintermänner, globale Pläne und finanzielle Macht.
    Über Ideologen, die glauben, sie wären allein im Besitz der Wahrheit, die sie anderen aufzwingen müßten um damit der „großen Sache“ dienen zu können.
    Geschenkt.

    Ich möchte nur die Anregung dalassen, sich Leute, die beim Hören eines bestimmten Wortes in bestimmte Verhaltensmuster fallen, mit Vorsicht zu behandeln.
    Eigentlich immer steckt dann ein potentieller Faschist dahinter.
    Wer den Gebrauch bestimmter Worte oder den Vergleich bestimmter Situationen verbieten lassen will, ist unwiderruflich ein Bösewicht.

    Von daher sehe ich die Äußerungen des Papstes eher gelassen.
    Vor allem, wenn man den inhaltlichen Schwund durch Übersetzung und Interpretation abzieht.

    Und zuletzt:
    Eine nette Seite hier, in der die Fragestellung noch einen Platz hat.
    Auch, wenn Herr Honekamp nur teilzeitig als Journalist unterwegs ist.
    Aber vielleicht auch gerade deswegen.

    Danke für die gemäßigte Meinung

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