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Das Jahr des Glaubens: Glauben – Glaubenskriege – Glaubenskrise

5. November 2012 by Papsttreuer
Lesezeit 6 Minuten
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Als ich das erste mal von der Idee eines gemeinsamen Blogs zum Jahr des Glaubens gehört habe und davon, dass sich der erste inhaltliche Beitrag um das Thema „Glauben“ drehen sollte, habe ich mir vorgenommen, dass der alte Otto-Waalkes-Kalauer rein muss, der mal gesagt hat: „Ich habe eine Glaubenskrise – ich glaub’, ich krieg hier nichts mehr zu trinken!“. Nachdem ich den also schon mal losgeworden bin, kann ich mich nun ernsthaft dem Thema nähern – Glauben ist schließlich eine ernste Sache! Oder nicht? Oder doch?

In der Tat: wenn man sich die Wortschöpfung „Glaubenskriege“ so ansieht, die an allen Ecken und Enden der Welt zu entbrennen scheinen, dann muss das Thema Glauben wohl ernst, todernst sein! Wichtig genug, um sich jedenfalls direkt mal damit zu beschäftigen, was denn Glauben bedeutet? Vor kurzem habe ich über dieses Thema mit Firmbewerbern gesprochen, denen das Thema Glauben so weit weg erscheint wie nur irgendwas. Und diese Glaubenslosigkeit, besser, dieses Glaubensunwissen ist wohl nicht nur bei Jugendlichen sondern generell weit verbreitet, sodass alles in einen Topf geworfen wird, was sich unter die Mehrfachbedeutungen des Begriffs „glauben“ oder „Glauben“ in der deutschen Sprache fassen lässt.

Nicht wissen

Da wäre zunächst mal das „glauben“ als nicht oder noch nicht wissen, eher im Sinne einer Vermutung: das was ich glaube ist dann bei Unwissen das mir am wahrscheinlichsten Erscheinende. Dazu passt der Otto-Witz von oben: ich weiß zwar nicht, ob es bei der Party auf der ich bin noch etwas zu trinken gibt, aber nachdem ich beobachtet habe, dass lange keine Gläser mehr gefüllt wurden und der Gastgeber sich verabschiedet hat, vermute ich, dass ich nichts mehr zu trinken bekomme. In einer solchen Situation kann man sich zwar vorstellen, dass diejenigen, die das neben mir auch glauben, beginnen, sich um die verbliebenen Getränkereste zu streiten, aber ein Glaubenskrieg in diesem Sinne müsste ja ausbrechen zwischen denen, die das wie ich auch glauben und denen, die noch glauben, dass der Gastgeber nur gerade unterwegs ist um Nachschub zu holen. Nicht sehr wahrscheinlich – das scheint also nicht so sehr unser Thema hier zu sein.

Für wahr halten

Dagegen stellt sich eine andere Art zu glauben schon als unserem Thema näher gelegen dar; das „für wahr halten“, das über das reine Vermuten hinausgeht. In dem Beispiel von der „Getränkekrise“ ist das eher schwer abzugrenzen, bedeutet es doch eine höhere Sicherheit, die sich vielleicht am ehesten deutlich machen lässt, mit einer kleinen Ergänzung: „Ich glaube daran, dass es bald wieder etwas zu trinken geben wird!“. Es sind keine Getränke mehr da, der Gastgeber macht auch keine Anstalten, welche zu besorgen, um mich herum macht sich sprichwörtliche „Ernüchterung“ breit, aber ich glaube weiterhin daran, dass es wieder etwas zu trinken geben wird, selbst dann, wenn die Zeichen gegen eine Vermutung sprechen sollten. Vermuten müsste man also anhand der Anzeichen, dass es nichts mehr zu trinken geben wird, Glaube ist aber hier etwas, dass über die Vermutung hinausgeht: das „für wahr halten“ geht über einen reinen Vernunftakt hinaus, ist insofern eine Gewissheit. Über eine solche Frage oder eine solche Einstellung kann schon mal eher ein Streit ausbrechen, zum Beispiel dann, wenn Freunde die Party verlassen wollen, ich aber darauf beharre, zu bleiben, einfach aufgrund meines Glaubens, meines „Für-wahr-haltens“, dass es noch etwas zu trinken geben wird. Die Brisanz ist hier schon höher, sodass sich ein Vergleich mit dem religiösen Glauben lohnt:

Ein gläubiger Mensch in diesem Sinne ist einer, der glaubt, dass es einen Gott gibt! Ich kann ihn nicht sehen, die Welt spricht sich gegen seine Existenz aus, ich kann seine Existenz auch nicht letztendlich beweisen aber dennoch glaube ich daran, dass es ihn gibt, dass Gott existiert. Ich halte das für wahr, was über eine rationale Beobachtung hinausgeht. Dazu gehört dann aber auch das Glauben daran, wie Gott ist: ist er der Gott der Bibel, der die Welt erschaffen hat, Israel durch eine lange Geschichte zu seinem Volk berufen hat, Mensche geworden ist in seinem Sohn Jesus, der sich geopfert hat um uns zu retten und in Form des Heiligen Geistes auch heute gegenwärtig ist? Während der erste Ansatz, dass es einen Gott gibt, oft noch auf Verständnis stößt („ich glaube ja auch daran, dass da noch ein höheres Wesen ist“), ist der zweite schon kritischer, weil eingrenzender. Wir Christen glauben nämlich nicht nur, dass es einen Gott gibt, wir glauben auch, dass er so ist, wie er in der Bibel beschrieben steht, und dass er daher in wesentlichen Teilen nicht so ist, wie ihn der Islam beschreibt oder wie andere Religionen an ihn (oder bei Göttern: an sie) glauben. Das hat nichts mit Intoleranz zu tun, sowenig wie die Frage, ob Altbier das bessere Bier ist als Kölsch (Rheinländer werden die Brisanz der Frage verstehen). Übertragen heißt das also, dass ich nicht nur daran glaube, dass es noch etwas zu trinken geben wird, sondern auch, dass ich glaube, dass es ein frisches Altbier, noch besser: ein Schumacher geben wird! Da werden dann diejenigen, die auch an Getränkenachschub glauben, aber auf den Ausschank von Früh-Kölsch bauen, vehement widersprechen, und wer im Rheinland lebt weiß, dass das schon zu kritischen Diskussionen führen kann (den Begriff des Krieges möchte ich nicht verwenden, wenn das auch kein ganz fernliegender Gedanke zwischen Düsseldorfern und Kölnern ist).

Vertrauen

Bleibt noch ein letzter Aspekt des Glaubens, den ich gerne erläutern möchte: das Vertrauen. Dazu muss ich das Bild von eben ein wenig abändern: hier geht es jetzt darum, an den Gastgeber zu glauben, daran, dass er noch für Getränke sorgen wird. Ich gebe aber zu, dass der Vergleich jetzt auch nach dieser Änderung ein wenig holprig wird: dass ich einem Menschen vertraue, ihm bis zu einem gewissen Maß Vertrauen entgegenbringe, ist ja nicht so ungewöhnlich. Und wenn mich jemand zu einer Party einlädt, ist das Vertrauen, dass ich dort auch ausreichend mit Getränken versorgt werde, sicher auch nicht unberechtigt. Bei Gott dagegen ist das was anderes, was ganz anderes: ihm vertrauen wir als Gläubige nicht nur, dass er sich um unser Wohlergehen kümmern wird, selbst dann, wenn wir Not leiden sollten, ihm vertrauen wir uns ewiges Heil an, unser Seelenheil, dass deutlich wichtiger ist als die ausreichende Getränkeversorgung bei einer Party. Und das tun wir im Wissen um die Unbeweisbarkeit seiner Existenz, die wir eben auch nur glaubend annehmen. Kardinal Meisner zitiert immer gerne: „An Gottes Segen ist alles gelegen!“: ihm zu vertrauen, nicht nur zu vermuten, dass es ihn gibt, seine Existenz und sein Weg-, Wahrheit- und Leben-Sein nicht nur glaubend zu akzeptieren, sondern im Weg, Wahrheit und Leben anzuvertrauen, das ist eine ganz andere Kategorie als „Der wird schon noch was zu trinken besorgen“.

An Gott zu glauben, heißt also für uns Katholiken nicht nur, zu vermuten, dass es ihn gibt, nein, wir sind uns glaubend bewusst, dass es ihn gibt, wir halten seine Existenz glaubend für wahr, und zu allem Überfluss: wir vertrauen ihm, wie wir einem Vater vertrauen, dass es unser Bestes will und – bewiesen durch seine Menschwerdung und sein Opfer – alles geben würde, uns liebend bei sich zu bergen.

Es ist (Glaubens-)Krieg?

Passt aber dann da noch der Vergleich mit dem „Glaubenskrieg“ als Indikator für die Ernsthaftigkeit des Glaubens? Nun, auch dieses Bild möchte ich ein wenig ändern: da „draußen“ tobt in der Tat ein Krieg, ein Krieg des Bösen gegen uns, Gottes geliebte Geschöpfe, ein Krieg um unsere Liebe zu Gott, ein Krieg um die „Luftherrschaft über unseren Seelen“. Der christliche Glaube ist keiner, der sich so ohne weiteres in gewalttätige Auseinandersetzungen ziehen lässt (wenn auch Christ sein und Pazifist sein zwei ganz unterschiedliche Paar Schuhe sind), was aber nicht bedeutet, dass wir einer anderen Auseinandersetzung aus dem Weg gehen können. Der Böse und „die Welt“ (jedenfalls der Teil, der behauptet, den Bösen gäbe es gar nicht, oder er sei nur eine Witzfigur mit Hörnern) will uns mit aller zur Verfügung stehenden Macht von Gott fernhalten – aber zum Glück: Gott steht auf unserer Seite und hat uns ein mächtiges Schwert (um im martialischen Bild des Krieges zu bleiben) in die Hand gegeben – eben den Glauben, um den es in diesem Beitrag geht:

Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? […] Doch all das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.
(Römer 8, 35 ff)

Daran zu glauben, darauf zu vertrauen, das ist unser Glaube, das ist der Glaube, den wir im apostolischen Glaubensbekenntnis zum Ausdruck bringen, und dieser Glaube, dieses Vertrauen führt uns direkt zu Gott. Das ist in der Tat eine ernste Angelegenheit, anders als die Frage, ob uns ein Partygastgeber enttäuschen könnte, aber eine Angelegenheit voll Hoffung: Gott bleibt sich und uns eben doch treu! Das glaube ich, dessen bin ich glaubend gewiss, das weiß ich! Egal, ob ich „hier noch was zu trinken kriege“!

(Dieser Beitrag wurde auch veröffentlicht auf „Das Ja des Glaubens“, einem Gemeinschaftsblog katholischer Blogger zum Jahr des Glaubens)

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Posted in: Allgemein Tagged: Glaube, Glaubenskrieg, Glaubenskrise, Ja des Glaubens, Jahr des Glaubens

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