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"Entweltlichen" müssen immer die anderen!

10. Oktober 2011 by Papsttreuer
Lesezeit 5 Minuten
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MIt dem Finger zeigen

Nein, dies ist kein weiterer Papstrückblick, eher ein Vorausblick auf anstehende Entwicklungen, die sich derzeit im Nachgang zum Papstbesuch abzeichnen. Da hat der Papst also in seiner schon als solcher legendären „Konzerthausrede“ von der notwendigen Entweltlichung der Kirche gesprochen … und wie auf Kommando geht nun also die Analyse los, was – oder besser: wer damit wohl gemeint sei?

Und wie immer ist es da hilfreich, nachzulesen, was der Heilige Vater denn nun genau gesagt hat. Nachlesen kann man die Rede vollständig auf der Seite des Vatikans, hier zitiere ich nur auszugsweise und wie ich hoffe, nicht allzu subjektiv:

Um ihrem eigentlichen Auftrag zu genügen, muß die Kirche immer wieder die Anstrengung unternehmen, sich von dieser ihrer Verweltlichung zu lösen und wieder offen auf Gott hin zu werden. Sie folgt damit den Worten Jesu: „Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin“ (Joh 17,16), und gerade so gibt er sich der Welt. Die Geschichte kommt der Kirche in gewisser Weise durch die verschiedenen Epochen der Säkularisierung zur Hilfe, die zu ihrer Läuterung und inneren Reform wesentlich beigetragen haben.

Die Säkularisierungen – sei es die Enteignung von Kirchengütern, sei es die Streichung von Privilegien oder ähnliches – bedeuteten nämlich jedesmal eine tiefgreifende Entweltlichung der Kirche, die sich dabei gleichsam ihres weltlichen Reichtums entblößt und wieder ganz ihre weltliche Armut annimmt. […]

Die geschichtlichen Beispiele zeigen: Das missionarische Zeugnis der entweltlichten Kirche tritt klarer zutage. Die von materiellen und politischen Lasten und Privilegien befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein. Sie kann ihre Berufung zum Dienst der Anbetung Gottes und zum Dienst des Nächsten wieder unbefangener leben. Die missionarische Pflicht, die über der christlichen Anbetung liegt und die ihre Struktur bestimmen sollte, wird deutlicher sichtbar. Sie öffnet sich der Welt, nicht um die Menschen für eine Institution mit eigenen Machtansprüchen zu gewinnen, sondern um sie zu sich selbst zu führen, indem sie zu dem führt, von dem jeder Mensch mit Augustinus sagen kann: Er ist mir innerlicher als ich mir selbst (vgl. Conf. 3, 6, 11). […]

Um so mehr ist es wieder an der Zeit, die wahre Entweltlichung zu finden, die Weltlichkeit der Kirche beherzt abzulegen. Das heißt natürlich nicht, sich aus der Welt zurückzuziehen, sondern das Gegenteil. Eine vom Weltlichen entlastete Kirche vermag gerade auch im sozial-karitativen Bereich den Menschen, den Leidenden wie ihren Helfern, die besondere Lebenskraft des christlichen Glaubens zu vermitteln. „Der Liebesdienst ist für die Kirche nicht eine Art Wohlfahrtsaktivität, die man auch anderen überlassen könnte, sondern er gehört zu ihrem Wesen, ist unverzichtbarer Wesensausdruck ihrer selbst“ (Enzyklika Deus caritas est, 25). Allerdings haben sich auch die karitativen Werke der Kirche immer neu dem Anspruch einer angemessenen Entweltlichung zu stellen, sollen ihr nicht angesichts der zunehmenden Entkirchlichung ihre Wurzeln vertrocknen. Nur die tiefe Beziehung zu Gott ermöglicht eine vollwertige Zuwendung zum Mitmenschen, so wie ohne Zuwendung zum Nächsten die Beziehung zu Gott verkümmert. […]

Herrjeh, ein langer Auszug, und vermutlich doch zu kurz, schließlich erscheint mir jedes Wort des Papstes in dieser Rede wertvoll. Dieser Text soll aber an dieser Stelle zunächst mal genügen. Wesentlich ist aber vielleicht auch noch der Zusammenhang der Rede: sie wurde gehalten, so heißt es offiziell, vor „engagierten Katholiken aus Kirche und Gesellschaft“, mithin scheint es sich bei der primären Zielgruppe der Rede nicht um sogenannte „Taufscheinkatholiken“ handeln, die nur noch zu Weihnachten und Hochzeiten eine Kirche von innen sehen, sondern um Menschen, die einen Großteil ihrer Zeit der Kirche widmen. Natürlich sind Reden des Papstes immer auch an andere Zielgruppen gerichtet, aber man wird wohl nicht fehlgeleitet sein, wenn man annimmt, dass der Papst vor diesem Zuhörerkreis nicht über andere gesprochen hat. Er meinte also die engagierten Katholiken in Kirche und Gesellschaft, wenn er Mutter Teresa zitiert:

Die selige Mutter Teresa wurde einmal gefragt, was sich ihrer Meinung nach als erstes in der Kirche ändern müsse. Ihre Antwort war: Sie und ich!

In den vergangenen Tagen wurde öffentlich und auch im Rahmen der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) darüber diskutiert, ob mit den weltlichen Privilegien vielleicht auch das deutsche Kirchensteuersystem gemeint sein könnte, das dem Papst ohnehin offenbar nicht allzu gut gefällt? In meinem Beitrag „Der Papst in Deutschland … noch ein Rückblick?“ hatte ich das Thema auch schon aufgegriffen und gemeint, es sei in dieser Sache eher nicht dienlich, Schnellschüsse zu tätigen, im Sinne von „weg mit der Kirchensteuer und alles wird gut“ – das könnte genau die Strukturdiskussion sein, vor der der Papst vor Vertretern des ZdK gewarnt hat! Genau so wenig bin ich allerdings begeistert, wenn die DBK schnellschussartig feststellt, dass der Papst nicht die Kirchensteuer gemeint habe. Klingt eher nach Pfeifen im Wald und verhindert möglicherweise eine weitere Auseinandersetzung (oder soll diese verhindern?) – denn beantwortet werden damit nicht die Fragen bspw. des Zusammenhangs der Zahlung von Kirchensteuer und Zugehörigkeit zur Kirche (Exkommunikation durch Austritt aus der Körperschaft als deutscher Sonderweg). Darum soll es mir aber in diesem Blog nicht gehen, interessant ist eher, wie der Papst uns selbst, die wir uns vermutlich für engagierte Katholiken in Kirche und Gesellschaft halten, mit der Rede angesprochen hat.

Es ist also zunächst mal an jedem Einzelnen, nicht auf Gremien und Organe der Kirche zu schauen, sondern sich an die eigene Nase zu fassen, wenn es darum geht, an welcher Stelle wir wie zu weltlich sind. Das geht schon mit Kleinigkeiten los, wovon mir eine bei mir selbst aufgefallen ist, an der ich Gott zu weit nach hinten in der Priorität gesetzt habe: das Sonntagsgebot! Ich meine nicht (in erster Linie) den sonntäglichen Messbesuch, der sollte selbstverständlich sein, sondern das Einhalten des Sonntags als von Gott benannten Ruhetag. Enthalte ich mich selber des Einkaufs am Sonntag, gerade jetzt vor dem Advent, in dem in vielen Innenstädten wieder mit „verkaufsoffenen Sonntagen“ geworben wird, gespickt mit Sonderangeboten, die den Einkauf am Tag des Herrn schon verlockend wirken lassen? Und enthalte ich mich selber der Arbeit, mal abgesehen von Menschen in Seelsorgeberufen, Feuerwehr oder ähnlichem? Gewähre ich als Unternehmer meinen Mitarbeitern einen freien Sonntag oder belege ich Mitarbeiter, die am Sonntag nicht arbeiten wollen mit Nachteilen? Arbeite ich umgekehrt am Sonntag selbst um meiner Karriere auf die Sprünge zu helfen? Kurz: stelle ich die Welt in dieser kleinen Frage über Gott? Lukas 16, 10: „Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen.“

Von da aus lassen sich viele Überlegungen ableiten, insbesondere dann, wenn ich weltliche Nachteile zu vermeiden versuche, indem ich es mit dem Leben in Christus nicht so genau nehme. Da ist es dann egal, ob einer Priester oder Bischof ist, und zu sehr an weltlichen Privilegien hängt oder Gremienmitglied der Gemeinde und versucht, auf Kosten der Wahrheit seinen Kopf durchzusetzen oder „einfacher“ Katholik, der es mit dem Glauben doch nicht so genau nimmt, wenn es (vemeintlich) niemand sieht und niemandem schadet?

Ja, der Papst spricht in seiner Rede von der Enteignung von Kirchengütern, die für die Kirche und ihre Sendung nicht immer von Schaden war – und man denkt direkt an die Kirchensteuer. Er spricht auch von den karitativen Werken der Kirche und ihrer engen weltlichen Bindungen –und man denkt an die Caritas, die sich in ihren Tätigkeiten nicht immer von weltlichen Unternehmen unterscheidet. Aber das Zeigen auf den anderen, so sehr es ab und zu berechtigt sein mag, entbindet uns nicht vom Blick in den (Gewissens-)Spiegel und davon zu prüfen, ob der Papst nicht vielleicht uns alle (bestimmt sich selbst eingeschlossen) gemeint haben könnte?

Stellen wir also sicher, dass wir auch auf die Frage, was sich in der Kirche zuerst ändern muss, die richtige Antwort finden: Sie und ich!

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Posted in: Allgemein Tagged: Benedikt XVI, Entweltlichung, Kirchensteuer, Konzerthaus, Mutter Teresa, Papst

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