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Betrachtungen zur Fastenzeit: Reinigung

28. März 2013 by Papsttreuer
Lesezeit 6 Minuten
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Betrachtungen zur Fastenzeit

Eigentlich hatte ich geplant, es für diese Fastenzeit mit den Blogbeiträgen zu belassen. Zum Glück aber haben wir einen Papst, der uns mit seinen Worten die letzten Wochen schon aufgerüttelt hat und es jetzt sogar mit Worten tut, die er vor seiner Wahl gesprochen hat (und die mit seiner Erlaubnis veröffentlich wurde). Und in gewisser Weise passt die Ansprache von Papst Franziskus, zu der Zeit noch „einfacher“ Kardinal Bergoglio, auch wunderbar zum morgigen Karfreitag.

In den vergangenen Betrachtungen habe ich mehrfach das Leiden Jesu thematisiert, ein Leiden, mit dem er unsere Schuld auf sich genommen hat. Diesen Zusammenhang möchte ich daher hier nicht mehr betrachten. Die Vergebung der Schuld durch Gott setzt aber auch so etwas wie Reue voraus, die wiederum ein Impuls sein sollte für die Umkehr: ich möchte nicht weiter, nicht wieder Schuld auf mich laden, ich möchte – mit Gottes Hilfe – mein Leben ändern, ein Leben, dass Jesus Christus nicht noch mehr Last auf die Schultern legt. Bei den eigenen, persönlichen Sünden, die sich um eine schlechte Handlung meinem nächsten oder mir selbst gegenüber drehen, ist der Weg der Umkehr dabei meist einfach zu beschreiben – die Umkehrung der Sünde, vielleicht die Umkehrung der zugrundeliegenden Einstellung. Bei der Reinigung unserer Lebensweise, die nicht dem entspricht, was Gott von mir im Sinne seines Auftrags erwartet, ist das vielleicht schon schwieriger.

Eine einfache Frage wäre: Habe ich in der Vergangenheit ausreichend (meinem Stand entsprechend) den Evangelisierungsauftrag Jesu erfüllt? Falls nicht, ist das sicher ein „nein“, mit dem ich Gottes Auftrag für mein Leben ablehne, ein Auftrag, den ich nicht nur erfüllen sollte Gott zu gefallen, sondern weil er mein Leben gelungen macht.

Hier, an der Evangelisierung setzt der Papst an, beschreibt seine Sicht auf „die möglichen Veränderungen und Reformen […], die notwendig sind für die Rettung der Seelen“. Persönlich hat mich gefreut, dass er – ganz wie sein Vorgänger das einmal prägnant formuliert hat, den Daseinsgrund der Kirche in der Evangelisierung sieht:

Ich habe Bezug genommen auf die Evangelisierung. Sie ist der Daseinsgrund der Kirche. Es ist die «süße, tröstende Freude, das Evangelium zu verkünden» (Paul VI.). Es ist Jesus Christus selbst, der uns von innen her dazu antreibt.

Dann beschreibt er drei Aspekte der Evangelisierung, bei denen er offenbar in der Kirche einen Mangel sieht. Wenn man nun den Text, auf den ich gleich eingehen werde, sieht, erinnert er einen an die Rede von Papst Benedikt XVI. zur „Entweltlichung“ bei seinem Deutschlandbesuch. Und genau wie bei dieser Rede, darf man davon ausgehen, dass nun allenthalben darüber diskutiert wird, was der Papst denn mit seinen Worten gemeint haben könnte – und ein jeder wird das aus seiner Sicht betrachten und menschlich verständlich den Handlungsbedarf bei anderen sehen. Ob also „Entweltlichung“ oder die Abkehr vom „schrecklichen Übel der ‚geistlichen Mondänität’“ sich auf das deutsche Kirchensteuersystem bezieht oder nicht, dazu erwarten uns sicher unterschiedliche Sichtweisen. Man kann die Rede von Kardinal Bergoglio aber auch einfach auf sich selbst beziehen (ganz nach dem Grundsatz der Antwort von Mutter Teresa, auf die Frage, was sich an der Kirche ändern müss: „Sie und ich!“), nur dann wird es ein persönlicher Anspruch und nur so ist man einigermaßen geschützt, nicht den Splitter im Augen des anderen auf Kosten des eigenen Balkens zu sehen.

Was sind nun die drei Aspekte? Ich möchte sie wiedergeben als „apostolischen Eifer“, „das Herausgehen aus sich selbst“ und „. die Abkehr von Mondänität“

Apostolischer Eifer

Evangelisierung setzt apostolischen Eifer voraus. Sie setzt in der Kirche kühne Redefreiheit voraus, damit sie aus sich selbst herausgeht. Sie ist aufgerufen, aus sich selbst herauszugehen und an die Ränder zu gehen. Nicht nur an die geografischen Ränder, sondern an die Grenzen der menschlichen Existenz: die des Mysteriums der Sünde, die des Schmerzes, die der Ungerechtigkeit, die der Ignoranz, die der fehlenden religiösen Praxis, die des Denkens, die jeglichen Elends.

Das ist der Anspruch, und er wäre eigentlich leicht, viel zu leicht zu erfüllen. Wir leben hier in einem Umfeld, in dem Mission, insbesondere christliche Mission kritisch beurteilt wird. In der „öffentlichen Meinung“ klingt das Wort nach Mittelalter, nach Einschränkung der eigenen Freiheit; der Wunsch einiger Kreise nicht mal mehr mit christlichen Symbolen konfrontiert zu werden, spricht hier eine beredte Sprache. Sich der Mission anzunehmen garantiert also, zumindest geistlichen und verbalen, Widerstand. Eifer ist also notwendig, nicht verstanden als Fleiß, sondern als ein inneres Drängen: „Die Liebe Christi drängt uns“ (2. Korinther 5, 14). Der Eifer muss etwas sein, dass uns in einer Art antreibt, die äußere und innere Widerstände überwindet. Immerhin muss man in unseren Breiten (noch) nicht mit körperlichen Repressalien rechnen – trotzdem verlangt die Mission auch in unserer weitgehend säkularen Welt einen Eifer, dem es gelingt, die Angst, die Furcht vor dem Urteil anderer Menschen und vor Nachteilen, zu überwinden.

Herausgehen aus sich selbst

Wenn die Kirche nicht aus sich selbst herausgeht, um das Evangelium zu verkünden, kreist sie um sich selbst. Dann wird sie krank (vgl. die gekrümmte Frau im Evangelium). Die Übel, die sich im Laufe der Zeit in den kirchlichen Institutionen entwickeln, haben ihre Wurzel in dieser Selbstbezogenheit. Es ist ein Geist des theologischen Narzissmus.

In der Offenbarung sagt Jesus, dass er an der Tür steht und anklopft. In dem Bibeltext geht es offensichtlich darum, dass er von außen klopft, um hereinzukommen … Aber ich denke an die Male, wenn Jesus von innen klopft, damit wir ihn herauskommen lassen. Die egozentrische Kirche beansprucht Jesus für sich drinnen und lässt ihn nicht nach außen treten.

„Herausgehen aus sich selbst“, das ist das Mittel der Evangelisierung. Gerade in Westeuropa droht die Kirche in Strukturdiskussionen oder in einer Haltung des „theologischen Narzissmus“ zu verharren und den Auftrag der Evangelisierung damit zu verfehlen. Abseits davon ist der Anspruch aber an jeden persönlich gerichtet. Einer meiner Lieblingssätze zu diesem Thema lautet „Evangelisierung ist da, wo Menschen nicht glauben“. Engagement in der Kirche, bspw. in der Organisation, von mir aus auch in der Liturgie, ist sicher nichts schlechtes. Solange ich dabei aber im Kreis derer bleibe, die meinen Glauben teilen, kann ich nicht von Evangelisierung sprechen. Mein Auftrag ist es, die Liebe Christi möglichst vielen Menschen nahezubringen. Sich gegenseitig in der Gemeinde zu stärken, sich auch Glaubenswissen anzueignen, gibt einem sicher eine gute Ausrüstung – die aber nutzlos ist, wenn ich dann nicht auch den Berg besteige! Das Jahr des Glaubens, von Papst Benedikt XVI. ausgerufen, ist genau so gemeint, gerichtet nicht auf ein rein inneres Beschäftigen mit Bibel, Katechismus und Konzilsdokumenten, sondern als ein Fit-machen für die Evangelisierung. Ich muss also, wenn ich Jesus in meinem Herzen trage, gestärkt durch Gebet, Sakramente, die Heilige Schrift etc., ihn nach außen treten lassen. Den Glauben für mich zu behalten ist das Gegenteil dessen, was Gott von mir will, wenn er in mein Herz gelangt ist.

Abkehr von Mondänität

Die um sich selbst kreisende Kirche glaubt – ohne dass es ihr bewusst wäre – dass sie eigenes Licht hat. Sie hört auf, das «Geheimnis des Lichts» zu sein, und dann gibt sie jenem schrecklichen Übel der «geistlichen Mondänität» Raum (nach Worten de Lubacs das schlimmste Übel, was der Kirche passieren kann). Diese (Kirche) lebt, damit die einen die anderen beweihräuchern. Vereinfacht gesagt: Es gibt zwei Kirchenbilder: die verkündende Kirche, die aus sich selbst hinausgeht, die das «Wort Gottes ehrfürchtig vernimmt und getreu verkündet»; und die mondäne Kirche, die in sich, von sich und für sich lebt.

Mondänität bedeutet (neben einer gesellschaftlichen Bedeutung von Eleganz) „der Welt zugewandt“, vielleicht besser „im Stil der Welt“. Der Stil der Welt ist dabei recht leicht zu beschreiben: ich will gewinnen, ich will möglichst viel für mich erreichen, vielleicht Macht, vielleicht Geld, vielleicht Lust, ich will mich im Glanz meines Könnens sonnen, zeigen, was ich habe und was ich kann. Wenn die Kirche sich so darstellt, dann ist es nicht verwunderlich, wenn sie irgendwann auf eigene Leistungen baut: auf Wissen, auf Geld, auf „Know-how“. Was dagegen bewusst bleiben muss, ist die Wahrheit, dass sie Gott verkünden muss (eben evangelisieren), dass sie ein Geheimnis zu hüten hat, dass sie nicht selbst ist, sonder Gott: er ist das Licht, dass die Kirche in die Welt tragen muss. Und wiederum: was für „die Kirche“ als Institution gilt, dass gilt für jeden Christen. Wenn ich mich auf meine eigenen Leistungen verlasse, vielleicht Redetalent, vielleicht Organisationstalent, was auch immer meine Talente sein mögen, dann glaube ich am Ende, dass auch der Erfolg mir gebührt. Das Ziel, erfolgreich sein zu wollen ersetzt das Ziel, Christus in die Welt zu tragen, das Ziel, erfolgreiche Aktionen zu organisieren, vielleicht sogar welche, die der Evangelisierung dienen sollen, ersetzt die eigentliche Evangelisierung. So wie die mondäne Kirche „in sich, von sich und für sich lebt“ so lebt der mondäne Mensch, der im Stil der Welt lebende Mensch in sich, von sich und für sich – und im Grunde ohne Gott.

Die Diskussionen um die Rede des Papstes in spe haben bereits begonnen, es wird fleißig mit dem Finger auf andere gezeigt (eine erste Reaktion die ich auch bei mir festgestellt habe) oder darauf hingewiesen, was der Papst gemeint oder nicht gemeint haben könnte im Sinne der Struktur der „Institution“ Kirche – aber glauben wir wirklich, glaube ich wirklich, nach all dem, was der Papst seit seiner Wahl so gesagt hat, dass er das gemeint hat? Strukturdiskussionen in der Kirche? Diskussionen um Kirchensteuer oder „Reichtum“ der Kirche?

Ein Freund von mir hat in einem Facebook-Eintrag die Rede des Papstes mit den Worten kommentiert „Da kommt etwas auf uns Katholiken zu“ – ich weiß nicht, ob er das so gemeint hat, aber der Satz passt sehr gut: auf uns alle kommt ein ganz anderer Anspruch zu, abseits von Diskussionen um Strukturen, Liturgie und Hermeneutiken: auf uns kommt zu, endlich Ernst zu machen mit der Evangelisierung, mit Eifer, einem Herausgehen aus uns selbst und dabei einer Abkehr von einer geistlichen Mondänität. Das ist eine Reinigung unseres Lebens, wie wir sie vielleicht auch am Karfreitag mit dem Blick „auf den, den sie durchbohrt haben“ von uns gefordert sehen, die Gott von uns erbittet, nicht nur zu seiner Ehre sondern auch zu unserem Seelenheil!

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Posted in: Allgemein Tagged: Benedikt XVI, Betrachtungen zur Fastenzeit, Entweltlichung, Franziskus, Papst, Reinigung

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