Und wieder ist es passiert worüber ich letztens erst geschrieben habe: der Papst hat wieder mal zugeschlagen! Nein, natürlich nicht im Wortsinne, und noch viel weniger in böser Absicht. Er hat nicht vor dem Hintergrund des neuen kleinen Skandälchens des Weltbildverlags auf den Tisch gehauen (hatte er schon gemacht und wird er vermutlich hinter verschlossenen Türen weiter tun bis einzelne verzogene Bischöfe mal wieder ein großes Glaubensbekenntnis beten und es auch so meinen). Nein, er hat einfach das getan, was seine Aufgabe ist und das wieder mal mit einer Brillianz, die mich versuchen lässt, eine unglaubliche Lobhudelei loszulassen. Aber der Titel des Blogs wird dem Leser reichen um zu wissen, wes Geistes Kind ich bin.
Was ist eine, wenn nicht DIE Aufgabe des Papstes? Jesus hat sie an Petrus formuliert, im Bewusstsein, dass er ein schwacher Mensch ist, aber doch in der Lage zur Umkehr und damit zum Fels der Kirche zu werden:
Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder.
(Lukas 22, 32)
Und im Moment macht der Papst das, nimmt seine Aufgabe im Jahr des Glaubens wahr, auch und vor allem in den Mittwochskatechesen, in denen es genau darum geht: den Glauben, was das ist und wie man ihn vermittelt. Letzteres ist wohl eines der wesentlichen Probleme, das alle diejenigen umtreibt, die den Evangelisierungsauftrag Jesu ernst nehmen. Ich will ja evangelisieren, ich würde ja gerne Menschen zu Gott, zu Christus führen, aber wie mache ich das? Wie mache ich das in einer Welt, die bereit ist, jeden Unsinn zu glauben, wenn sie damit nur Jesus Christus aus dem Weg gehen kann?
Ich kann nicht glauben machen
In seiner Katechese vom vergangenen Mittwoch stellt der Papst einerseits fest, dass schon die Frage falsch gestellt ist, dass wir nämlich von Gott sprechen müssen
im Bewusstsein, dass wir nicht die Macht haben, unsere Mitmenschen für Gott zu gewinnen, sondern dass wir Gott selbst darum bitten müssen, dass er die Menschen gewinne.
Damit gehts also schon mal los es sind nicht wir, die glauben machen können, sondern es ist Gott, der sich unser bedient, um das, um sein Geschenk des Glaubens zu den Menschen zu bringen.
Geduld und Ausdauer
Also, wie der Papst an anderer Stelle sagt:
Es ist wichtig, dass wir dabei die Bescheidenheit der kleinen Schritte nicht fürchten, dass wir Vertrauen haben zum Sauerteig, der das Brot auf unsichtbare und geheimnisvolle Weise wachsen lässt (vgl. Mt 13,33).
Erfolge in der Evangelisierung sehen zu wollen, ist insofern aus mindestens zwei Richtungen nicht angesagt: es wäre erstens ohnehin nicht unser Erfolg, und ob und wann er sich einstellt, ist ebenfalls nur zu einem ganz kleinen Teil von uns abhängig.
Nicht ich sondern er
Wenn man sich also erst mal klar gemacht hat, dass nicht ich es bin, der im eigentlichen evangelisiert und dass ich auch nicht damit rechnen darf, durch meine Tausende Menschen zu Gott zu führen (wobei das natürlich passieren kann, aber selten und auch dann ist es nicht mein Erfolg) stellt sich die Frage: was vermittle ich denn den Menschen, was ist mein Thema? Auch hier müssen wir uns bewusst machen, dass nicht wir es sind, die eine Botschaft haben, sondern Christus selbst:
Der Apostel Paulus, der sich hervorragend gut auf Kommunikation verstand, gibt uns eine Lektion, die mit großer Einfachheit den Kern unseres Glaubens trifft. Im ersten Korintherbrief schreibt er: Als ich zu euch kam, kam ich nicht, um glänzende Reden oder gelehrte Weisheit vorzutragen, sondern um euch das Zeugnis Gottes zu verkündigen. Denn ich hatte mich entschlossen, bei euch nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten (1 Kor 2,1-2).
Was Paulus uns sagen will, ist, dass er uns nicht etwas geben will, das von ihm kommt; keine Philosophie, die er entworfen hat, keine Idee, die er gefunden hat, sondern dass er von etwas Erlebtem spricht; er spricht von einem wirklichen und lebendigen Gott, der zu ihm gesprochen hat, wie er auch zu uns sprechen wird. Paulus hat nicht den Wunsch, sich eine Schar von Bewunderern aufzubauen, er sucht nicht sich selbst; Paulus verkündet Christus und möchte die Menschen für den wahren und lebendigen Gott gewinnen.
Wenn ich Pressesprecher eines Unternehmens bin, dann geht es nicht darum, dass ich meine Meinung sage, sondern dass ich die Nachrichten des Unternehmens verbreite. Und so muss ich achtgeben, aus welchem Grund ich eigentlich mit jemandem über Gott spreche: weil ich selbst Erfolg haben möchte, oder weil ich Christus verkünden und Menschen zu ihm führen möchte? Er ist die Botschaft, ich bin nur der Mittler und sollte nicht vor dem Bild stehen, das ich beschreibe!
Kenntnis und Begeisterung
Trotzdem kann es andererseits nicht nur darum gehen, in trockenen Worten, eben wie ein Pressesprecher, die Christi Botschaft zu vermitteln zu suchen. Das Ablesen aus der Bibel wird, wenn Gott es will, erfolgreich sein, aber wenn wir ehrlich sind, glauben wir selbst nicht, dass das die beste Methode ist, das Herz eines Menschen zu gewinnen.
Wenn wir von Gott sprechen wollen, müssen wir vor allen Dingen eine klare Vorstellung davon haben, was wir den Männern und Frauen unserer Zeit bringen wollen: keinen weltentrückten Gott, keine Hypothese, sondern einen konkreten Gott, einen Gott, der bei uns ist; den Gott Jesu Christi als Antwort auf die grundlegende Frage nach dem Sinn und der rechten Art des Lebens. Deshalb müssen wir, um von Gott zu sprechen, mit Jesus und mit dem Evangelium vertraut sein; wir müssen Gott kennen und von seinem Heilsplan begeistert sein [ ]
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Da wären wir zumindest in Teilen wieder am Anfang dessen, was ein Auslöser für die Initiierung des Jahres des Glaubens war: selbst Gläubige kennen den Glauben kaum noch, haben weder die Evangelien, geschweige denn die Bibel und schon gar nicht den Katechismus gelesen oder gar verinnerlicht. Was aus uns heraus leuchten soll, muss aber erst mal drinnen sein dann kommt die Begeisterung, so offenbar die Überzeugung des Papstes, von ganz alleine. Christus zu kennen heißt ihn zu lieben, habe ich mal irgendwo gelesen, und so ist es auch mit seiner Botschaft: Die frohe Botschaft zu kennen heißt, begeistert von ihr zu sein!
Familie
Und wo sollte dann der erste und wesentliche Ort unserer Evangelisierung sein? Wo wenn nicht in unserem nächsten Umfeld, in der Familie, gegenüber unseren Kindern?
Auch in unserer Zeit ist ein privilegierter Ort, um von Gott zu sprechen, die eigene Familie; sie ist die erste Schule, an der die neuen Generationen den Glauben erlernen können. Das Zweite Vatikanische Konzil bezeichnet die Eltern als die ersten Botschafter Gottes (vgl. Dogmatische Konstitution Lumen Gentium, 11, sowie Dekret Apostolicam Actuositatem, 11), die berufen sind, diese ihre Mission wiederzuentdecken und die Verantwortung haben, das Gewissen ihrer Kinder für die Liebe Gottes zu öffnen, ihre ersten Lehrer im Glauben zu sein. In dieser Aufgabe ist vor allem wichtig, dass die Eltern mit Aufmerksamkeit die richtigen Gelegenheiten zu erkennen wissen, um zu Hause über den Glauben zu sprechen und eine kritische Auseinandersetzung mit den zahlreichen Einflüssen herbeizuführen, denen ihre Kinder ausgesetzt sind. [ ]
Es ist wichtig, allen Familienmitgliedern zu helfen, dass sie verstehen, dass der Glaube keine Last ist, sondern eine Quelle tiefer Freude, das Spüren der Gegenwart Gottes und des Guten, das Erkennen seines stillen Wirkens; dass der Glaube wertvolle Anweisungen gibt, die uns helfen, ein gutes Leben zu führen.
Wenn wahr ist, dass wir mitverantwortlich dafür sind, die Menschen in unserem Umfeld in den Himmel zu führen, um wie viel mehr muss das dann für die Familie gelten? Mir hat mal ein Priester gesagt, als Ehemann sei es eine meiner Aufgaben, dafür zu sorgen, dass meine Frau heilig werden kann. Ich würde ergänzen, dass das sicher auch für die Kinder gilt, auch wenn die Bindung zu meiner Frau an erster Stelle stehen muss. Eine ganz schöne Verantwortung? Sicher, aber wenn wir sie nicht wenigstens bei unseren Liebsten auf uns nehmen, wie wollen wir sie bei unserem Kollegen, einer Nachbarin, einem Vereinskollegen annehmen?
q.e.d.
Wie zum Nachweis seiner Worte bis dahin, setzt der Papst in seiner Katechese zu einem Finale an, aus dessen einzelnen Worten eine solche Begeisterung für Christus, ein Bewusstsein der Größe der Botschaft und der Wichtigkeit des Anliegens spricht, dass man diesen Beitrag gut mit diesem Worten beenden kann:
Von Gott sprechen bedeutet, auf bestimmte und einfache Weise, durch unser Wort und unser Leben, das zu verkünden, was wichtig ist: den Gott Jesu Christi, jenen Gott, der uns eine so große Liebe erwiesen hat, dass er für uns Mensch wurde, starb und wieder auferstand; jenen Gott, der verlangt, dass man ihm folge und sich von seiner endlosen Liebe verwandeln lasse; jenen Gott, der uns die Kirche geschenkt hat, damit wir unseren Weg gemeinsam gehen und durch das Wort und die Sakramente die gesamte Familie der Menschheit erneuern können, auf dass sie Volk Gottes werde. Danke.
Erstaunlich, der Papst bedankt sich, dass wir ihm zuhören oder seine Worte nachlesen, dabei sollten wir danken, dass er uns teilhaben lässt, dass er uns als seine Brüder stärkt. Sicher, es ist seine Aufgabe, und bestimmt fühlt sich Benedikt XVI. als Diener der Kirche und der Gläubigen. Aber auch das kann man ja so oder anders machen danken wir Gott, dass er uns einen Papst geschenkt hat, der es so macht!