Man muss sich, wenn es denn mal passiert ist, auch eingestehen, wenn man sich hat ins Bockshorn jagen lassen. Der angekündigte Skandal ist (weitgehend) ausgeblieben, nichts wars in der Evangelischen Erlösergemeinde Mainz-Kastel mit deftigen Worten zur Sexualität keine Orgien im Altarraum (der hier ohnehin eher die Funktion einer Bühne und nicht den einer heiligen Stätte hat, aber trotzdem) meine ganze Aufregung um das Thema: für die Katz! Es ist wenig passiert, außer, dass die Presse aufmerksam geworden ist (siehe Artikel hier oder hier).
Umso mehr stellt sich die Frage nach Sinn und Unsinn der Aktion, diesen Gottesdienst entsprechend anzukündigen vielleicht haben sich die Ereignisse einfach überschlagen, und der Pfarrer hat sich von den Medien überrennen lassen? Vielleicht sind auch die Pferde mit ihm durchgegangen und am Ende hat ihn der Mut zu deftigen Worten (zum Glück) verlassen?
Was bleibt ist jetzt das Bild einer Gemeinde, in der ältere Herrschaften etwas lustlos um den Altar tanzen, in der Esoterik mit Erotik verwechselt wird, verschämt und ein bisschen bemüht offen über Sexualität gesprochen wird das Bild der Welt über die verklemmte Kirche ist wieder gerichtet. Fast wünschte man sich, der Pfarrer hätte seine Drohungen wahr gemacht, statt die Aufmerksamkeit erst zu suchen und dann davor zurück zu schrecken.
Steht die Kirche, egal ob evangelisch oder katholisch, nun besser da als vorher? Hat der Pfarrer es geschafft, ein positives Bild von der Sexuallehre der Kirche (egal ob evangelisch oder katholisch) zu vermitteln? Hat der Pfarrer es geschafft, für das biblische Bild von der Sexualität in den Köpfen der Hörer einen bereiteten Acker zu schaffen, wie es Papst Johannes Paul II. mit seiner Theologie des Leibes für die Leser noch heute schafft?
Alles nein: die Kirche (und niemand unterscheidet in dieser Hinsicht zwischen katholischer und evangelischer, wenngleich man die katholische immer noch einen Ticken kritischer sieht) vermittelt ein noch angestaubteres Bild als vorher, geblieben ist auch das Bild, dass es bei der Sexualität doch nur um F und P geht die Möglichkeit, das wirklich biblische Bild von Sexualität zu vermitteln wurde vertan!
Wer wirklich, in aller notwendigen Deutlichkeit aber auch mit der gebotenen Ehrfurcht vor dem Thema wissen möchte, wie Gott denn Sexualität mal gedacht hat, und wie wir dieses wunderbare Geschenk wiederfinden können wird bei den leicht lesbaren Büchern von Christopher West Die Liebe die erfüllt und Theologie des Leibes für Anfänger sicher fündig. Und vielleicht ein zusätzliches Plus diese Bücher kann man auch bei Jugendlichen im Haus offen herumliegen lassen.