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Entweltlichen – eine andere Perspektive

25. Oktober 2011 by Papsttreuer
Lesezeit 4 Minuten
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Perspektivwechsel

Ein – wie ich finde interessanter – Gedanke kam mir beim Lesen der Artikel zur Rückschau auf den Papstbesuch, vor allem diejenigen, die seinen Ansatz der „Entweltlichung“ in Verbindung sehen zum bevorstehenden Jahr des Glaubens.

Stellen wir uns mal vor, es gäbe heute eine Talkshow mit dem Thema „Bedeutung der christlichen Kirchen in der Gesellschaft“, Teilnehmer ein Atheist, ein „Neutraler“, ein Vertreter der evangelischen Kirche, und ein Vertreter der katholischen Kirche.

Also, ich nehme mal an, die Rollenverteilung wäre wie folgt:

Atheist: die Kirchen verfolgen ganz generell ein überholtes Weltbild. Jede Einflussnahme in sich ist illegitim und vom Staat nicht zu tolerieren. Religion ist Privatsache und darf keinen Einfluss auf die gesellschaftlichen und politischen Entscheidungen in der Welt haben.

Neutraler: die Kirchen sind eine relevante gesellschaftliche Größe und sollten hinsichtlich ihrer Einschätzung zur gesellschaftlichen Entwicklung partnerschaftlich gehört werden. Dabei sind die Religionen aufgefordert, sich immer wieder neu ihren Platz in der Gesellschaft zu suchen.

Evangelisch: die Kirchen leisten einen bedeutenden Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung. Durch ihre karitativen Einrichtungen tragen sie bei zu einem menschlichen Antlitz der modernen Gesellschaft und sind aufgefordert, dieser Rolle auch nachzukommen. Vor diesem Hintergrund des Beitrags zur gesellschaftlichen Entwicklung sind die Religionen als Partner auch im gesellschaftlichen Diskurs wahrzunehmen.

Und jetzt: was sollte ein Katholik sagen? Gibt es eine „katholische“ (dem Wortsinne nach, nicht der Konfessionsbezeichnung) Position in dieser Fragestellung und wie müsste die aussehen? Ich behaupte: eine katholische Position hat mit all den oben genannten nur bedingt zu tun!

Wobei mir als „Ansatzpunkt“ die Sicht des Atheisten insofern am besten gefällt, als dass ich ihr am besten widersprechen kann: das Gegenteil sollte der Fall sein! „Überholtes Weltbild“ ist kein Merkmal des christlichen Glaubens: er befasst sich mit der Wahrheit, die sich durch kein „modernes“ Weltbild überholen ließe. Wenn es Wahrheit gibt, dann kann das Weltbild gegen sie verstoßen, aber dann ist die gesellschaftliche Realität fehlgeleitet und zu korrigieren. Das bestimmt auch die Notwendigkeit der Einflussnahme (natürlich ohne Zwang) in gesellschaftliche und politische Entwicklungen und Entscheidungen. Glaubende Menschen müssen sich Gehör verschaffen und dies muss ihnen auch ermöglicht werden, auch wenn das „moderne“ Weltbild den vertretenen Positionen entgegensteht.

Mit den anderen beiden Positionen tue ich mich schon schwerer, vor allem deshalb, weil sie der atheistischen Position nicht deutlich genug widersprechen. Was in diesen Positionen aber deutlich wird ist die Sichtweise, dass die Religion, die Kirche, ihren Beitrag in der Gesellschaft leisten muss, und sich dieser Beitrag anhand weltlicher Kriterien messen ließe. Und hier regt sich Widerspruch: natürlich leisten Christen einen Beitrag in der Gesellschaft, aber wie der bewertet werden kann, ist eine andere Frage. Muss der Beitrag nicht eher ein transzendenter sein denn ein weltlicher?

Und hier entsteht dann ein wichtiger Gesichtspunkt der „Entweltlichung“: keine Flucht aus der Welt aber eine Loslösung von den Maßstäben der Welt. Nicht nur eine Lösung von weltlichen Gütern und Strukturen sondern auch die Lösung von an sie gestellten Ansprüchen in der Gesellschaft soweit sie sich nicht direkt aus dem Glauben ergeben. Mithin: eine Rückbesinnung auf das, was Jesus Christus von uns erwartet. Und was erwartet er von uns? Um mit dem Evangelium vom letzten (Missions-) Sonntag zu sprechen: bedingungslose Liebe zu Gott und Liebe zum nächsten wie zu sich selbst! Das kann und muss beispielsweise auch bedeuten, sich für die Benachteiligten in der Gesellschaft, Arme, Kranke, Alte, Einsame, einzusetzen. Aber nicht, um der Gesellschaft an sich einen Dienst zu erweisen, sondern um der Liebe Gottes und zu den Menschen willen. Die Taten der Barmherzigkeit gewinnen ihren Wert nicht aus der Sichtweise der Welt sondern aus der Sichtweise Gottes. Und Taten, die die Gesellschaft gutheißt, aber nicht Gottes Gefallen finden, können auch von uns Gläubigen nicht geleistet werden. So verstanden verabschiedet man sich als gläubiger Katholik von einer fehlgeleiteten „Zielgruppenorientierung“, die die Befriedigung von Wünschen von Gesellschaftsgruppen erreichen möchte. Den Menschen den Glauben auf adäquate Weise – und das heißt nach dem Kenntnisstand, dem gesellschaftlichen Hintergrund etc. – nahezubringen ist richtig, aber ein Abweichen vom Glauben, um ihn „schmackhafter“ zu machen, ist für uns keine Option. Dies wäre ein „selbstgemachter“ Glaube und als solcher – man vergleiche die Rede unseres Papstes im Kapuzinerkloster in Erfurt – „wertlos“!

Und neben dem Aspekt der Entweltlichung sieht man hier auch schön denjenigen des Glaubens und der Evangelisation. Wie Paulus schreibt: „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!“ (1. Korinther 9, 16). Evangelisation ist unser Auftrag aus Liebe zu Gott und zu den Menschen. Um mal ein – zugegeben sehr theoretisches – Bespiel zu nennen: wenn ich durch karitative Arbeit Werbung für eine atheistische Vereinigung machen und die Menschen dadurch von Gott entfernen würde, wäre diese karitative Arbeit nicht im Sinne Jesu. Der Auftrag der Evangelisierung muss unserem Handeln immanent sein, sonst laufen wir Gefahr, das Ziel mit der Aktion zu verwechseln – wir geraten in die Strukturfalle, vor der Papst Benedikt XVI. gewarnt hat. Evangelisieren, das heißt, den Menschen die Liebe Christi nahebringen, kann aber nur gelingen, wenn ich die Liebe Christi selber kennengelernt habe. Irgendwo habe ich mal gelesen: Jesus kennen zu lernen heißt automatisch, ihn zu lieben. Ihn und seine Botschaft zu kennen, ist damit DAS Grundrüstzeug der Evangelisierung. Zu glauben und den Glauben zu kennen ist die Grundlage jeder Evangelisierung – und zu glauben und den Glauben zu kennen führt auch zu einem inneren Drang zu evangelisieren: „Die Liebe Christi drängt uns“ (2. Korinther 5, 14).

Und um gleich meinem Vorsatz zum Jahr des Glaubens gerecht zu werden, auch ein bisschen Werbung für den Katechismus der katholischen Kirche zu machen, hier noch ein Artikel, der ebenfalls zu lesen lohnt:

III Die Sakramente des Glaubens
1122 Christus hat seine Apostel gesandt, um in seinem Namen allen Völkern zu „verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden“ (Lk 24,47). „Macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19). Die Sendung zu taufen — und damit die sakramentale Sendung — ist inbegriffen in der Sendung zu evangelisieren, denn das Sakrament wird vorbereitet durch das Wort Gottes und durch den Glauben, der diesem Wort zustimmt.

… eigentlich ist das, was ich schreibe ja höchst überflüssig, steht doch alles schon in besseren Worten zusammengefasst im Katechismus! Ich hoffe, es ist trotzdem für den einen oder anderen interessant?

Also, weiter geht’s: arbeiten wir an unserem Auftrag, und beten wir um die Hilfe Gottes, denn ohne ihn können wir nichts tun, nicht selber glauben, geschweige denn andere glauben machen!

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Posted in: Allgemein Tagged: Benedikt XVI, Entweltlichung, Evangelisierung, Glaube, Jahr des Glaubens, Papst

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