Okay, nehmen wir mal für einen Moment an, wir hätten von Jesus noch nie etwas gehört! Wir sind vielleicht gläubige Juden der Antike, Gott hat seinen selbstverständlichen Stellenwert in unserem Leben, wir beten, wir besuchen den Tempel und die Synagoge, versuchen, ein gottgefälliges Leben zu führen: wir glauben an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde! Soweit klar?
Und nun kommt da einer, gut, ein angesehener Mann, gottgläubig, eifrig im Gebet und man munkelt sogar, er könne sowas wie Wunder bewirken. Und von dem wird nun behauptet (er selbst drückt sich da in der Öffentlichkeit nie so klar aus, aber einige, die ihm folgen, bestätigen, dass er das auch von sich selbst sagt), er sei der Sohn Gottes! Und nicht nur in einem spirituellen Sinn, wie wir das in unserem bisherigen Glauben schon für uns angenommen haben, nein er sei der einzig-geborene Sohn Gottes, nach unserer jüdischen Vorstellung von Gott damit eben auch selbst Gott, und damit wie Gott unser Herr! Er zwingt uns zwar zu nichts, aber er verlangt schon, dass wir ihm folgen, wenn wir den Himmel erreichen wollen. Er geht wie selbstverständlich davon aus, dass das, was er da sagt, auch so angenommen wird! Naja, nicht selbstverständlich, er sagt schon, dass das alles kein leichter Weg sei mit ihm aber hey, sind wir mal ehrlich: der Weg mit Gott war nie leicht, da muss man es sich doch mit so einem Gott-Wannebe nicht auch noch schwerer machen?!
Und dieser Typ tritt auf und heilt Kranke, er sagt sogar von sich, dass er Sünden vergeben könne, was nur noch mal bestätigt, dass er sich für gottgleich hält. Sicher, wir warten nach unserem Glauben schon seit Jahrtausenden auf den Messias, der uns befreien und erlösen wird. Da sind auf der einen Seite mal die Römer, ein ziemlich fieses Volk, dass unseren Glauben sowieso argwöhnisch beäugt und nur insofern akzeptiert, wie wir bereit sind, ihnen zu gehorchen. Und auf der anderen Seite jüdische Kollaborateure wie König Herodes, der dem römischen Schergen Pontius Pilatus nur allzu gern ergeben ist, versorgt der ihn doch mit allerlei weltlichen Annehmlichkeiten. Von denen würden wir schon gern erlöst werden, aber dieser Jesus meint offenbar etwas ganz anderes: er redet von der Vergebung der Sünden, er redet vom Frieden, davon, unsere Feinde zu lieben. Er spricht davon, dass niemand ohne Schuld sei und damit auch niemand einen anderen verurteilen dürfe, hat auf diese Weise sogar schon mal eine legitime Steinigung verhindert.
Jetzt wurde er so kann man das sicher einschätzen zu Recht der Blasphemie beschuldigt, ihm wurde der Prozess gemacht, in dem er sich immerhin an das gehalten hat, was er selbst gepredigt hat: hat sich kaum verteidigt, hat aber Respekt! Pilatus immerhin in einen kleinen Disput geführt, der seitdem ein bisschen mehr in sich gekehrt erscheint, irgendwas mit Wahrheit. Naja, zuletzt stellt er natürlich eine Gefahr für die öffentliche Ordnung dar, nicht nur für die Römer sondern auch für unser Stillhalteabkommen mit ihnen. Und da er auch nicht ansatzweise in Richtung unserer realen Befreiung marschierte, kann er auch kaum der Messias gewesen sein. Also wurde er zum Tod am Kreuz verurteilt und gekreuzigt. Fiese Sache das, aber mal ehrlich, wenn er der Sohn Gottes gewesen wäre, dann hätte er sich doch leicht befreien können, oder? Hat er aber nicht schlussaus!
Okay, seine sogenannten Jünger sind da recht hartnäckig, die behaupten jetzt, er sei auferstanden! Und nicht nur so als kleines Wunder, eben noch tot, jetzt wieder da: nein, dieser Jesus soll den Tod ganz überwunden haben und nun sie glauben immer noch an diese Sohn-Gottes-Theorie bei seinem Vater, Gott selbst sein, wieder mit ihm vereinigt. Das alles, und das sie weitermachen sollen in ihrer Arbeit der Bekehrung rechtschaffener Juden und man höre und staune Heiden, habe ihnen auch der Heilige Geist, der nebenbei bemerkt auch Gott sein, eingegeben die Geschichte wird also immer kruder!
Nehmen wir also mal an, wir kämen aus genau diesem Gedanken- und Glaubensgebäude: Hätten wir das dann geglaubt? Wären wir Christen geworden? Wären wir ihm und seinen Jüngern gar in den Märtyrertod gefolgt aus Überzeugung, das richtige zu tun?
Zweierlei möchte ich mit alldem zum Ausdruck bringen:
Erstens: es war sicher für die Zeitgenossen Jesu nicht leichter an ihn zu glauben, als für uns heute! Zweitausend Jahre Theologie haben einiges erklären können, heilige Männer und Frauen haben uns Jesus näher gebracht, ihn uns auch erklärt, der Heilige Geist begleitet uns durch die Zeit und wenn man dann mal an ihn glaubt, dann erlebt man ihn auch selbst mehr und mehr da standen den jüdischen Zeitgenossen ganz andere Dogmen im Weg als der Zweifel des modernen Menschen!
Und zweitens: die Geschichte ist so fantastisch, sie hätte sich nicht als Wahrheit über zwei Jahrtausende halten können. Vielleicht als Legende, vielleicht als Witz der Geschichte. Aber von diesem Mann, Jesus, musste man (nach C.S, Lewis) entweder annehmen, er sein a) ein Betrüger, oder b) er sei verrückt oder eben c), dass er die Wahrheit sagte und der Weg, die Wahrheit und das Leben sei. Offenbar entschieden sich damals viele und bis heute Milliarden von Menschen genau für diese dritte Variante, so unwahrscheinlich und verrückt sie auch klingen mag.
Das alles ist natürlich kein Beweis, aber den braucht es über das Thema Glauben und glauben ist hier im Blog schon eine Menge geschrieben worden auch gar nicht. Ja, ich glaube an Jesus Christus, den eingeborenen Sohn Gottes, unseres Herrn!
(Dieser Beitrag wurde auch veröffentlicht auf Das Ja des Glaubens, einem Gemeinschaftsblog katholischer Blogger zum Jahr des Glaubens)