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Was würde Jesus tun?

6. Juni 2012 by Papsttreuer
Lesezeit 4 Minuten
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Heute möchte ich gerne von einer persönlichen Erfahrung berichten, die ich ab und an mache, und die mich – je nach Tagesform – verzweifeln lässt oder leise auflachen. Als Christen folgen wir ja nicht einer bestimmten Lehre, haben keine Buchreligion, der Name unseres Glaubens ist Programm: wir folgen Christus, er ist unser Herr und Gott, auch unser Bruder und Freund, und natürlich unser Vorbild in den Entscheidungen und Anforderungen des Lebens. Dafür wurde die Frage geschaffen, die Maßstab unseres Handelns sein sollte: „What would Jesus do? Was würde Jesus tun?“

Und so können wir das Leben Jesu, was er gesagt hat, was er getan hat, auch was er nicht getan hat, in der Bibel nachlesen, betrachten und Rückschlüsse daraus für uns ziehen. Geleitet vom Heiligen Geist (hoffentlich, die Unterscheidung der Geister ist da entscheidend) dürfen wir dann, wenn wir handeln, wie Jesus das in einer vergleichbaren Situation getan hat, davon ausgehen, „gut“ zu handeln. Immer gut zu handeln, in Liebe zu Gott und den Menschen, ist vielleicht eine Kurzdefinition für ein „heiligmäßiges“ Leben.

So weit, so einfach … oder auch nicht? Denn ab und zu steht man vor Situationen, bei denen man nicht so leicht erkennen kann, was richtig oder falsch ist, wo man vielleicht gezwungen wird, eine Position zu beziehen, vielleicht im Streit zwischen zwei Menschen, von denen man beide nicht für gut hält.

Deutlich ist das bspw. immer wieder bei Wahlen: hätte Jesus gewählt, und wenn nicht (vielleicht hätte er keine weltliche Regierung legitimieren mögen) würde er uns vorschlagen, zu wählen? Und wenn ja, welche Partei? Würde er uns Kompromisse vorschlagen – eine Partei wählen, die aus christlicher Sicht das geringere Übel darstellt, wenn wir auch damit rechnen müssen, in bestimmten Fragestellungen deutlich von Gottes Willen abzuweichen? Würde er uns vorschlagen, taktisch zu wählen, also bspw. eine kleine Partei, die weitgehend christliche Lehren vertritt nicht wählen, sondern eine deutlicher abweichende größere Partei, damit eine völlig unchristliche nicht die Macht erlangt?

Oder man beobachtet den Streit zweier Menschen, vielleicht guten Freunden, und wird gezwungen, Position zu beziehen. „Bist Du für mich oder gegen mich?“ – und was, wenn dann beide Positionen falsch im Sinne von moralisch bedenklich sind? Natürlich ist die erste Anforderung an uns Christen, Frieden zu stiften, aber wir alle kennen auch die Situation, in denen das nicht möglich ist. Kann ich mich dann einfach raushalten, muss ich vermittelnd eingreifen, versuchen, Schlimmeres zu verhindern?

Bestimmt fallen jedem noch mehr und andere Beispiele ein, mit denen wir im Leben konfrontiert sind und für die es kein – zumindest kein direktes – Beispiel im Leben Jesu gibt und wir also aus anderen Situationen schließen müssen. Mich überkommt dann manchmal die Frage oder der Hinweis an Christus im Gebet: „Mit so einem Mist hast Du Dich aber nicht rumschlagen müssen!“ – Natürlich, Jesus hat ganz andere, viel elementarere Angriffe ertragen müssen, so sollten wir also nicht anfangen zu jammern, denn eine Gegenfrage Jesu ist natürlich berechtigt: „Glaubst Du wirklich, ich hätte es leichter gehabt als du?“ Trotzdem kann einen der Gedanke befallen, dass die Situationen, die die Bibel beschreibt, elementar und lebensbedrohlich wie sie waren, ob sie nun das Leben Jesu betreffen oder das Leben der Apostel, eindeutiger und damit leichter zu beurteilen gewesen sind als ein bisweilen „politisches“ Umfeld in unserem Leben, sei es in der echten Politik, sei es im Beruf oder in der Familie, Freundschaften oder Gesellschaft, in denen ein schwarz-weiß von Grauschattierungen abgelöst wird, in denen nicht immer einfach zu entdecken ist, was dunkler und was heller ist.

Eigentlich aber, so denke ich, lässt sich auch eine Grauschattierung in schwarz und weiß zergliedern: im Streit zwischen zwei Freunden kann ich also erstens vermitteln, zweitens herausstellen, wer wo keine gute Position bezieht, dies den einzelnen gegenüber um ihn nicht vor anderen bloßzustellen, diese Klarstellung nicht als Angriff verstehen sondern als Hilfe deutlich machen .. etc.pp. Und das alles, nur zur Warnung, heißt natürlich nicht, dass uns dann alle verstehen, es schützt uns nicht davor, zwischen allen Stühlen zu landen – und auch wenn wir als Christen versuchen sollten, das zu vermeiden und sicherzustellen, dass wir weiterhin Gehör finden, so schützt uns dieses Vorgehen doch davor, unsere Nachfolge Jesu zu verlassen.

Von Carl Sandburg stammt der – weltliche, nicht theologische – Satz (nicht ganz korrekt übersetzt): „Stell Dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin“, der oft von der Friedensbewegung genutzt wurde, um deutlich zu machen, dass ein Krieg nicht möglich ist, wenn er keine Teilnehmer hat. Diese einfache Lösung funktioniert nur leider nicht, was auch Sandburg wusste, denn er stellte diesem Satz einen weiteren hinten an und lautet dann vollständig: „Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin – dann kommt der Krieg zu Euch“. Es ist wahr, wir können uns als Christen aus den Streitigkeiten, den großen und kleinen Konflikten und „Kriegen“ dieser Welt nicht heraushalten, aber wir können entscheiden, wie wir uns in diesen Situationen verhalten, um weiterhin in der Nachfolge Christi zu bleiben. Niemand zwingt uns, die gleichen Waffen wie die Kombattanten zu benutzen, niemand zwingt uns, unfaires Verhalten mit unfairem Verhalten zu vergelten. Auf diese Art können wir aus weltlicher Sicht immer auch wieder zu den Verlierern zählen, uns bleibt aber die Möglichkeit, weiter in den Spiegel zu schauen, mit einem guten Gewissen – und vielleicht wird selbst diese Standhaftigkeit auch in der Welt respektiert (rechnen sollte man damit aber nicht).

Es hilft alles nichts, als Christen werden wir in die Konflikte dieser Welt hineingezogen, die wir nicht ausgelöst und nicht gewollt haben, und nur unsere starke Bindung an Christus, das Gebet, die Meditation, der Empfang der Sakramente, schützt uns davor, statt nur hineingezogen auch ein Teil des Konfliktes, ein Teil dieser Welt zu werden. Der Begriff der „Entweltlichung“ kann so sehr griffig werden: die Maßstäbe der Welt können nicht unsere sein, unser Maßstab ist die Heiligkeit, die Vollkommenheit Gottes, und das ist ein ganz anderer Maßstab als „Recht zu haben“ oder „zu gewinnen“ – wir sind in dieser Welt aber nicht von dieser Welt und so sollten und können wir uns auch verhalten!

Anmerkung: Auslöser dieses Beitrags ist eine berufliche Situation, in der ich gerade stecke und ich bitte alle Leser um ein Gebet, dass ich den richtigen Weg ausfindig mache und den Mut besitze, ihn auch zu gehen!

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Posted in: Allgemein Tagged: Entweltlichung, Gewissen, Konflikt, Krieg, Liebe, Sakramente

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