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Betrachtungen zur Fastenzeit: Demut

21. März 2013 by Papsttreuer
Lesezeit 6 Minuten
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Betrachtungen zur Fastenzeit

Egal in welche Medien man derzeit schaut, überall wird gemutmaßt, wie er denn nun ist, unser neuer Papst? Ist er ein liberaler, wie es sein Zugang zu Liturgie und der Umgang mit den Menschen andeutet? Ist er ein Konservativer, wie es seine bisherigen Äußerungen zu Moralfragen nahelegen? Und eine Frage, die ich immer wieder lese: ist er ein demütiger Mensch oder ist seine demonstrative, besser gesagt demonstrierte, Demut Zeichen von tiefer liegendem Hochmut?

Zu den ersterem Fragen möchte ich an dieser Stelle nicht Stellung nehmen, nicht weil ich nicht eine Einschätzung dazu hätte oder weil ich mich nicht trauen würde: in Wahrheit halte ich diese Schubladen für unseren Papst einfach unwürdig, und die sie verwenden, offenbaren damit höchstens ihre eigenen beschränkte Sicht auf das, was die katholische Kirche alles ausmachen kann. Gerne verweise ich auf einen schönen Kommentar des amerikanischen Priesters und Bloggers P. Dwight Longenecker, der auf kath.net veröffentlicht wurde.

Etwas anderes ist die Frage der Demut – oder eben die Frage, ob er denn nun demütig oder eher hochmütig sei, unser neuer Papst? Hochmut wird in der katholischen Kirche als eine der Hauptsünden (oder nicht ganz korrekt Todsünde) betrachtet, und auch wenn ein Papst nur ein Mensch und damit nicht frei von Sünde ist (auch wenn viele Papsttreue das glauben und viele Papstkritiker diesen Maßstab an den Papst anlegen wollen) so fehlt mir die Phantasie, dass uns der Heilige Geist gerade in diesen Tagen, in denen der Kirche Demut sicher nicht schaden kann, einen hochmütigen Papst beschert hätte. Umgekehrt wird das „Lob“ der Demut des neuen Papstes nicht zuletzt auch von Menschen im Vergleich zum letzten Papst ins Feld geführt: eine als Lob an Papst Franziskus getarnte Kritik an Benedikt XVI. Gemein ist diesen „Vorwürfen“ gegen den neuen oder den alten Papst, dass man in ihnen keine echte Sorge um Kirche und Amt entdeckt sondern eher die Sorge, ob denn die schöne Welt, die man sich als Kirche vorstellt, durch Papst Franziskus umgesetzt oder vereitelt wird. Der Wunsch nach einer Kirche „nach meinen Vorstellungen“ bricht sich hier Bahn im Gegensatz zu einer Kirche nach Gottes Vorstellungen. Ich glaube nicht, dass das jeweils bewusst passiert, es wäre aber sicher gut, hierüber nachzudenken.

Und damit sind wir auch beim eigentlichen Thema: die Wortbeiträge, die dem Papst einerseits Demut bescheinigen und sie ihm von anderer Seite her absprechen, zeugen selbst von wenig Demut – jedenfalls wenn man diese versteht als „die Bereitschaft, den eigenen Willen aus freier Entscheidung, durch Selbstbescheidung und um die Ehre die Gott gebührt zu vermehren, hinter den Willen Gottes und den Dienst am Mitmenschen zurückzustellen.“ wie es in kathpedia treffend definiert ist. Und wem das nicht sprechend oder drastisch genug ist, der kann sich das prägnante Beispiel der Christenheit ansehen, dass diesem Anspruch immer gerecht geworden ist: Jesus selbst! Er hielt nicht daran fest, wie Gott zu sein sondern wurde den Menschen gleich, mehr noch ein Sklave, bis zu dem zu unserer Erlösung notwendigen Tod am Kreuz (vgl. Philipper 2, 6-7). So geht das – seinen eigenen Willen vollständig hinter den Gottes zurückstellen: Dein Wille geschehe – nicht wie ich will, sondern so wie du willst!

Das ist der Anspruch, den wir an uns haben sollten, jedenfalls dann, wenn wir uns Christen nennen und Christus nachfolgen wollen. Und dieser Anspruch richtet sich an den Papst, die Kardinäle und Bischöfe, jeden Priester, aber auch jeden Laien, sind wir doch alle berufen, der Welt ein Beispiel zu geben dafür, wie ein gottgemäßes Leben funktioniert. Und den Blick auf Jesus geheftet muss man sich einer Tatsache bewusst sein: Er hat nicht gespielt! Er hat nicht einfach nur so getan als sei er ein Mensch! Gott hat sich zum Menschen gemacht und alle Konsequenzen mit getragen. Und insofern ist auch seine Demut echt gewesen, er hat nicht einfach so getan, als sei er demütig und ließe sich demütigen! Er ist wirklich geboren worden, hat gelernt, war krank, hat gelitten und ist qualvoll gestorben. Und man muss sagen: wer nicht daran glaubt, dass Jesus ganz Gott aber auch ganz Mensch gewesen ist, der könnte zu dem Schluss kommen, das sei alles nur Show gewesen – in Wahrheit habe Jesus als Gott am Kreuz gehangen nicht demütig, sondern um ein Signal zu setzen, habe in Wirklichkeit nicht gelitten sondern nur so getan um seine Botschaft deutlich zu machen. Dieser Gedankengang ist weit vom katholischen Glauben entfernt, aber – eben unter den genannten Bedingungen – durchaus nicht unmöglich zu denken. Denn schließlich wäre es nicht unmöglich, dass es so gewesen wäre, wir glauben nur nicht, dass es so war! Wie so oft sind wir auf unseren Glauben zurück geworfen oder – positiv ausgedrückt – sind wir glaubend gewiss, dass es nicht so war sondern Jesus eben als Mensch – und in aller Demut – am Kreuz hing.

„Man kann einem Menschen nur vor den Kopf gucken“ ist so ein Satz, der richtig ist, letztlich aber nur dem Misstrauen und dem Verdacht Vorschub leistet, nicht eben christliche Tugenden. Wenn es also darum geht, dass jemand „äußerlich“ ein demütiges Verhalten an den Tag legt, dann kann man munter spekulieren, ob denn seine „innere“ Einstellung dem ebenfalls entspricht oder ob eine zur Schau getragene Demut dem Betreffenden nur irgendwelche Vorteile verspricht. Das macht aber – wiederum in der Außenwirkung – die Handlung selbst nicht hochmütig! Wer also anders als der Pharisäer nicht in der Synagoge steht und Gott dankt, dass er nicht wie der Zöllner sei, sondern wie der Zöllner in den Eingang der Synagoge stellt und um Vergebung für seine Sünden bittet, den sollten wir zunächst mal als „demütig“ begreifen (vgl. Lukas 18, 10-13). Wenn der Zöllner sich hierdurch (andere als geistliche) Vorteile versprechen sollte, er also aus unreinen Absichten handelte, so ist das ein Thema, das er mit dem Herrn selbst zu bereinigen hätte (Lukas 18, 14)– es würde (oder müsste) sein Gewissen belasten, macht die Zeugniswirkung aber nicht schlechter.

Und jetzt wieder Papst Franziskus: Ist seine Haltung gegenüber den Insignien der kirchlichen Macht ein Zeichen von Demut oder versucht er damit, die Welt für sich einzunehmen? Ist sein Verhalten gegenüber den Menschen, insbesondere den Kindern und Kranken, auf dem Petersplatz ein Zeichen des Bewusstseins, dass ihm in diesen Menschen Christus begegnet oder nur ein Versuch, möglichst menschlich und nah den Menschen zu wirken? Wer sich ein bisschen, und die Möglichkeit bestand in den vergangenen Tagen ja ausreichend, mit dem Lebensweg von Jorge Mario Bergoglio beschäftigt, stellt erstens mal fest, dass sich dabei ein stimmiges Gesamtbild ergibt und die Frage muss erlaubt sein, ob man es denn für möglich hält, dass ein Mensch sein ganzes Leben Demut „imitiert“? Zweitens stellt man aber mit diesen Zweifeln – bewusst oder unbewusst – die Wahl des Konklaves, letztlich die Wahl des Heiligen Geistes für den neuen Papst, in Frage. Hat es – so müsste man fragen – ein Hochstapler auf den Stuhl Petri geschafft? Ein gläubiger Katholik müsste bei dieser Frage mindestens genau so skeptisch gesehen werden, weiß er doch um die „überirdische“ Art dieses Amtes.

Bleibt aber noch eine andere Überlegung: Wer dem Zöllner in der Synagoge unreine Absichten unterstellt (oder sie zumindest in Erwägung zieht), der offenbart doch, da nichts darauf hinweist, dass dieser Verdacht gerechtfertigt wäre, mehr sein eigenes Geistesleben als das des Zöllners. Der Pharisäer mag beim Verlassen der Synagoge genau diesen Gedankengang gehabt haben: „Da steht dieser Zöllner und tut reumütig und demütig, dabei versucht der doch nur, Eindruck zu schinden!“ Das ist jedenfalls der Gedanke, den ich dem Pharisäer, nicht dem Zöllner zutrauen würde, und kein Zweifel: Zu denen wollen wir alle nicht gezählt werden! Wer also heute dem Papst vorwirft, er würde nur einen demütigen Eindruck machen wollen, der sollte doch eher sich selbst fragen, welche geistliche Schwäche ihn zu diesem Vorwurf bringt? Vielleicht ist es an der einen oder anderen Stelle – auf mich trifft das jedenfalls zumindest in Teilen zu – dieses konsequente Bild des Papstes, das uns aus unserer bequemen katholischen Hängematte, in der wir in unseren Breiten leben, scheucht: Ich habe ein gutes Gebetsleben, besuche die heilige Messe, gehe regelmäßig zur Beichte, ich lese in der Bibel, ich habe viele Schriften und Reden von Kardinal Ratzinger und Benedikt XVI., einem der wenn nicht dem größten Theologen unserer Zeit studiert (und hoffentlich weitgehend verstanden), ich schreibe einen katholischen Blog in dem ich die Reinheit der katholischen Lehre verteidige – aber was ist, wenn ein nach Schweiß und Dreck stinkender Bettler mich um einen Euro für etwas zu essen bittet?

Ist ein Gebet das gleiche, wie wenn ich einem Hungrigen etwas zu essen gebe? Ist der Besuch der Messe das gleiche, wie wenn ich einem Durstigen zu trinken gebe? Ist meine Beichte das gleiche, wie wenn ich einen Fremden und Obdachlosen aufnehme? Ist das Lesen in der Bibel das gleiche, wie wenn ich einem Nackten Kleidung gebe? Ist das Studieren theologischer Bücher das gleiche, wie wenn ich einen Kranken besuche? Und ist das Schreiben eines hoffentlich rechtgläubigen Blogs das gleiche, wie wenn ich jemanden im Gefängnis besuche? (Vgl. Matthäus 25, 34 ff.)

Wenn mich jemand daran erinnert, dass Jesus bei seiner Aufzählung der „Kriterien“, die uns Zugang zum Himmelreich gewähren, nur wenige Dinge sagt bei denen ich mit mir zufrieden sein könnte, dann bin ich versucht, demjenigen selbst schlechte Absichten zu unterstellen. Aber selbst wenn dem so wäre, selbst wenn solcherlei Beispiele nicht einer reinen Absicht entspringen, selbst wenn der Papst (mittlerweile sollte deutlich geworden sein, dass ich das nicht glaube) seine Demut nur vorspiegeln sollte, bleiben die Antworten auf die im letzten Absatz genannten Fragen für meine eigene ewige Zukunft entscheidend. Vielleicht reizt uns an der Demut des Papstes nur unsere eigene mangelnde Demut, vielleicht reizt uns an seiner unprätentiösen Art vor allem unser Stolz und unser Wunsch nach Statussymbolen. Vielleicht – ich neige mich mal ein bisschen weiter aus dem Fenster – ist der Hochmut auch eine der großen Versuchungen, die unseren Papst herausfordern, auf die er mit bewusster, gelebter Einfachheit antwortet um ihr nicht zu erliegen. Die Frage ist am Ende aber nicht, ob unser Papst demütig ist, die Frage ist, und sie wird uns – so nehme ich an – über das gesamte Pontifikat dieses Papstes nicht loslassen: Bin ich demütig?

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Posted in: Allgemein Tagged: Pharisäer, Zöllner, Benedikt XVI, Betrachtungen zur Fastenzeit, Demut, Franziskus, Papst

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