Oha, jetzt wirds politisch? Nein, nicht wirklich, aber ich dachte, am Jahrestag des bekanntesten Attentats auf Hitler sollte ein Hinweis, wie er in vielen anderen Medien leider nicht zu finden ist, hier nicht fehlen! Vor allem dann nicht, wenn man die Worte bedenkt, mit denen Claus Graf Schenk von Stauffenberg, der das Attentat ausgeführt und mit vorbereitet hat, bei seiner Erschießung gestorben ist ein Vermächtnis, dass ihn für Linke bis heute verdächtig macht, sah er seinen Kampf doch ganz offensichtlich nicht als einen Kampf gegen Deutschland sondern für ein anderes, ein heiliges Deutschland.
An dieser Stelle muss ich mich von der Historie auch schon wieder verabschieden, da ich zu meiner Schande gestehen muss, kein dezidierter Geschichtskenner zu sein (ein Mangel, den ich durchaus erkenne, langweiligen Geschichtsstunden meiner Schulzeit zur Last legen möchte, vor allem aber nach und nach zu beheben versuche). Ein bisschen mehr Ahnung, so glaube ich, habe ich aber von dem Begriff Heiligkeit und was ich nicht weiß, davon weiß ich, wo ich nachschauen kann und so möchte ich versuchen, ein bisschen „geschichtsvergessen“ darüber nachzudenken, was der Attentäter denn gemeint haben könnte, wenn er vom Heiligen Deutschland spricht, immerhin in der letzten Sekunde seines irdischen Lebens?
Lesen wir in der weltlichen Wikipedia, so finden wir eine neutrale Definition von Heiligkeit:
Heilig stammt wortgeschichtlich von Heil ab, was etwas Besonderes bezeichnet und sich abgeschwächt noch in heil (ganz) wiederfindet (vgl. englisch: holy, heilig, von whole). Im allgemeinen Sprachgebrauch ist heilig ein religiöser Begriff mit der zugedachten Bedeutung zur göttlichen Sphäre zugehörig, einer Gottheit geweiht. Gleichbedeutend wird das Fremdwort sakral gebraucht, auch als Gegensatz zu profan (weltlich).
Christentum
Im Neuen Testament gibt es drei griechische Wörter, die mit heilig übersetzt werden:
ἅγιος hagios die Übersetzung des hebräischen qadosch in der Septuaginta, im Lateinischen dann mit sanctus übersetzt. Es ist mit Abstand der häufigste der drei Begriffe im Neuen Testament. Diese Bezeichnung wird für den Heiligen Geist gebraucht, für die Heiligen (die, die Jesus Christus ihren Herrn nennen), damit sind nicht die gesetzlich Frommen gemeint, sondern die von Gott Berufenen.
ὅσιος hosios die Übersetzung des hebräischen chasid in der Septuaginta. Mit chasid oder hosios wird der bezeichnet, der gemäß den göttlichen Geboten handelt die Heiligung des Lebenswandels fällt unter diesen Begriff.
ἱερός hieros im Lateinischen dann mit sacer übersetzt. Das, was der göttlichen Macht gehört oder von ihr erfüllt ist der Gegensatz zu hieros ist profan.
(Hervorhebung von mir)
Folgt man dieser Definition, und geht davon aus, dass Stauffenberg christlich geprägt war, dann muss mit dem heiligen Deutschland ein Land gemeint sein, dass sich an den göttlichen Geboten orientiert. Soweit man das Handeln einer Nation überhaupt als eine Kategorie zulässt (letztlich handelt ja nicht die Nation sondern Teile der Nation wie die Regierung), muss sich deren Heiligkeit also an den Kriterien Gottes messen lassen. Stauffenberg wird klar gewesen sein, dass das Deutschland des Jahres 1944 diesem Anspruch nicht nur nicht genügte, sondern widersprach!
Nachschauen kann man natürlich auch wieder mal im Katechismus! Was ist also Heiligkeit nach katholische Lesart:
2013 Daher ist allen klar, daß alle Christgläubigen jeglichen Standes oder Ranges zur Fülle des christlichen Lebens und Vollkommenheit der Liebe berufen sind“ (LG 40). Alle sind zur Heiligkeit berufen: Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist“ (Mt 5,48).
Zur Erreichung dieser Vollkommenheit sollen die Gläubigen die Kräfte, die sie nach Maß der Gabe Christi empfangen haben, anwenden, um, … indem sie dem Willen des Vaters in allem gehorchen, sich der Ehre Gottes und dem Dienst am Nächsten mit ganzem Herzen zu verschreiben. So wird die Heiligkeit des Gottesvolkes zu überreichen Früchten anwachsen, wie es in der Geschichte der Kirche durch das Leben so vieler Heiliger leuchtend aufgezeigt wird“ (LG 40).
Nachvollziehbarerweise beziehen sich die nachfolgenden Beschreibungen im Katechismus auf das Leben des Einzelnen, dass nur schwer in Einklang zu bringen ist mit der Nation als Betrachtungsobjekt. Aber auch so wird deutlich: dem Willen Gottes zu folgen ist die Kurzdefinition von Heiligkeit, zu der wir alle, und so eben auch eine Nation als ganzes, berufen ist.
Stauffenberg beschwört also in seinem Ausruf ein Ideal einer Nation, wie sie ihm vor Augen steht, die als ganzes im Sinne Gottes handelt. Er beschwört damit auch die Nation an sich, man darf also wohl davon ausgehen, dass der entgegen irgendwelcher Theorien von politisch rechter wie linker Seite ein echter Patriot war im besten Sinne des Wortes: ein Mensch, der sein Vaterland liebt und dies auch in der dunkelsten geschichtlichen Epoche dieses Vaterlandes tut. Man muss an dieser Stelle nicht erwähnen, dass das dritte Reich ein Unrechtsregime war, aber das hat Stauffenberg nicht daran gehindert für das Vaterland, dass unter diesem Regime stand (und das nicht unfreiwillig) zu kämpfen, weil er sich bewusst war, dass dieses Land zu etwas anderem bestimmt war: eben zur Heiligkeit!
Kaum Wunder: davon können wir auch heute was lernen! Wir stehen in Deutschland heute nicht unter einem Unrechtsregime, aber von Heiligkeit ist dieser Staat sicher auch weit entfernt politische Diskussionen und gottvergessene Entscheidungen der Organe dieses Staates sind nicht selten, wenn sie sich auch nicht immer so menschenverachtend äußern wie zwischen 1933 und 1945. Und trotzdem können wir als Katholiken auch heute im guten Sinne Patrioten sein: so wie wir selbst vermutlich nicht heilig sind, so sind wir aufgefordert, an unserer Heiligkeit zu arbeiten, an der Vollkommenheit, an der Einswerdung unseres Willens und Tuns mit Gott. Und genau so sind wir aufgefordert, für ein Land einzustehen, dass sich derzeit nicht besonders heilig verhält, von dem man aber ebenfalls ein heiligmäßiges Handeln erwarten darf! Wenn wir uns also heute in der Gesellschaft, in Vereinen, Politik, Bürgerinitiativen, den Gemeinden etc. engagieren, dann sollten wir das auch tun mit dem Gedanken an den Satz, den Claus Graf Schenk von Stauffenberg uns in gewisser Weise allen ins Stammbuch geschrieben hat:
Es lebe das Heilige Deutschland!
(Nachtrag: ich weiß wohl, dass der Ausruf Es lebe das Heilige Deutschland geschichtlich nicht hundertprozentig gesichert ist, die Alternative Es lebe das geheime Deutschland hat sich mir aber nie richtig erschlossen und wäre auch weniger passend für diesen Blog)
Ernst Laub
Eigentlich sollte man auf ein (christliches aber nicht konfessionelles) „Heiliges Deutsches Reich Europäischer Nationen“ hinarbeiten, denn so wie es heute läuft mit der undemokratischen Brüsseler Bürokraten- und Lobbyisten-Herrschaft, kann es nicht weitergehen. Es darf auf jeden Fall nicht sein, dass die letzten Worte des inspirierten Helden Stauffenberg ausser in der amerikanischen Filmindustrie und bei dem (fast) einzigen deutschen Patrioten, Akif Pirinçci – keinen Wiederhall finden.
(Ich selbst bin deutsch-französischer Schweizer)