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Betrachtungen zur Fastenzeit: Schuld

27. März 2013 by Papsttreuer
Lesezeit 6 Minuten
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Betrachtungen zur Fastenzeit

Ich habe eine Weile überlegt, ob ich in der Fastenzeit einen Blog mit einem derartigen Titel und folglich auch Inhalt schreiben soll. Theologisch ist das Thema „Schuld“ (zusammen mit den Themen Barmherzigkeit und Vergebung) sicher ein wichtiges, und wann wenn nicht in der Fastenzeit, in der Karwoche, wäre ein solcher Beitrag angebracht. Problematisch daran ist nur: mit dem Begriff von Schuld kann – ähnlich wie mit dem Begriff der Sünde – kaum noch jemand etwas anfangen. Sicher, im Strafrecht gibt es das noch, einen „Schuldspruch“ – aber selbst da kommt man meist nicht ohne einen Mix aus Verständnis für soziale Auslöser und dem Wunsch nach einer erzieherischen Wirkung der „Strafe“ aus. Ich bin kein Gerichtskenner, aber die Formulierung, dass sich jemand mit einem Vergehen „Schuld aufgeladen“ habe, ist mir auch in den geläufigen Krimis nicht untergekommen.

Sünde, Gewissen und Schuld, Begriffe, die zusammen gehören: Sünde als Tat, als Auslöser, Schuld oder schuldig sein als Konsequenz – wer das eine nicht erkennt, kann vom anderen auch nicht reden. Wer sündigt, lädt Schuld auf sich – und das Wissen um diese Schuld schlägt sich nieder in Schuldgefühlen, einem schlechten Gewissen. Ohne Wissen um die Sünde besteht diese eigentlich nicht, und entsteht auch keine Schuld. Der Mensch darf und muss seinem Gewissen folgen – ist aber andererseits auch aufgefordert, sein Wissen über „gut“ und „böse“, über richtig und „falsch“ auszubilden. Und auch hier: gibt es das, gut und böse, richtig und falsch, letztlich: Wahrheit und Unwahrheit?

Was ist Wahrheit, fragt Pilatus Jesus, und je nach Exegese tut er dies ernsthaft, wobei er wirklich wissen möchte, was Wahrheit ist, oder mehr ironisch, voraussetzend, dass es so was wie Wahrheit gar nicht gebe oder sie nicht relevant sei. Was soll das schon sein, Wahrheit? Ist gut, richtig und wahr nicht das, was eine Mehrheit als solches erkennt? Und hängt dieses Erkennen nicht auch von den Umständen ab? Kann ich – als Statthalter Jerusalems oder (vermeintlicher) Herr meines Lebens – nicht selbst entscheiden, was gut, richtig und wahr ist, und diese Einschätzung auch morgen wieder ändern?

Wenn es also Wahrheit nicht gibt, kann ich die Betrachtung von oben wieder aufrollen: ohne Wahrheit kein schlechtes Gewissen, keine Schuld, keine Sünde! Das gilt … so lange wie ich selbst der Maßstab meiner Wahrheit bin. All das ändert sich jedoch, wenn ich zulasse, dass jemand anders den Maßstab setzt: wenn mich jemand schlecht behandelt, dann bin ich recht sicher, dass das falsch war, dass der andere mir gegenüber Schuld aufgeladen hat – auch wenn man den Begriff der Sünde in den Zusammenhang nicht oft verwendet: ich bin überzeugt, er hat gegen mich gesündigt! Doch auch das ist eine subjektive Sicht: die desjenigen, der darüber befindet, ob jemand schuldig geworden ist. Und auch dessen Maßstäbe können sich ändern – manche Dinge erscheinen uns heute als ungerecht, die morgen schon als fair gelten können, und umgekehrt.

Was fehlt ist ein fester Maßstab, ein Maßstab, der sich nicht willkürlich, ein Maßstab der sich eigentlich nie ändern kann! Gesetzliche Rahmenbedingungen? Lassen sich durch demokratische Mehrheiten ändern und so kann morgen schon falsch sein, was heute noch richtig ist, und umgekehrt! Internationale Gremien, die UN beispielsweise? Fasst Beschlüsse nach Mehrheitsprinzip – auch hier kann morgen richtig sein, was heute noch falsch ist. Ein solche Rechtspositivismus führt uns also nicht zum Ziel eines festen Maßstabs von richtig und falsch, gut und böse. Dieser muss unveränderlich sein und in sich „gut“: es muss also gut und richtig sein, bestimmte Taten als gut oder böse einzuordnen. Dieses „gut“ kommt in seiner höchsten Ausprägung in der Liebe zustande – ein recht verstandener fester Maßstab wird nicht als Mittel der Unterdrückung oder auch nur Steuerung verstanden (wie es Gesetze gemeinhin tun) sondern als Mittel der Liebe! Der Maßstab ist in sich gut, wenn er für mich und alle anderes das gute will, und das wird er nur sein, wenn er aus Liebe gesetzt wird.

Wenn Christen über Liebe sprechen, dann ist der Maßstab klar: Gott selbst ist die Liebe! So muss Gott den Maßstab setzen, bestimmt, was gut und böse, richtig und falsch ist, Wahrheit oder Unwahrheit ist! Und das mit einer einzigen Motivation: Liebe! Und diese Liebe strebt danach, uns zu ihm zu führen – alles, was uns zu Gott und seiner Liebe führt ist gut, richtig und wahr, was uns von ihm weg führt ist böse, falsch und unwahr! Die Sünde ist also nicht etwas, was in seiner Definition Veränderungen unterworfen wäre, sondern etwas, das Gott selbst bestimmt – mit offenen Karten und seit und in Ewigkeit gleich!

Man kann an dieser Stelle trefflich darüber diskutieren, wer denn die Interpretation der Maßstäbe Gottes in unserer Zeit übernehmen sollte: leider steht in der Bibel nicht direkt etwas zu Embryonenforschung, PID etc. und den einen oder anderen mag ein ungutes Gefühl dabei beschleichen, wenn „die Kirche“ und mit ihr fehlerbehaftete, eben sündige, Menschen, diese Aufgabe übernehmen. Das soll aber hier nicht das Thema sein. Festhalten sollten wir nur, dass es diesen ultimativen, eben göttlichen Maßstab von gut und böse gibt, und wir gut daran tun, ihn zu beachten, nicht aus Angst vor Strafe sondern weil uns bewusst ist, dass Gott uns zu sich führen will, zur Liebe selbst.

Es gibt also so etwas wie richtig und falsch, gut und böse, wahr und unwahr – und also gibt es auch den Verstoß gegen das Richtige, das Gute, das Wahre, den Verstoß gegen den Weg Gottes, mit dem er uns zu sich führen will. Das nun ist in der Tat die Sünde: die Negierung dieses Maßstabs, damit die Ablehnung seines Angebots der Liebe. Mit meiner Sünde lehne ich Gott ab! Mit dem was ich tue sage ich „nein“ zu Gottes Angebot, bei ihm, in der Liebe zu sein, lade Schuld auf mich, indem ich das tue. Auch Schuld ist also etwas sehr reales – auch wenn man das ungern wahrhaben möchte, ist das Gefühl von Schuld doch unangenehm. Und doch ist klar: mit meinem „nein“ zu Gott lade ich Schuld auf mich!

In dem Paul-Gerhard-Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“ heißt es:

Nun, was du, Herr, erduldet,
Ist alles meine Last;
Ich hab’ es selbst verschuldet,
Was du getragen hast.
Schau her, hier steh’ ich Armer,
Der Zorn verdienet hat;
Gib mir, o mein Erbarmer,
Den Anblick deiner Gnad’!

Diese Strophe liegt nach der Beschreibung eben dieses Hauptes voll Blut und Wunden, nach der Beschreibung dessen, was in der Passion mit Jesus passiert ist. Die Passion ist letztlich das Ergebnis der Ablehnung Gottes – die Menschen wollten Gott nicht bei sich haben, ihm nicht folgen. Und so sind auch heute unsere Irrwege von Gott weg eine Passion für Christus, der doch Mensch geworden ist, uns zu sich zu holen. Wer also heute sagt, das wären die Pharisäer damals gewesen, die Schriftgelehrten, gar die Juden zu Zeiten Jesu, der verkennt, dass Jesus auch Gott ist und auf Golgatha auch unsere Schuld mit aufs Kreuz getragen hat. Was Jesus am Kreuz erduldet, das habe ich selbst verschuldet! Sicher nicht durch mich allein, aber auch nicht ohne die von mir zugefügten Wunden wurde Christus ans Kreuz geschlagen.

Und trotzdem: Gottes Liebe ist unendlich – seine Gnade, seine Barmherzigkeit ist immer größer als meine Schuld; ich muss sie ihm nur hinhalten, im Sakrament der Versöhnung meine Schuld bekennen, bereuen, mir Besserung vornehmen und er vergibt – keine weiteren Bedingungen! Gott weiß, dass ich wieder sündigen werde, er weiß jetzt schon um die Sünden, für die ich ihn um Vergebung bitte und die ich doch wieder begehen werde – und verzeiht trotzdem!

Gott weiß auch, dass ich eigentlich zu ihm will, dass ich mich nach der Liebe sehne, nichts mehr fürchte als das Fehlen von Liebe, die ich deshalb oft woanders suche, wo sie einfacher zu erreichen scheint als bei Gott. Gottes Liebe und Barmherzigkeit ist so groß, dass ich oft nicht in der Lage bin, sie anzunehmen und mich stattdessen lieber mit einem weltlichen Abklatsch dieser Liebe begnüge – und mich damit wiederum von ihm entferne. Gott weiß das alles und verstößt mich trotzdem nicht. „Er wird es nie müde, zu vergeben, doch wir werden bisweilen müde, die Vergebung zu erbitten.“ beschrieb es Papst Franziskus im Angelus vom 17. März kurz nach seiner Wahl zum Nachfolger Petri.

Die Bitte in der letzten Strophe des bereits zitieren Passionsliedes heißt es:

Erscheine mir zum Schilde,
Zum Trost in meinem Tod,
Und lass mich sehn dein Bilde
In deiner Kreuzesnot!
Da will ich nach dir blicken,
Da will ich glaubensvoll
Dich fest an mein Herz drücken.
Wer so stirbt, der stirbt wohl.

Natürlich ist dies eine Bitte des Beters, aber wir dürfen diese Bitte auch mit Zuversicht äußern. Gott will nicht unsere Bestrafung – wollte er sie, würde die Geschichte Jesu keinen Sinn mehr ergeben – er will uns bei sich haben, uns seine Liebe schenken. Und wer so betet wie in dieser Strophe, der kann gewiss sein, dass Gott ihn nicht abweisen wird.

Wer also jetzt in der Karwoche, vor Ostern, noch zur Beichte geht – wozu ich gerne animieren möchte –, der kann sich dessen bewusst sein, dass er von Gott angenommen ist, egal was er ihm vorzutragen hat. Gott kennt meine Schuld ja bereits, und alles, was er möchte ist, dass ich diese Schuld erkenne, bereue und mich ihm mit einem Besserungsvorsatz wieder zuwende. Und er möchte das nicht, um mich zu demütigen, sondern um mich zu ihm zu führen. Er ist da und wartet darauf, mir zu vergeben, meine Schuld einfach auf sich zu nehmen und mir diese Last von den Schultern zu nehmen. Um noch mal unseren Papst zu zitieren:

Wir wollen dessen [die Vergebung Gottes zu erbitten] nie müde werden, nie! Er ist der liebende Vater, der immer vergibt, der dieses Herz der Barmherzigkeit für uns alle hat, und auch wir wollen lernen, mit allen barmherzig zu sein. Bitten wir um die Fürsprache der Gottesmutter, die die menschgewordene Barmherzigkeit Gottes in ihren Armen gehalten hat.

Mit dieser Einsicht, mit diesem Vorsatz fällt es mir auch nicht mehr schwer, Schuld einzugestehen, mir und Gott einzugestehen, dass ich mich immer wieder von ihm abwende, ihm gegenüber schuldig werde und sündige. Denn diese Schuld ist nicht das Ende meiner Geschichte mit Gott, ist doch seine Barmherzigkeit unendlich!

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