Beginn der Satire
Der Chefredakteur einer unbedeutenden kleinen Satirezeitschrift in Deutschland, nennen wir sie Estonia wacht morgens auf naja, morgens??? Für den arbeitenden Teil der Bevölkerung ist es fast Mittag, aber erstens gibt man sich als Medienschaffender mit solchen Kinkerlitzchen natürlich nicht ab, und außerdem war der gestrige Abend wieder lang. Was sich zunächst wie eine angenehme Wärme im Bett anfühlt entpuppt sich bei näherem Nachfühlen doch als langsam ins kühl und nass umschlagend Mist, wieder das Wasser nicht halten können obs am Alkohol liegt oder wird es doch langsam ein medizinisches Problem? Werde ich vielleicht doch alt, schießt es ihm durch den Kopf?
Aber dann die Beruhigung, nein, ich bin immer noch erst knapp über dreißig, und mein pubertäres Gehabe kann noch immer Vorbild sein für die meisten Gymnasiasten, die meinen, die Welt gehöre ihn. Und als Redakteur eines führenden Satiremagazins (so redet er sich selbst ein) kann ich diesen Trieb ausleben und mich über alles lustig machen, was mir gerade nicht passt oder was ich nicht verstehe – dieser letzte Gedanke schießt ihm immer mal wieder in letzter Zeit durch den Kopf, und je mehr er ihn zu verdrängen versucht, umso mehr setzt er sich in seinem Kopf fest. Nein, sagt er sich dann, ich habe Literaturwissenschaft studiert, was mich zu einem ausgewiesenen Literaten macht, Marcel Reich-Ranicki ist ein Sch gegen mich, redet er sich dann ein. Außerdem noch Publizistik, was ihn auf eine Stufe mit Größen wie Rudolf Augstein und Stefan Aust stellt was nur leider keiner so sieht außer ihm, das ist ihm aber am frühen Morgen auch egal, wenn er versucht, seine Bettwäsche abzuziehen, zum dritten mal in dieser Woche.
Und Philosophie beherrsche ich wie kein Zweiter, meint er dann zu sich ich habe das schließlich studiert. Naja, manchmal beschleicht ihn das Gefühl, dass er es sich bei seiner Arbeit über Jean Paul vielleicht ein bisschen einfach gemacht hat, aber solange niemand merkt, dass die Hälfte der Arbeit nicht von mir stammt man darf alles machen, man darf sich nur nicht erwischen lassen, grinst er in sich hinein. Und als Philosoph, da stehe ich doch auch auf einer Stufe mit Größen wie Nietzsche, Kierkegaard, Habermas und jetzt schießt es ihm durch den Kopf auf einer Stufe mit dem Papst!?! Kann das sein? Nein, ich bin Papst hat doch auch die Bild geschrieben eine Zeitung, mit der er sich beruflich immer wieder gerne anlegt, die er ansonsten aber wegen der für ihn leichten Lesbarkeit nach durchzechten Nächten und der Kleinanzeige von Natascha von allen Tageszeitungen noch immer bevorzugt sagt er in der Redaktionskonferenz allerdings niemandem.
Wenn wir alle Papst sind, dann bin ich mit meinem Talent es doch mit Sicherheit! Nur, der Papst ist wirklich alt, was hat er letztens noch irgendwo gelesen 85! Wow, und immer noch fit wie ein Turnschuh, Menschenmassen jubeln ihm zu, er schreibt Bücher, die unser kleiner Chefredakteur nicht versteht, die aber ganz schön dick sind, er hält Reden, die ihm auch nicht eingängiger erscheinen aber das liegt, so sagt er sich, nur daran, dass der Papst eben Unsinn rede und er, der kleine Redakteur, also eigentlich der große Redakteur, dem intellektuellen Anspruch des Papstes einfach überlegen ist. Und trotzdem der Typ in Rom macht einfach eine bessere Figur, so grämt er sich, während er im Schrank nicht passende Bettbezüge zusammenstellt, da alle anderen schon in der Wäsche sind, die er wieder mal machen müsste.
So was wie das hier muss der Papst sicher nie machen, sagt sich der Redakteur was vermutlich schon daran liegt, dass der Papst sich nachts nicht einnässen wird. Ist doch schließlich der Papst! Aber wenn, ja wenn er das doch täte, dann wäre doch der letzte Unterschied zwischen ihm, dem kleinen Redakteur und dem großen Mann in Rom, endgültig eingeebnet?!
Zeitungen schaffen Realität das hat er mal irgendwo im Publizistikstudium gelesen, muss in einem Fachmagazin gewesen sein, eins mit diesen dicken Blättern, die sich so gut eignen zum Zusammenschieben von Koksresten. Oder in einem der Bücher, die er damals versucht hat zu verstehen? Egal, so sagt er sich: Zeitungen schaffen Realität und ich besitze eine Zeitung das redet er sich ein, ist er doch tatsächlich nicht Besitzer, aber geistiger Besitzer immerhin. Wenn ich also verbreite, der Papst habe das gleiche Problem wie ich, dann hat er das gleiche Problem wie ich kurz kommt ihm noch der Gedanke, dass dieser Schluss ein wenig voreilig ist, aber diesen Zweifel wischt er schnell wieder beiseite Selbstzweifel sind seine Sache nicht, was ich sage ist wahr wieder eine Gemeinsamkeit mit dem Papst, grinst er in sich hinein. Und so fasst er den Plan, eine Fotomontage erstellen zu lassen, als Titelblatt für sein Magazin, das den Papst als inkontinenten Greis darstellt. Da hat er doch letztens auch was von Vatileaks gelesen, einer undichten Stelle im Vatikan undichte Stelle verbunden mit Inkontinenz so eine Art von Humor hat ihm schon als Schüler gefallen, und auch wenn ihn manchmal der Zweifel überkommt, ob diese Art von Humor einem großen, einem der größten Philosophen unserer Zeit angemessen ist wie gesagt: Selbstzweifel sind nicht seine Sache! Zweifeln ist schwul, sagt er unter Freunden und nach ein paar Drinks zuviel gerne, was immer zu einer peinlichen Gesprächspause führt, nicht, weil es die anderen anders sehen würden, sondern weil es immer leicht diskriminierend rüberkommt und damit auch Zweifel an seiner eigenen sexuellen Orientierung genährt werden weshalb er sich meistens beeilt, eine kleine Ergänzung anzuhängen: Zweifeln ist was für Luschen! Was aber das peinliche, mitunter eisige Schweigen in seinem Umfeld nur noch erhärtet, hat er doch damit die sexuelle Orientierung direkt gewertet Mist!
Ach, alles Luschen, denkt er sich dann und wendet sich dem nächsten Drink zu in der Hoffnung, dass das Sausen in seinem Kopf wirklich nur der sich anbahnende Rausch ist und dass der aber bitte nicht dazu führt, dass er morgen wieder in einem nassen Bett aufwacht?!
Ende der Satire
War das eine gute Satire? War das lustig? Ich glaube nicht! Weshalb ich auch nicht über das Titelbild der aktuellen Ausgabe des „Satiremagazins“ Titanic lachen kann, die unseren Papst mit einem Urinfleck auf seiner Soutane mit dem eben zitierten Hinweis auf die „undichte Stelle“ im Vatikan zeigt: unlustig und gratismutig! Unlustig weil es einen Menschen verhöhnt, dem man auch als Nichtkatholik aufgrund seiner Lebensleistung, und seiner Leistungen in seinem Alter Respekt zollen kann und sollte, einen, wenn nicht den größten Theologen unserer Zeit dem man natürlich widersprechen darf, bei dem sich aber eine Verunglimpfung in dieser Art verbieten sollte. Gratismutig, weil man sich als Redaktion darauf verlassen kann, dass sich die Leser und auch die Bevölkerung über solche Entgleisungen nicht empören werden, abgesehen von ein paar Dunkelkatholiken, die man aber genau auf diese Art wieder in einer der nächsten Ausgaben verhöhnen kann, ob ihrer Empfindlichkeit und unterstellten Dummheit wegen ihres festen Glaubens. Und auf deutsche Gerichte kann man sich ebenfalls verlassen, bei denen es schon ein Angriff auf den Islam sein muss um als Blasphemie zu gelten, den man sich aber aus Angst vor den Konsequenzen in dieser Deutlichkeit selber verbietet.
Genau diese Art von „Gratismut“ ist es wohl, die Martin Mosebach in seinem von Religionskritikern vielgescholtenen Artikel Vom Wert des Verbietens in der Frankfurter Rundschau gemeint hat, wenn er im Gedanken eine wirkliche Strafbarkeit, und nicht das gesetzliche Feigenblatt, von Blasphemie durchspielt und um ein Zitat von ihm anzupassen: Ich wäre unfähig mich zu empören, wenn in ihrer Ehre gekränkte Menschen, die das zweifelhafte Vergnügen hatten, in das Fadenkreuz dieses Machwerks zu geraten, dem Chefredakteur und seiner Mannschaft einen gewaltigen Schrecken einjagen.
Ob die Darstellung der Titanic (das ist nicht die erste, und es ist nicht nur der Papst und die katholische Kirche, die auf diese Weise unflätig in den Schmutz gezogen wird) juristisch nach § 166 StGB oder § 103 StGB relevant sein sollte, werden sicher mal wieder die Gerichte klären müssen, moralisch verwerflich ist sie auf jeden Fall, ganz unabhängig davon, was der Gesetzgeber erlaubt oder verbietet: „Quod non vetat lex, hoc vetat fieri pudor. – Was das Gesetz nicht verbietet, verbietet der Anstand.“ (Seneca)
Kleine Ergänzung: entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten veröffentliche ich an dieser Stelle bis auf weiteres auch Kommentare, die ich aufgrund des beleidigenden Inhalts nicht veröffentlichen würde – ich denke aber, es ist sinnvoll, das hier zu tun, um nachlesbar zu haben, wes Geistes Kind die Autoren sind! Auf die ebenfalls aufkommende inhaltliche Kritik werde ich in einem der nächsten Beiträge eingehen.
Zweite Ergänzung: nachdem sich jetzt die meisten ausreichend über diesen Beitrag aufgeregt haben und ich ein „Follow-up“ verfasst habe, schränke ich meine „Kommentarpolitik wieder ein und veröffentliche nur noch Kommentare, die ohne beleidigenden Inhalt auskommen – die letzten beiden Kommentatoren gehen damit leider leer aus!
sehe
Sich über soetwas in dieser Form aufzuregen und „treu unserem Herrn Jesus Christus!“ dienen zu wollen, zeugt schon von einem sehr niedrigen Intellekt.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass es Menschen wie Sie gibt, die glauben diese ganze Erniedrigung dieses schlachten und schächten, denunzieren und bestrafen möge wahr sein. Jemand der -wie Sie- gerne diesem Bösen, diesen Greueltaten zuspricht und freiwillig dienen will.
– Sie tun mir sehr leid. –
Zum Glück sorgt Bildung und Fortschritt für ein austreiben dieser religiösen Bremsen. Zum Glück – im Namen von Freiheit und selbstbestimmten denken – gibt es immer weniger Ihresgleichen. Tun wir alles, das wir nicht durch Menschen Ihres Schlages wieder in’s Mittelalter und davor fallen.
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Wer eine satirische Darstellung einer Person mit der Begründung „unlustig“ oder moralisch verwerflich findet, daß es sich bei dieser um eine Respektsperson oder einen Würdenträger handelt, befürwortet in bedenklicher Weise Zensur. Wenn der Papst nicht mit Satire behandelt werden darf, dann ja sicherlich auch nicht Angela Merkel, Mahatma Ghandhi, Peter Sloterdjik, oder überhaupt: politische Karikatur darf dann ja wirklich nicht sein. Denn was tut sie anderes als den lieben langen Tag Respektspersonen lächerlich machen. Texte wie dieser (der im übrigen auch mit einer gehörigen Anzahl an Respektlosigkeiten und Unterstellungen gegenüber dem Autor vermutlich unbekannten Personen aufwartet,) sind nur einen (kleinen) Steinwurf vom Aufschrei der Muslime (inkl. Morddrohungen und so weiter) bei den Islamkarikaturen damals entfernt. Wer sich wünscht, daß die Meinungsfreiheit Anderer deratig beschnitten wird, nur weil er über deren Witze nicht lachen kann (und dafür mag es Gründe genug geben), und dazu auch noch auf so bösartige Weise dem Anderen Charakterschwächen, Laster, Niedertracht etc. unterstellt, der verhält sich – tschuldigung – unter aller Sau.
Chris Simper
Lebensleistung? „Leistungen im Alter?“ Wer hat Ihnen eigentlich ins Hirn geschissen. Ratzinger ist nicht anderes als ein erzkonservativer, Verbrechen begünstigender, mit dem rechten Abschaum (Pius-Bruderschafts-Wichser) flirtender, alter Depp auf einer der lächerlichsten Positionen, die sich der menschliche Erfindungsgeist jemals runtergeholt (Achtung! Wortspiel mit Gebetsanspielung!) hat.
Selbst Gott lacht sich über die menschliche Dummheit tot, da bin ich mir sicher.
Orientieren Sie sich mal lieber sexuell in Richtung Matussek, der steht auf diese Art kriecherische Scheisse. Gute Nacht.
Plagiatrice
Lustig, der scheint seinen Text nur abgeschrieben zu haben. Zumindest habe ich gerade das hier von ihm gefunden:
Ein Lebensbeginn am Tage des Herrn eine Satire. Oder nicht.
Der Blogger eines unbedeutenden kleinen Religiösenblogs in Deutschland, nennen wir es Papstfreier, wacht morgens auf na ja, morgens??? Für den Teil der Bevölkerung, der Freunde hat, ist es mitten in der Nacht, aber erstens gibt man sich als Religiöser mit solchen Kinkerlitzchen natürlich nicht ab, und außerdem war der gestrige Abend wieder kurz. Was sich zunächst wie eine angenehme Wärme im Bett anfühlt, entpuppt sich bei näherem Nachfühlen doch als langsam ins kühl und nass umschlagend Mist, wieder nur ins Bett ejakuliert obs an der erzwungenen Askese liegt oder wird es langsam doch ein medizinisches Problem? Werde ich vielleicht doch alt, schießt es ihm durch den Kopf?
Aber dann die Beruhigung, nein, ich bin immer noch erst knapp über vierzig, und mein religiöses Gehabe kann noch immer Vorbild sein für die meisten Messdiener, die meinen, ihr Arsch gehöre ihnen. Und als Blogger eines spannenden Papstfickerblogs (so redet er sich ein) kann ich diesen Trieb ausleben und überall hin ejakulieren, wie es mir gerade passt. Ich habe Betriebswirtschaft an der Fachhochschule Lahr studiert, was mich zu einem ausgewiesen klemmschwulen Versicherungsfritzen macht.
Etc. pp., das geht noch eine ganze Weile so weiter. Titanic-Leser -!
Papsttreuer
Der Kommentar ich gar nicht schlecht … jedenfalls einfallsreicher als andere Pauschalbeschimpfungen!
Natürlich genau so wenig lustig oder eine gute Satire wie mein Text, was aber daran liegen mag, dass hier irgendwer von irgendwem abgeschrieben hat.
Besten Gruß!
Der Weltraumpapst
Wer privat an übernatürliche Wesen mit Superkräften glauben will, soll das gerne machen – aber dass sich das in irgendwelche Sonderrechten niederschlage soll, ist wirklich nicht einzusehen.
Ich schätze Kollegen Benedikt 00010000 als Intelektuellen, er und seine Anhänger brauchen aber nicht mehr Schutz als andere Personen der Öffentlichkeit, die in der Zeitschrift ebenfalls angepinkelt werden.
Hoba
Ihr Text ist stellenweise wirklich lustig. Doch da Sie das nicht erkennen, liegt genau darin Ihr Problem.
Odins Rache
Wie kann man einen senilen, verwirrten und fanatischen 85-jährigen nur zum Oberhaupt einer solch korrputen, falschen, verklemmten, verlogenen Institution wie der Kirche wählen?
Jahrhunderte lange Qualen, Folterungen, Hexenverbrennungen, Kreuzzüge, Unterdrückung der Wissenschaften und Glaube an einen imaginären Gott, den keiner Beweisen kann und der nur ein Produkt aus schwachsinnigen Vorstellungen von bekifften Arabern ist.
Und dann meinen Leute, man dürfte sich nicht über die Kirche und Benedikt XIV lächerlich machen obwohl diese das selber schon die ganze Zeit tun.
Wer Satire nicht versteht sollte sich nicht darüber aufregen…denn Satire will auch provozieren und lebt von Subjekten wie „Papsttreuer“, die sich darüber aufregen, dass man sich über einen halbtoten wie Joseph Ratzinger lustig macht.
http://www.youtube.com/watch?v=6p5jnqEyUs4
Und Herr Papsttreuer sollte aufpassen, nicht in der Rubrik „Titanic-Leser stellen sich vor“ auftaucht.
http://www.youtube.com/watch?v=4AlohIDTWCc&feature=plcp
dude
hmm. also meiner meinung nach ist das da oben überhaupt keine satire, sondern eher eine glosse. davon abgesehen ist mir die vokabel „gratismut“ gänzlich unbekannt. kann das grade mal jemand für mich googeln?
humanistparexcellence
wo ist die satire-grenze? noch schwammiger als mit „anstand“ kann man sie nicht formulieren. es gibt keine grenze. akzeptieren sie das. was recht ist, kann sich durchsetzen. laecherlicher glaube an windige gottheiten kann das nicht.
Papsttreuer
Stimmt, der Begriff „Anstand“ ist schwammig, und Teil des Problems ist es, dass heute (früher vielleicht eher?) kein Konsens mehr darüber besteht, was Anstand bedeutet. Einen Versuch habe ich hier: http://papsttreuer.blog.de/2012/07/05/ach-schreck-14054342/ formuliert – Ihren im Grunde positivistischen Ansatz, Anstand über das Recht zu regeln, mag ich natürlich nicht mitgehen, als Atheisten bleibt einem aber keine andere Instanz – da wünsche ich aber viel Vergnügen mit wechselnden demokratisch legitimierten Grenzziehungen
Herzliche Grüße und Gottes Segen
Der Papsttreue
Ernst Gein
Souverän!
Danke!
Anonymous
Lieber Papstreuer!!!
Keine Sorge. Bleib stark.
Wer Wind sät wird Sturm
ernten.
erwgwefwqe
Die Titanic versucht hauptsächlich Aufmerksamkeit zu bekommen und gewisse Problematiken in der Gesellschaft darzustellen.
Herr Benedikt ist auf den Streisand-Effekt reingefallen, wodurch die Titanic genau das erreicht hat, was sie wollte.
Herr Papsttreuer macht auch eine Satiregeschichte, die ich ganz annehmbar finde. Warum gibt’s hier überhaupt ein Problem.
Gut die Beweggründe sind andere, aber was hier bei raus kommt zeugt doch von gewissem Humor.
und jetzt gebt mal nicht nur dem Papst die Schuld, dass er Papst ist, immerhin stehen eine Menge „Gläubige“ hinter ihm, bzw sitzen auf seinem Schoß ;)
Andreas Moser
Ich stimme Dir zu, daß dieses Papst-Titelbild nicht lustig war.
Aber unsere Meinung, unser Geschmack oder gar so diffuse Konzepte wie „Anstand“ sind keine Richtschnur. Allein Gesetze sind es, und deren Anwendungsbereich wird wiederum durch die Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit eingeschränkt.
Das übersahen sowohl das LG Hamburg als auch vor allem Thomas Goppel (CSU) in seiner unsäglichen Rekation: http://mosereien.wordpress.com/2012/07/11/papst-benedikt-xvi-gegen-titanic/
Papsttreuer
Danke zunächst für diesen sachlichen Kommentar – dem ich dennoch in einem wesentlichen Punkt widersprechen möchte.
Um es direkt zu sagen und Dich als Anwalt zu schocken: Ich mag keine Gesetze! Ganz besonders mag ich keine Gesetze, wenn sie geschaffen sind, um das ganz alltägliche Miteinander der Menschen zu regulieren, das eigentlich auch ohne staatlichen Eingriff funktionieren sollte. Leider bleibt an der einen oder anderen Stelle nichts anders übrig, als Gesetze zu erlassen: wenn Menschen sich partout nicht einig werden, wie sie ihr Zusammenleben gestalten sollen, dann scheint die Notwendigkeit des staatlichen Eingreifens zu bestehen. Wie ich Deinem Blog entnehme, bist Du auch Cigarrenraucher, da wissen wir beide, wie sowas eskalieren kann, wenn man sich nicht auf ein zivilisiertes Miteinander einigen kann sondern Vater Staat um Hilfe anruft.
Darum geht es, wenn ich den Begriff „Anstand“ bemühe und Seneca zitiere. Ich hänge der vielleicht naiven Vorstellung an, dass eigentlich jedem klar sein sollte, was geht und was nicht geht. Das hat dann auch nichts mit Zensur zu tun, eher mit einer freiwilligen und nicht dokumentierten Selbstbeschränkung.
Ich habe früher auch Titanic gelesen und mich amüsiert, aber entweder war ich früher nicht so empfindlich, oder – was ich für wahrscheinlicher halte – die Grenzen haben sich seither verschoben. Die „Titanic“ braucht Aufmerksamkeit und die schafft sie durch Tabubrüche – wobei vielleicht das eine oder andere Tabu, ob rechtlich reguliert oder nicht, auch seinen Sinn hat. So braucht es aus meiner Sicht für einen Tabubruch einen triftigen Grund, den ich beim besten Willen im Titanic-Cover nicht erkennen kann und den mir bislang auch noch niemand auch nur ansatzweise verdeutlicht hat, bislang hat es – man lese die Kommentare hier – noch nicht mal jemand versucht.
Dem Kommentar von Herrn Goppel kann ich auch nicht viel abgewinnen, auch wenn seine Überlegungen ihn zum gleichen Ergebnis führen wie mich. Der Papst braucht keinen Schutzraum, nicht mehr als jede andere Person des öffentlichen Lebens auch, aber auch nicht weniger! Anders gesagt: ich möchte niemanden auf einer Zeitung in dieser Form abgebildet sehen, egal ob ich ihn mag oder nicht!