Möglicherweise ist es die Strafe für einen nicht eingehaltenen Fastenvorsatz: Blogfasten war angesagt, allerdings ist mir der frühere Papst schon am Rosenmontag dazwischen gekommen, sodass der eine oder andere Artikel notwendig war, dann noch die geplanten Betrachtungen und ein echter Ausrutscher die politisch korrekte Künstlerauswahl beim Echo.
Und jetzt Palmsonntag, heilige Woche, das Triduum steht vor der Tür, Ostern, Er ist wahrhaft auferstanden und mir fehlen die Worte?! Vielleicht sind es die gesammelten Eindrücke der vergangenen Tage: das Bild von Papst em. Benedikt XVI und Papst Franziskus, kniend vereint im Gebet; die berührenden Ansprachen und Predigten unseres neuen Papstes, im Stil ganz anders als die von Benedikt, im Inhalt klar katholisch; der in meinen Augen schiefgegangene Versuche meiner Heimatgemeinde aus der Palmsonntagsliturgie eine Kleinkindermesse zu machen (inklusive Hosanna-Gesang oder besser -gebrüll im Hochgebet); mediale Ergüsse wie die des unsäglichen Daniel Deckers in der FAZ, der sich als Kronzeugen für seine unter die Gürtellinie zielenden Verschwörungstheorien tatsächlich des abgefallenen Priesters David Berger bedient oder eines Günther Jauch (bzw. seiner Gäste), eines Mannes, der sich nur deshalb weil er eine Wissens-Gameshow moderiert den Nimbus eines Intellektuellen erworben hat und nun darüber schwadronieren lässt, dass Religionen allenthalten eine Kriegsschuld in sich tragen (von Verwicklungen in das dritte Reich gar nicht zu reden); die Nicht-Berichterstattung in deutschen Medien über Hunderttausende (die Veranstalter sprechen von über einer Millionen, aber die 300.000 lt. Polizeiangaben sind für mich schon eindrucksvoll genug) Franzosen, die für den Erhalt eines rechten Ehebegriffs auf die Straße gehen und die erst dann eine Nachricht wird, wenn man den Gegnern einer Gleichstellung Gewalttätigkeit unterstellen kann während wir (ich nehme mich da nicht aus) zu faul sind den Hintern hoch zu kriegen wenn grün-rot-rote Sozialingenieure den Ast absägen auf dem unsere Gesellschaft sitzt
Das alles sind Themen, die nach Kommentierung rufen und doch: sie passen (von den ersten beiden Punkten mal abgesehen) so wenig zu dem, was wir in den kommenden Tagen erinnern, auch feiern, und wie wir das begehen sollten:
Gestern, am Palmsonntag ging es noch um den triumphalen Einzug Jesu in Jerusalem (nein, liebe Papst- und Kirchenkritiker, das Reiten auf dem Esel war kein Zeichen von Demut eines ansonsten nicht an Demut armen Lebens Jesu), der durch die Liturgie verdeutlicht nur im Zusammenhang mit seinem Leiden verstanden werden kann (ein Zusammenhang auf den der Priester unserer Gemeinde gestern direkt zu Beginn der Messe hinwies, neben der Eucharistie selbst ein einsames Highlight dieser Messe). Wenn es nur der Einzug in Jerusalem wäre, dann könnte man Jesus durch Barack Obama ersetzen aber das Leiden das diesem Einzug folgt, gehört eben auch zur Logik Gottes!
Ab spätestens Donnerstag ist es dann das Leiden Jesu, das uns beschäftigen wird: Leiden für uns, die Menschen, zu deren Erlösung er Mensch geworden ist, und auch dieses finale Opfer auf sich nimmt. Gott leidet, nimmt das Menschsein mit allen Konsequenzen auf sich, wird verurteilt als Mensch, wird verspottet als Mensch, wird gequält als Mensch, wird gekreuzigt als Mensch, stirbt als Mensch für uns!
Und doch ist eben das Leiden Jesu auch nicht ohne Ostern zu verstehen. Nachdem Jesus das Menschsein bis zum Schluss erlitten hat, bricht sich sein Gottsein Bahn (ich bin nicht sicher, ob die passive Formulierung einer theologischen Betrachtung standhält, aber ich hoffe, die geneigten Leser können darüber hinwegsehen): Er ist auferstanden, wahrhaft auferstanden! Aber nicht nur für sich er hat nicht einfach sein Leben gerettet, er hat unser aller Leben gerettet, auch das Leben derer, die ihm das angetan haben, auch das Leben derer, die ihm das noch heute antun (was uns alle einschließt). Jesus Christus hat durch sein Menschsein, sein menschliches Leiden, seinen menschliche Tod und durch seine Auferstehung uns vom Schicksal des nur (!) Menschseins erlöst.
Der nach menschlichen Maßstäben triumphale Einzug Jesu in Jerusalem, das nach menschlichen Maßstäben unendliche erlittene Leid und die den menschlichen Verstand überfordernde Auferstehung wen das nicht sprachlos hinterlässt, der kann es eigentlich nicht verstanden haben. Und doch muss man es wohl als Aufgabe eines Bloggers sehen, dafür Worte zu finden. Vielleicht sind die obigen Worte geeignet, einem Verständnis zu dienen, das am Ende nur in eine Anbetung münden kann? Vielleicht sind sie auch geeignet, die eingangs beschriebenen Zu- und Missstände in ein rechtes Licht zu rücken, die Maßstäbe zu verdeutlichen, um die es hier geht: mediales Grollen im Vergleich zum Gewitter der Auferstehung, mangelhafte Liturgie im Vergleich zur Erlösung des Menschen etc.pp.?
Das wäre jedenfalls meine Hoffnung, die Leser mit mangelhaften Worten doch ein bisschen auf Ostern vorzubereiten, und alle diejenigen, die dem Glauben vielleicht nicht so nahestehen ein bisschen animieren kann, sich auf die Liturgie des Triduums einzulassen um die Gesamtheit der Geschehnisse von vor zweitausend Jahren zu erfahren von Gründonnerstag, Ölbergstunde und Gebet, Liturgie vom Leiden und Sterben unseres Herrn, über die Stille und Finsternis des Karsamstags bis hin zur Auferstehung, der Lebensexplosion in der Osternacht!
Bettina Klix
Danke für diesen Beitrag und danke auch für die Begleitung durch die Passionszeit!
Und danke auch für den (dauerhaften) Buchhinweis auf Romano Guardinis „Der Kreuzweg unseres Herrn und Heilandes“, den ich schon längst angeschafft hatte, aber erst heute gelesen. Wirklich auch ein Begleiter für die Zeit nach Ostern.