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Knoten im Hirn

8. August 2012 by Papsttreuer
Lesezeit 4 Minuten
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Und heute wieder ein Evangelium, das vielen bekannt ist, und um das man sich hundertmal drehen kann, ohne an ein wirkliches und finales Ende zu kommen: Die kanaanäische (Obacht in der Aussprache des doppelten „a“!) Frau, die für ihr Kind bittet und von Jesus zunächst mal gar nicht beachtet wird, die aber insistiert auf Brotkrumen vom Tisch des Herrn, die auch den Hunden zustehen, und der deshalb wegen ihres Glaubens geholfen wird.

Was mir immer wieder aufgeht ist die Frage: Wie hat Jesus seine ablehnende Haltung zu Beginn der Situation „gemeint“? Bislang habe ich dazu nur ziemlich unbefriedigende Antworten erhalten. Oft wird gesagt, dass Jesus wusste, wie die Frau reagieren würde und ihr die Chance zu einem Bekenntnis ihres Glaubens gegeben hat, das er honoriert. Da stellt sich aber die Frage: hätte die Frau nicht insistiert, hätte ihr Christus dann direkt geholfen – oder gar nicht? Denn wenn Jesus wusste, dass sie insistieren wird, dann hätte er in diesem Fall auch gewusst, dass sie nicht insistieren würde (und aus welchem Grund), und in dem Fall hätte er – den eigenen Worten nach – weitergehen müssen, ohne der Frau zu helfen und wir hätten heute einen Evangelientext, der uns noch unverständlicher vorkäme als der tatsächliche. Oder er hätte der Frau gar nie in der ablehnenden Haltung geantwortet, wenn er gewusst hätte … Puh, kann mir jeder folgen, denn ich verliere dabei den Faden …?

Bleibt mir eigentlich nur die Annahme, bei der ich mich einfach darauf stütze, dass Jesus eben ganz Mensch geworden ist und niemanden provoziert hat durch angebliches Unwissen (Ausnahmen dazu mögen die Regel bestätigen) und also genau das gemeint hat, was er gesagt hat:

Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt. […] Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen.

Das klingt zunächst mal irgendwie unbarmherzig, Jesus ernst und auch wörtlich zu nehmen sollte aber dennoch der erste Ansatz sein, um ihn zu verstehen (zu interpretieren, dass er etwas anderes gemeint hat kann man dann immer noch tun). Das würde bedeuten: Christus hat einen Auftrag, er ist „zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt“ – das unterscheidet ihn von den Aposteln, die er selbst in die ganze Welt gesandt hat. Die – aus damaliger Sicht – Heiden wie die Kanaaniter waren schlicht nicht Jesu Zielgruppe. Und sein Auftrag ist so wichtig, dass er davon nicht ein Jota abweichen wollte („den Hunden vorwerfen“). Wenn uns das der Frau gegenüber ungerecht erscheint, dann mag das daran liegen, dass wir gerechter sind als Jesus (erscheint mir extrem unwahrscheinlich, um das Mindeste zu sagen) oder daran, dass er es besser weiß (daraus wird wohl eher ein Schuh): den Wunsch der Frau nicht zu erfüllen, war richtig, weil sein eigentlicher Auftrag zu wichtig war, um auf seinem Weg für ein kleines Wunder anzuhalten. Gott ist Mensch geworden und hat sich vorgenommen, nach einer Jugend von etwa dreißig Jahren mit weitestgehend menschlichen Mitteln (mal abgesehen von Wundern und prophetischen Reden) innerhalb von drei Jahren zu den „verlorenen Schafen des Hauses Israel“ zu gehen – ein Weg, der am Kreuz endete. Er hat dabei Wunder getan, aber er hat auch Wunder unterlassen! Er hätte sich vor den Schriftgelehrten und Pharisäern aufbauen können uns sagen „Mit sofortiger Wirkung gibt es in ganz Israel keine Kranken und Besessenen mehr!“ und genau so hätte es kommen können, er hätte es gekonnt. Aber Gott hat es nicht gewollt – nach dem Wunder der Brotvermehrung hatte man ihn schon zum König machen wollen, aber aus den falschen Gründen. In ihm hätte man das Brot aber nicht Gott angebetet. Und so hat er entschieden, nicht ein „ultimatives Wunder“ zu tun – wer sind wir, dass wir das ungerecht nennen könnten?

Und er hat – zunächst – entschieden, der Frau nicht zu helfen. Wohl auch aus guten Gründen, die er auch nennt. Wer sind wir, dass wir sein Urteil in Frage stellen dürfen. Er selbst kann das schon (wobei der Gedanke auch einen Knoten in meinem Hirn verursacht) und hier scheint er es getan zu haben: das „Argument“ der Frau muss ihn berührt haben, vielleicht wie die Glaubensargumentation des Hauptmanns für seinen Diener. Ob es ihre „Aufdringlichkeit“ war, ihre „Schlagfertigkeit“? Wohl eher, so hat er es selbst gesagt, ihr Glaube: „Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen.“ Ihr Glaubenszeugnis hat Jesus offenbar so berührt, dass er – so stelle ich mir das bildhaft vor – einen Augenblick von seinem Auftrag abgelenkt war. Und hier ist dann auch der Hinweis für uns, der mir heute in der Morgenmeditation aufgefallen ist: ob wir es wohl schaffen, Gott einen kleinen Augenblick von seinem Tun abzulenken – durch unseren Glauben? Das Bild passt theologisch hinten und vorne nicht und ich könnte es mir argumentativ selbst aus der Hand schlagen, aber das hier ist schließlich mein Blog, es sind meine Knoten im Hirn, die ich zu lösen versuche – und es ist ein Bild, dass mir so gut gefällt, dass ich es teilen wollte („It’s my party and I cry if I want to“ – für die Älteren unter den Lesern zur Erinnerung)!

Gott ist ein „vielbeschäftigter Mann“, er ist – wieder theologisch extrem unsauber – das Management des Universums! Aber durch unseren Glauben, durch unser Gebet sind wir in der Lage, ihn abzulenken und sein gesamtes Augenmerk auf unsere Belange zu lenken. Und – grandioser Gedanke – da er allmächtig ist, leidet das Management des Universums nicht mal darunter, selbst wenn einige Milliarden Menschen sich so an ihn wenden (ich war versucht zu schreiben, Gott wachse mit seinen Aufgaben, aber das soll hier schließlich nicht als Häretiker-Blog enden).

Ich hoffe, man konnte diesem Beitrag folgen … mein Knoten im Verständnis Gottes hat sich jedenfalls wieder ein bisschen gelockert, wenn auch noch viel, sehr viel zu tun bleibt!

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Posted in: Allgemein Tagged: kanaanäische Frau, Betrachtung, Evangelium, Gebet, Glauben, Manager des Universums

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