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Lesebefehl: Josef Ratzingers / Benedikt XVI. Jesus von Nazareth – Prolog

17. Dezember 2012 by Papsttreuer
Lesezeit 5 Minuten
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Jesus von Nazareth

Als nach eigenem Bekunden papsttreuer Blogger kommt man natürlich nicht umhin, neue Veröffentlichungen des Papstes zu lesen und – ja, dann stellt sich die Frage: automatisch gut zu finden? Einen Automatismus sollte es dabei nicht geben, auch Papsttreue sollte das selbständige Denken nicht einschränken. Aber meist tut mir der Papst sowieso den Gefallen, keinen ausgemachten Unsinn daher zu schreiben – das erleichtert mir die Entscheidung zur hemmungslosen Lobhudelei.

Was das neue Werk des Papstes, den dritten Teil der Trilogie „Jesus von Nazareth“, das sich mit der Jugend Jesu beschäftigt angeht, muss ich aber zwei Erwartungshaltungen (für manche vielleicht aber auch Befürchtungen) dämpfen: Das Buch ist erstens verglichen mit den beiden ersten Teilen vom Umfang her recht überschaubar und bietet zweitens keine brisanten Neuigkeiten aus der Sturm- und Drangphase Jesu!

Die Titelseite des Vorworts (nach dem Inhaltsverzeichnis) liegt auf Seite 7, der eigentliche Text, an den sich noch ein umfangreicher Anhang mit Literaturhinweisen, Glossar, Bibelstellenverzeichnis etc. anschließt, endet auf Seite 135. Netto also 128 Seiten Jugend Jesu, das kriegt man über die Weihnachtsfeiertage gut bewältigt und sollte auch Lesemuffel nicht abschrecken, wenn sie sich denn für das Thema interessieren.

Und es wird rein aus der Bibel berichtet, keine apokryphen Evangelien zitiert, nichts dergleichen. Wer also gehofft hatte, die anrührende aber nicht zum Kanon der Bibel zählende Geschichte von Klein-Jesus zu lesen, der aus Lehm Vögelchen fertigt und sie fliegen lässt, der wird enttäuscht werden. Gleich zu Beginn macht der Papst deutlich: unsere grundlegende Quelle über die Jugendgeschichte findet sich nur in den Evangelien, ergänzt um das, was im Alten Testament über den Messias prophetisch verkündet wurde. Und die „hard facts“ haben die Evangelisten von einer einzigen Person mitbekommen: Maria! Sie ist diejenige, die die Jugendgeschichten über Jesus „in ihrem Herzen bewahrte“ und sie dann den Evangelisten, ganz wesentlich dem Evangelisten Lukas, die sich mit der Geburt und der Jugend Jesu beschäftigten, mitgegeben hat.

Wenn man also diese Erwartungshaltungen bereinigt, dann hält man mit dem neuen Papstbuch in der Tat ein Kleinod in den Händen, das einem zwar keinen brandaktuellen Neuigkeiten über pubertäre Eskapaden von Jesus enthüllt, eigentlich überhaupt keine wirklichen Neuigkeiten über den Sohn Gottes enthält, die bekannten Tatsachen dagegen aber in einem Licht erscheinen lässt, die besonders für die Advents- und Weihnachtszeit gut zu lesen sind, wenn man sich auf die Erinnerung an das erste Kommen Jesu vorbereiten möchte.

Eine Frage, die Benedikt XVI. ganz am Anfang des Buches mit den Worten von Pontius Pilatus, also am Ende des menschlichen Lebens Jesu, stellt ist: „Woher bist Du?“ (Johannes 19, 9). Wer das Leben eines Menschen zu verstehen versucht, der wird sich mit seiner Vergangenheit beschäftigen müssen, mit seiner Herkunftsfamilie, mit seiner Jugend. Aber keine Sorge, das wird – wie man auch beim Papst kaum erwarten würde – keine Geschichte der Jugendpsychologie, die das Aufwachsen Jesu bei einem Stiefvater problematisiert. Was folgt ist eben genau die Faktengeschichte, die verdeutlicht, wieso Jesus in genau der Familie von Josef von Nazareth, mit Maria als Mutter und Elisabeth als Tante, besonders gut aufgehoben war.

So erfahren wir im 2. Kapitel des Buches (Die Ankündigung der Geburt Johannes des Täufers und der Geburt Jesu) eine Menge über Elisabeth und die Ankündigung der Geburt von Johannes dem Täufer, auch viel über Maria, ihr Verhältnis zu Gott – ihre Treue und ihr Gehorsam, ihren Glauben an die Allmacht Gottes, einen Glauben, der zu verstehen versucht, ohne in Frage zu stellen („Wie soll das geschehen …“) bis hin zur Frage der Wahrheit der Jungfrauengeburt.

Für mich ein Highlight des Buches sind aber die in Kapitel 3 (Die Geburt Jesu in Bethlehem) und 4 (Die Weisen aus dem Morgenland und die Flucht nach Ägypten) untergebrachten Erzählungen über den Ziehvater Jesu, Josef von Nazareth. Wer in der Bibel von Josef liest, dass er „gerecht“ war, würde dieses Wort vielleicht in dem Zusammenhang (er hat gerade von der Schwangerschaft Marias erfahren) mit „fair“ in die moderne Sprache übersetzen. Dabei bedeutet „gerecht“ in diesem Zusammenhang so viel mehr, wie der Papst ausführlich erläutert. An dieser Stelle daher nur der Hinweis: Josef war nicht nur Maria gegenüber fair, er war ein „gerechter Mann“ – so sollten wir uns als Männer Josef als Vorbild für unsere Beziehungen zu unserer Frau, unseren Kindern, unserer Familie und unsere Beziehung zu Gott nehmen!

Den Berichten über die Weisen aus dem Morgenland, warum die Tradition aus ihnen Könige gemacht hat, und wie man auf den Gedanken gekommen ist, dass in dem Stall bzw. der Geburtsgrotte Jesu „Ochs und Esel“ anwesend waren, bildet einen Großteil des lesenswerten vierten Kapitels, das ganze verbunden mit der Frage, ob denn diese Geschichten (also die von den drei Weisen) historischer Wahrheit entsprechen, was der Papst deutlich bejaht. Benedikt XVI. zitiert in diesem Zusammenhang den Theologen Klaus Berger mit Worten, die uns ganz generell leiten sollten bei der Frage nach der Historizität der Evangelien:

Auch bei nur einmaliger Bezeugung … ist bis zum Erweis des Gegenteils davon auszugehen, dass die Evangelisten ihre Leser nicht täuschen, sondern Historisches berichten wollen … Die Historizität dieses Berichtes auf Verdacht hin zu bestreiten überfordert jede denkbare Kompetenz von Historikern.
(zitiert auf Seite 126 des Buches)

Im letzten Kapitel, dem kurzen Epilog des Buches geht der Papst noch auf die Geschichte des zwölfjährigen Jesus im Tempel ein. Abgesehen davon, dass er mit dem Verdacht aufräumt, sein Zurückbleiben und die Diskussion mit den Schriftgelehrten im Tempel sei ein Akt des Ungehorsams gewesen, sondern diese Geschichte im rechten Zusammenhang als Akt des Gehorsams gegenüber seinen eigentlichen Vater darstellt, weist Benedikt in der Reaktion des jungen Jesus noch auf etwas hin, das uns auch für die rechte Interpretation seines weiteren Lebens helfen kann: Auf die Sorge seiner Eltern reagiert Jesus mit dem Hinweis, dass er in dem sein müsse, was seines Vaters ist (Lukas 2, 49). Die Bibel beschreibt dann, dass Josef und Maria seine Worte zu dem Zeitpunkt nicht verstanden, Maria sie aber in ihrem Herzen bewahrte, sie diese Worte quasi in sich reifen lies. An dieser Stelle schreibt der Papst:

Die Worte Jesu sind immer wieder größer als unser Verstand. Immer wieder übersteigen sie unsere Einsicht. Die Versuchung, sie zu verkleinern, sie auf unsere Maße zurechtzubiegen, ist begreiflich. Zur rechten Auslegung gehört gerade die Demut, diese uns oft überfordernde Größe stehen zu lassen, nicht Jesu Worte zu verkleinern mit der Frage, was wir ihm „zutrauen“ dürfen. Er traut uns Großes zu. Glauben heißt, sich dieser Größe zu unterwerfen und langsam in sie hineinzuwachsen.
(Seite 133)

Solche Sätze sind es, die mich bei der Lektüre dessen, was der Papst veröffentlicht, immer wieder vom Hocker hauen. Sie lassen Jesus wirklich Gott sein, sie versuchen nicht, Gott uns in annehmbaren Häppchen leichter verdaulich werden zu lassen. Gott darf bei unserem Papst eben Gott bleiben, und wir als Menschen dürfen demütig annehmen, dass er eben wesentlich – vom Wesen her – anders ist als wir. Und dennoch ist er Mensch geworden, um uns nahe zu sein, uns zu erlösen. So schließt denn auch Benedikt XVI. sein Buch mit den Worten:

Es wird wirklich sichtbar, dass er wahrer Mensch und wahrer Gott ist, wie es der Glaube der Kirche formuliert. Das Ineinander von beidem können wir letztlich nicht definieren. Es bleibt Geheimnis, und doch erscheint es ganz konkret in der kleinen Geschichte vom Zwölfjährigen, die damit zugleich die Tür auftut in das Ganze seiner Gestalt, die uns dann die Evangelien erzählen.
(Seite 135)

Ich muss es so schreiben: wem am Ende dieses Buches noch hundert Seiten fehlen, wem die apokryphen Geschichten fehlen, wer sich mehr Einblick in die Jugend Jesu versprochen hat und das Buch enttäuscht weglegt, dem ist vermutlich selbst mit einer Autobiographie Jesu nicht zu helfen: Versuchen wir doch zunächst mal, den Jesus der Evangelien zu durchdringen, zu verstehen, warum Gott in dieser Gestalt überhaupt Mensch geworden ist, zu verstehen, warum er in Bethlehem als Ziehsohn eines Zimmermanns aus Nazareth geboren und im jüdischen Glauben erzogen wurde. Wer von sich behaupten kann, das alles bereits verstanden zu haben, der mag sich mit den „Mythen“ um Jesu Jugend beschäftigen – für alle anderen, deren Einsicht ausreicht zum Bekenntnis, soweit noch lange nicht zu sein, sei dieses schlanke Buch eigentlich als Lektüre „befohlen“, um es aber sanfter zu sagen, ihnen sei dieses Buch besonders zu Weihnachten „empfohlen“.

Und hier noch der Link zum Buch

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Posted in: Allgemein Tagged: Benedikt XVI, Jesus von Nazareth, Lesebefehl, Papst, Prolog, Rezensionen

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