Zum gestrigen Christkönigstag war ich mit meiner Frau wohl unsere letzte etwas größere Unternehmung bis zur Geburt unserer Tochter zur Messe der Legionäre Christi und des Regnum Christi im derzeit in Bad Münstereifel ansässigen Noviziat. Für das Regnum Christi ist das Fest schon dem Namen nach ein besonderes und wird auch so gefeiert beginnend mit einer Messe, falls anliegend und wie gestern dem Beitritt neuer Mitglieder und anschließender Veranstaltung für Mitglieder und Freunde der Bewegung.
Wie Mitgliedern und Kennern der katholischen Szene bekannt sein dürfte, hat es die Legionäre und das Regnum Christi rund um die Vorgänge um ihren Gründer in den vergangenen Jahren kräftig durchgeschüttelt bis hin zu den letzthin neu veröffentlichten Leitlinien für die Laienbewegung Regnum Christi. Man möchte meinen, dass es eine weltliche Institution in der gleichen Lage schlicht zerbröselt hätte: ein Verein, gegründet von einem Mann, dem der Missbrauch von Minderjährigen, das Verhältnis mit mehreren Frauen, aus denen Kinder hervorgegangen sind, an denen er sich ebenfalls vergangen hat, vorgeworfen wird, Vorwürfe die der Verein immer weit von sich gewiesen hat, nun aber zu einem großen Teil ganz offenbar bewiesen sind ein solcher Verein würde wohl kaum noch lebensfähig sein.
Anders aber hier, und nicht etwa, weil die Mitglieder des Regnum Christi und die Priester der Legionäre Christi sich nicht der Tragweite der Vorwürfe bewusst wären die Neuordnung des Ordens und der Bewegung, die mit aller Macht vorangetrieben werden, geben ein beredtes Zeugnis ab sondern weil es um etwas geht, was größer ist als der Orden, die Bewegung und so muss man es sagen größer als es die Vorwürfe gegen den Gründer sind. Es geht um den Aufbau des Reiches Christi in unserer Welt, ein Aufbau, der in dieser Welt nicht mehr zu Ende geführt werden wird, aber hoffentlich so weit gedeiht, wie es unser Herr sich vorgestellt hat und wie er es nur mit unserer Hilfe, die er sich wünscht, gedeihen lassen wird.
Apostolische Christen zu sein, das macht die Mitglieder des Regnum Christi aus, und das würden sie auch ohne den organisatorischen Rahmen, auch ohne Leitlinien, bleiben. Und dazu gehört, Christus unseren König, anzuerkennen, ihm zu Diensten zu sein, seine Energie für ihn einzusetzen. Aber was macht ihn zum König? Ist er überhaupt einer? Das ist die Frage, die auch Pilatus Jesus im Evangelium vom vergangenen Sonntag stellt: Bist du der König der Juden? Und Jesus antwortet mit Worten, die uns durch und durch gehen sollten:
Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier. [ ] Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.
Einen interessanten Aspekt dieser Antwort lieferte Pater Michael Luxbacher LC zu Beginn seiner Predigt ein Satz, der mich den Rest der Predigt, der sich in hohen Anteilen mit der Entwicklung des Regnum Christi und der Legionäre Christi beschäftigte, gefangen hielt, sodass ich kaum mehr mitbekommen habe:
Ich bin nicht König, weil das jemand gesagt hat oder es irgendwo steht. Ich bin König, weil du das weißt!
Zunächst schweigt Jesus gegenüber Pilatus, der doch anscheinend alles schon über Jesus gehört hat: ein Umstürzler, der sich selbst zum König ausruft, womöglich über dem römischen Kaiser stehend. Er ist lästig, ein religiöser Fanatiker, Pilatus hat vermutlich auch Angst vor dem, was dieser Jesus in Jerusalem auslösen könnte. Er glaubt ihn zu kennen, und erkennt doch nicht, dass er wirklich ein König ist nicht einer, wie er ihn kennt, aber ein wirklicher König! In seiner Rückfrage, die in obigem Zitat ausgelassen ist, scheint er der Wahrheit nahezukommen: Also bist du doch ein König?
Die Übersetzung in der Predigt Ich bin König, weil du das weißt ist deshalb so packend, weil sie sich eben nicht nur auf Pilatus bezieht sondern auch auf uns oder uns eben diese Frage stellt: Weißt du, dass ich der König bin? Es gibt eine ganze Reihe von Interpretationen des Festes Christkönig, es gibt sicher eine ganze Reihe von Möglichkeiten, über dieses Fest und dieses Evangelium zu predigen, aber am Ende muss sich jeder diese Frage stellen: Ist Christus mein König? Und das nicht, weil die Kirche, der Papst oder sonst jemand, ja nicht einmal weil er das selbst proklamiert, sondern weil ich das selbst weiß? Denn das ist doch die wahre Legitimation zur Macht, durchaus auch in Abgrenzung zur eigenen Macht, die man vielleicht hat, oder zu der, die andere Mächtige in dieser Welt, demokratisch gewählt oder nicht, haben. Er ist König, dann kommt eine ganze Weile lang nichts und dann kann jeder überlegen, was dann kommt. Solange klar bleibt: an der Spitze steht Jesus, an der Spitze steht Christus unser König!
Weil ich das weiß, kann ich einerseits ruhig schlafen: dieser König liebt uns, liebt mich unbedingt, er arbeitet nicht an seinem Machterhalt, er arbeitet an meiner Liebe. Und weil ich das weiß, fühle ich auch, dass ich meinen Dienst leisten will für diesen König! Nicht weil ich mir damit seine Liebe verdienen müsste, oder könnte: Er leibt mich nicht weil sondern er liebt mich Punkt. (auch das ein Zitat aus der Predigt ). Vielleicht gibt es Menschen, die sich um die Liebe eines anderen Menschen, die ihnen sicher erscheint, nicht mehr bemühen. Aber das hat mit der Liebe Gottes zu uns und unserer Liebe zu ihm nichts zu tun. Er liebt uns Punkt. Und wenn wir denn einen Grund bräuchten, dann wäre es dieser, damit wir auch ihn lieben. Er muss seine Liebe nicht beweisen und tut es doch immer wieder und so muss auch ich meine Liebe nicht beweisen um seine zu gewinnen, und möchte es doch tun! Dieser Gedanke schützt uns hoffentlich vor einem apostolischen Aktivismus einerseits und dem gleichgültigen Hände-in-den-Schoß-legen andererseits. Wir sind aufgefordert, apostolisch zu sein und wir möchten gerne apostolisch sein. Nicht weil sondern einfach so, und für unseren König Punkt.
Mit Dank an Pater Michael Luxbacher LC für die Predigt und Inspiration – auch wenn der Rest der Predigt in meinen Ohren leider ein bisschen untergegangen ist