Manchmal komme ich aus dem Staunen nicht mehr raus: seit Jahren wird in der katholischen Kirche (jedenfalls bei den am rechten Glauben interessierten Laien) darüber diskutiert, ob ein Konzern wie der Weltbildverlag ins Portfolio der Kirche passt. Diese Frage stellt sich schon ganz generell, schließlich handelt es sich um ein weltliches Unternehmen, und die Frage, ob man als Kirche außerhalb der Verkündigung Unternehmen betreiben sollte, sollte schon erlaubt sein. Im Besonderen ist diese Frage aber dann wohl notwendig, wenn es sich bei den Geschäften um solche zweifelhafter Art handelt. Wenn also im Weltbildverlag erotische bis pornografische Schriften und solche, die sich gegen den Glauben der Kirche wenden (Esoterik, Satanismus), erwerben kann. Da ist es auch egal, ob die Kirche damit am Ende Geld verdient oder es sich nur um ein Zuschussgeschäft handelt: auch ein defizitäres Bordell sollte nicht von der Kirche betrieben werden!
Zudem halten deutsche Bistümer auch noch indirekt 50 % am Verlag Droemer-Knaur, der derartige Literatur nicht nur vertreibt sondern auch produziert. Um im Bild zu bleiben: die Kirche besitzt nicht nur ein Haus und vermietet es an ein Bordell, nein, sie betreibt eines!
Selbst der Papst hat es sich bei der Einführung des neuen deutschen Botschafters im Vatikan nicht nehmen lassen, recht unverholen darauf hinzuweisen, dass das nun gar nicht geht. Im Wortlaut:
Hier ist es an der Zeit, Prostitution wie auch die weite Verbreitung von Material erotischen oder pornographischen Inhalts, gerade auch über das Internet, energisch einzuschränken. Der Heilige Stuhl wird darauf achten, dass der notwendige Einsatz gegenüber diesen Missständen seitens der katholischen Kirche in Deutschland vielfach entschiedener und deutlicher erfolgt.
All das sollte eigentlich ausreichen, um die Verantwortlichen aufzuscheuchen, endlich nach einer Lösung für das Weltbild-Problem zu sorgen. Stattdessen schießt man sich auf die Überbringer der Nachrichten, namentlich kath.net und das katholische Magazin PUR ein. Die Vorgänge werden in diesen und weiteren Medien ans Licht gebracht, ja, auch schonungslos, aber wohl notwendig, wenn man an dieser Stelle etwas bewegen möchte. Auf die „leise Art“ hat man es ja über Jahre ohne Erfolg versucht. Ich will es nicht zu hoch aufhängen, aber die Lektüre von Matthäus 18, 15-17 scheint mir da schon lohnend.
Den Tiefpunkt der Schlammschlacht, in der sich ein Justitiar des Bistums Fulda, der gleichzeitig Mitglied des Aufsichtsrats beim Weltbildverlags ist, dazu hinreißen lässt, nebulöse Warnungen gegen kath.net auszusprechen und Weltbild wie Droemer-Knaur (wohlgemerkt im (Mehrheits-) Besitz deutscher Diözesen) aufgrund rechtlicher Spitzfindigkeiten hinsichtlich der Definition von Ponografie mit juristischen Maßnahmen drohen, erreicht nun aber Pater Bernd Hagenkord SJ, seines Zeichens Leiter der deutschsprachigen Sektion von Radio Vatikan. Was er in seinem eigenen Blog schreibt ist leider so unsachlich wie er es den Journalisten, die diesen Augiasstall ausmisten lassen wollen vorwirft. Natürlich vereinfacht 20Minuten, dessen Titel „Papst will keine Sexfilme mehr verkaufen“ das Thema ganz grob und bestimmt auch unzulässig, aber die Aufmerksamkeit, die man jetzt über solcherlei Medien bekommt, haben sich die Verantwortlichen in der Tat durch Unterlassung selbst zuzuschreiben (und damit dem Papstamt selbst Schaden zugefügt, indem man weltlichen Medien die Chance zu solch einer Schlagzeile liefert). Das der Artikel ansonsten argumentationsfrei bleibt spricht wohl für sich: es scheint Pater Hagenkord gar nicht darum zu gehen, für was „die deutsche Kirche“ hier verantwortlich (ja, auch als „Produzent“) ist. Ich habe den Artikel in PUR selbst gelesen und er ist in der Tat journalistischer als sich Pater Hagenkordt in seinem Blog gibt!
So entwickelt sich ein Fehltritt, der jedem passieren kann und dem jeder Mensch, Katholiken untereinander allzumal, mit Barmherzigkeit begegnen sollte, nun endgültig zu einem Skandal. Man muss annehmen, dass die weltlichen Verknüpfungen der betreffenden kirchlichen Eigentümer so stark sind, dass man nicht mal vor falschen Anschuldigungen zurückschreckt um die Kritiker mundtot zu machen.
Ich gestehe: was ich zu diesem Thema lese macht mich wütend und lässt mich am Zustand der Kirche in Deutschland noch mehr (ver-)zweifeln, als bisher. Wenn unser oberster weltlicher Hirte, der Heilige Vater in Rom, schon so deutlich wird und die deutschen Apostel, unsere Bischöfe, dies offensichtlich zu ignorieren gedenken, ist der Bruch offenbar schon tiefer als ich das bisher schon befürchtet hatte!
Schämen müssen sich nicht die Journalisten, die das Thema aufgreifen, selbst wenn sie es was man bei den weltlichen Medien außerhalb kath.net oder PUR durchaus vermuten kann eher zur Steigerung der Quote getan haben mögen. Schämen sollte sich Pater Hagenkord genau so wie alle Bischöfe, die jetzt noch immer am Mammon Weltbild & Droemer-Knaur hängen und damit jeden gläubigen Katholiken fast körperlichen Schmerz zumuten ob des Makels, dem das unserer Mutter Kirche zufügt!