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Der eingebaute Spielverderber?

8. November 2011 by Papsttreuer
Lesezeit 4 Minuten
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spielverderber

Vor einiger Zeit hatte ich schon mal das Thema „Gewissen“ angesprochen und mir vorgenommen, das noch mal wieder aufzunehmen. Mir scheint das ein wichtiges Thema zu sein, vor allem, weil seine Auswirkungen sich überall in unserem persönlichen und im öffentlichen Leben zeigen.

Hierzu ein paar Gedanken, die allesamt nicht auf meinem Mist gewachsen sind, sich aber in Kombination vielleicht zur besonderen Betrachtung eignen:

Da ist erstmal der Wunsch eines jeden Menschen nach „innerem Frieden“. Der scheint sich nur dann einzustellen, wenn eigene Prinzipien und eigene Handlungen zusammenpassen. Wenn es also zu meinen Prinzipien gehört (wie das bei Christen der Fall sein sollte), gut zu sein, dann bringt ein schlechtes Verhalten anderen Menschen gegenüber eine Spannung, die den inneren Frieden stört. Dieser an sich einfache Zusammenhang setzt aber schon einiges voraus:

Das Gute an sich

Die Frage, die sich jeder stellen muss, ist die: Was ist denn gut? Subtil gibt es dagegen heute vielfach die Ansicht, dass es das Gute an sich gar nicht gäbe, sondern dass dies nur ein Konstrukt sei. Pilatus fragt Jesus „Was ist Wahrheit?“, man könnte auch übersetzen „Was ist das Gute?“ und scheint die Antwort gar nicht erst abzuwarten, weil es so etwas vielleicht gar nicht gäbe. Naturrechtlich und besonders christlich und katholisch ist das nicht. Wir glauben, dass es die Wahrheit und das Gute tatsächlich gibt, und dass wir aufgefordert sind, es auch zu tun. Das Unwissen darüber, was gut ist, reicht also nicht zur „Entlastung“ des Gewissens.

Und jetzt: wenn es das Gute gibt, kann ich es denn auch erkennen? Auch hier: es ist manchmal nicht einfach, das Gute zu erkennen, aber das heißt nicht, dass das nicht ginge. Guardini schreibt zum Beispiel dazu, dass wir die jeweiligen Situationen zu betrachten und dann unser Handeln zu entscheiden haben. Dabei betrachtet er als „Situation“ den jeweiligen Zusammenhang, der jeweils immer neu ist und so in exakt der gleichen Form nicht wieder auftreten wird. Und zu dieser Situation gehört als „Umfeld“ auch die Kenntnis der Heiligen Schrift, des Lehramtes und der christlichen Tradition. Es ist damit der Weg wiederum abgeschnitten, aus dem Gewissen etwas rein Subjektives zu machen. Anders gesagt: wenn ich als Katholik in einer Situation über mein Handeln entscheiden will, muss (!) ein Kriterium die Glaubenslehre in diesem Zusammenhang sein. Ich kann nicht einfach davon absehen, nur weil es gerade unpraktisch ist oder mir diese Lehre gerade nicht in den Kram passt.

Vorher – während – und danach?

Das alles ist natürlich gar nicht immer so einfach. Die moralischen Fragestellungen dieser Tage legen meist einen Blumenstrauß an Antworten nahe, die allesamt auch ihr Gutes haben: Forscher an embryonalen Stammzellen werden immer auf die Heilung bislang unheilbarer Krankheiten verweisen, die man damit zu erreichen sucht, Lebensschützer weisen darauf hin, dass mit dieser Forschung Embryonen, also ungeborene Menschen getötet werden. Ein „das muss jeder selber wissen“ geht dabei schon allein deshalb nicht, weil bei der Entscheidung auch über das ungeborene Leben mit entschieden wird. Hilfreich ist also bei all solchen Themen, egal ob komplex oder einfach, seinen Willen mit dem der Morallehre der Kirche abzugleichen und sie, basierend auf den Worten der Bibel, zum Maßstab zu machen.

Man könnte meinen, nachdem ich die Kenntnis vom Guten habe, sei es jetzt leicht – ist es aber natürlich nicht! Denn das Gute zu kennen, heißt nicht, das Gute auch zu tun. Unsere eigenen subjektiven Interessen stehen dem Guten nur zu oft im Weg: Stolz, Eitelkeit, Egoismus, eigene Begierden, alles das, trifft uns mit voller Wucht und steht zwischen unserer Erkenntnis des Guten und dem Handeln. Wie Paulus schreibt: „Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, dann bin nicht mehr ich es, der so handelt, sondern die in mir wohnende Sünde. Ich stoße also auf das Gesetz, dass in mir das Böse vorhanden ist, obwohl ich das Gute tun will.“ (Römer 7, 19-21). Den eigenen Willen in der Erkenntnis des Guten zu stärken muss also das Ziel sein, um zukünftig es nicht nur zu erkennen sondern auch zu tun.

Denn das Gewissen reagiert auch auf mein Handeln: das Wissen um das Gute reagiert auf das Böse! Das jedem bekannte schlechte Gewissen, das sich nach meinem schlechten Handeln einstellt, macht mir nachhaltig klar, dass ich nicht mehr „in der Wahrheit“ bin sondern meinem Gewissen zuwider gehandelt habe.

Das gute Ruhekissen

Nun gibt es aber in der Tat zwei Arten, ein gutes Gewissen zu erreichen: indem ich meinen Prinzipien entsprechend handele oder indem ich meine Prinzipien meinem Handeln anpasse. Das besondere daran: der erste Weg bedeutet Arbeit: ich muss mich immer wieder prüfen, meine Handlungen im Vorfeld abwägen, und im Nachgang danach suchen, wie ich es hätte besser machen können. Der zweite Weg dagegen funktioniert fast von alleine: ein ständig belastetes Gewissen gibt irgendwann nach. Irgendwann glaube ich meine Entschuldigungen selber, bin der Ansicht, dass es schon nicht so schlimm sein wird, wenn es doch alle Welt so macht etc.pp. Sosehr das Gute auch absolut ist, existiert und erkannt werden kann, so anpassbar ist doch unser Gewissen. Man könnte auch formulieren: das Gewissen entspricht der subjektiven Bewertung einer absoluten Wahrheit (dieser Satz stammt jetzt tatsächlich von mir, daher mahne ich Vorsicht an, ob das so korrekt formuliert ist) – damit ist das Gewissen auch Fehlern unterworfen. Wenn also unser Glaube fordert, dass wir unserem Gewissen folgen sollen, so meint das doch nicht, dass „jeder selbst wissen muss“, was er tut, diese „Gewissensfreiheit“ bedeutet auch die Verantwortung, das Gewissen auch zu bilden. Das nicht zu tun ist genau so sträflich, wie das direkte Handeln gegen mein eigenes Gewissen.

Spielverderber?

Das (gut ausgebildete) Gewissen setzt sich also immer wieder in Opposition zu unseren eigenen Wünschen, gegen den Wunsch, den Versuchungen der Welt nachzugeben, dagegen, die Sünde zu begehen, die mir doch so verlockend erscheint während das Leben entsprechend meines Gewissens mir diese „Freuden“ doch vorenthält. Man muss es erlebt haben, um es zu erfahren: die Sünde zu begehen ist keine Freiheit sondern macht mich zum Sklaven der Sünde (das dahinter der Teufel selbst steckt, sollte unter Katholiken kein Geheimnis sein), während mich das Befolgen meines Gewissens, dem freiwilligen Gehorsam gegenüber Christus und der Kirche, mich befreit. Auch wenn der Vergleich hinkt: es ist keine Freiheit des Alkoholikers zur Flasche zu greifen, aber es ist seine Freiheit „Nein“ zu sagen. Dieses Nein ist nicht leicht durchzuhalten, aber es gibt zum Glück Hilfe: in Christus selbst und in der Kirche! In der Eucharistie, in der Beichte, in der Begleitung durch einen geistlichen Leiter, nicht zuletzt auch durch das Gebet!

Schließen möchte ich diesen – zugegeben nicht ganz unkomplizierten – Beitrag mit einem Satz, den ich bei Romano Guardini gefunden habe:

Das Gute wird nicht wirklich, wenn ich es nicht vollbringe. Erwägen wir das mit dem edelsten Stolz unseres Herzens!

Quellen: bedient habe ich mich bei diesem Artikel vor allem bei Erkenntnissen aus dem Buch „Das Gute, das Gewissen und die Sammlung“ von Romano Guardini, aus „Wahrheit, Werte, Macht. Prüfsteine der pluralistischen Gesellschaft“ von Joseph Ratzinger sowie aus dem Podcast „Back 2 Basic“ von Pater George Elsbett LC

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Posted in: Allgemein Tagged: Gewissen, Guardini, Ratzinger, Spielverderber, Wahrheit

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