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Anbeten!

17. April 2013 by Papsttreuer
Lesezeit 6 Minuten
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Ob eine solche Differenzierung bis in die Tiefen der Theologie hinein korrekt ist, weiß ich leider gar nicht, aber ich möchte sie hier dennoch vorschlagen, um einen Punkt aufzugreifen, den Papst Franziskus am vergangenen Sonntag bei seiner Predigt zur „Inbesitznahme“ der Basilika St. Paul vor den Mauern, erläuterte: die Differenzierung zwischen Gebet und Anbetung. Vielleicht kann man ganz allgemein formulieren, dass jedes Gespräch mit Gott ein Gebet ist – selbst wenn jemand Gott Vorwürfe machen sollte, so wendet er sich doch an ihn, erkennt ihn als Gott an, auch wenn es zwischen ihm und Gott Meinungsverschiedenheiten geben sollte. In dieser Hinsicht wäre dann die Anbetung eine Teilmenge des Gebetes. Papst Franziskus differenziert das wie folgt:

Ich möchte, dass wir alle uns eine Frage stellen: Du, ich, beten wir den Herrn an? Gehen wir zu Gott nur um zu bitten, zu danken, oder gehen wir auch zu ihm, um ihn anzubeten? Was bedeutet denn, Gott anzubeten? Es bedeutet zu lernen, wie wir bei ihm verweilen und innehalten können, um mit ihm zu sprechen und dabei zu spüren, dass seine Gegenwart die wahrste, beste und wichtigste aller ist.

Allzu gerne möchte ich diese Frage mit einem deutlichen „Ja sicher“ beantworten, natürlich bete ich Gott an, gehe nicht nur zu ihm um ihm zu danken oder ihn um etwas zu bitten – aber es macht mich schon stutzig, dass der Papst diese Frage auch auf sich bezieht: „Du, ich, beten wir den Herrn an“? Man muss nicht übermäßig viel in diese Frage hineininterpretieren um festzustellen: Anbetung ist eben nicht der „Normalfall“ des Gebetes sondern eher der Ausnahmefall, und zwar in einer Weise Ausnahmefall, dass sich selbst der Papst, dem ich mal ein ganz geordnetes Gebetsleben unterstellen würde, sich selbst in Frage stellt. Der Papst fragt sich, ob er wirklich (genug) anbetet, und ich glaube wirklich, die Frage einfach mit „Ja“ beantworten zu können?

Und wenn ich mir dann meine letzten Gebete in Erinnerung rufe, meine persönlichen Gespräche mit Gott, auch die gemeinsamen Gebete mit der Familie – es geht in allererster Linie um Dank – Dank für den Tag, Dank für erfahrenes Glück, Dank für Stärke in schweren Situationen … – oder Bitten – Bitten für notwendiges Glück, Bitten für andere Menschen, Bitten für die Familie, Freunde, Kranke, Verstorbene … –, vielleicht auch noch Zwiegespräch mit Gott, was aber im weiteren Sinne eine Bitte ist, eben eine Bitte um Verständnis oder vertieften Glauben.

Es ist schon komisch: Wenn mich jemand fragt, wie denn ein „gutes Gebet“ sein müsste, dann antworte ich in schöner Regelmäßigkeit, es sollte wie ein Gespräch mit einem guten Freund sein, mit dem besten Freund, den man sich vorstellen kann, mit dem Vater, wie ein Vater sein sollte. Und darin kommt sehr schön zum Ausdruck: Ich spreche auch nicht nur mit Freunden um sie um etwas zu bitten oder ihnen für etwas zu danken, ich spreche mit ihnen einfach aus dem Wunsch heraus, mit ihnen zusammen zu sein, mich mit ihnen auszutauschen. Auf den Gedanken, eine Freundschaft auf Bitten und Danken zu reduzieren, würde wohl niemand kommen. Eine Freundschaft beinhaltet eben auch das miteinander „verweilen“ und „innehalten“ um „miteinander zu sprechen“.

Nun ist natürlich ein Gespräch mit einem Freund nicht eine „Anbetung“ dieses Menschen (oder sollte es zumindest nicht sein) – man könnte das Bestreben, so mit jemandem zusammen zu sein aber vielleicht als „Wertschätzung“ bezeichnen. Einer Freundschaft, reduziert auf Bitten und Danken, fehlt eben jene Wertschätzung, die ich dem anderen entgegenbringe, in dem ich einfach bei ihm bin, verweile, innehalte, spreche. Zur Anbetung – um bei der Begrifflichkeit zu bleiben vielleicht „unendliche Wertschätzung“ – wird dieses Verweilen bei Gott dadurch, dass ich gewahr werde, spüre, „dass seine Gegenwart die wahrste, beste und wichtigste aller ist.“ – so der Papst.

Jeder von uns hat in seinem Leben bewusst und vielleicht manchmal unbewusst eine ganz genaue Reihenfolge der Dinge, die er für mehr oder weniger wichtig hält. Den Herrn anzubeten bedeutet, ihm den Platz zu geben, der ihm gebührt. Den Herrn anzubeten bedeutet, zu sagen und zu glauben – aber nicht nur mit Worten –, dass er allein wirklich unser Leben lenkt. Den Herrn anzubeten bedeutet, dass wir vor ihm die Überzeugung gewinnen, dass er der einzige Gott, der Gott unseres Lebens, der Gott unserer Geschichte ist.

Wenn das so ist, dann müsste doch eigentlich die Anbetung die Lieblingsbeschäftigung jedes Christen sein?! Sicher, es gibt Dinge, die zu tun eben auch notwendig sind, aber wenn die Gegenwart Gottes die „wahrste, beste und wichtigste aller ist“, dann sollte man doch meinen, dass nichts wahrer, besser und wichtiger sein könnte, als mit ihm zu verweilen, innehalten und zu sprechen, eben ihn anzubeten?! Dagegen halten kann man Vorstellungen von einer immerwährenden Anbetung: man kann sich die Gegenwart Gottes, die ja nicht nur im expliziten Gebet gegeben ist, natürlich immer bewusst machen und sie genießen, aber – so ist meine persönliche Ansicht – das ist wohl eher die ganz hohe Schule der Verinnerlichung Gottes, der Mystik. Mir jedenfalls gelingt das in dieser Ausprägung nicht. Ich kann mir immer mal wieder bewusst machen, dass Gott gerade anwesend, aber schon in dieser Situation in ein Gespräch mit ihm einzutauchen wird außerhalb des „normalen“ Gebetsrahmens, also zum Beispiel am Arbeitsplatz, beim Versorgen der Kinder oder beim Kneipenbesuch mit Freunden, äußerst schwierig. Also sollten es dann aber doch zumindest die zeitlichen Refugien sein, die uns wertvoller sein sollten als jede andere Zeit des Tages.

Die meisten Kommentatoren haben bezüglich der Predigt direkt auf einen nachfolgenden Abschnitt der Predigt des Papstes, in der es neben der Anbetung um die Verkündigung und das Zeugnis ging, abgehoben, in der er deutlich macht, dass es unsere „Götzen“ sind, die uns von der wahren Anbetung abhalten:

Das hat eine Konsequenz in unserem Leben: uns der vielen kleinen und großen Götzen zu entäußern, die wir haben und zu denen wir Zuflucht nehmen, in denen wir unsere Sicherheit suchen und diese häufig auf sie setzen. Es sind Götzen, die wir oft gut versteckt halten; es kann Ehrgeiz sein, Karrieremacherei, Freude am Erfolg, sich selbst ins Zentrum zu setzen, die Neigung, sich gegen andere durchzusetzen, die Anmaßung, die einzigen Herren unseres Lebens zu sein, irgendeine Sünde, an der wir hängen, und vieles andere. Heute Abend möchte ich, dass eine Frage im Herzen eines jeden von uns aufsteige und dass wir sie ehrlich beantworten: Habe ich darüber nachgedacht, welchen verborgenen Götzen ich in meinem Leben habe, der mich daran hindert, den Herrn anzubeten? Anbeten bedeutet, uns unserer Götzen zu entäußern, auch der heimlichsten, und den Herrn als Mitte, als den Leitweg unseres Lebens zu wählen.

Der Hinweis des Papstes auf diese Götzen ist natürlich wichtig, um deren zerstörerisches Wirken in unserer Beziehung zu Gott einschätzen zu können und uns ihrer zu erwehren. Den Blick auf diese Götzen zu verengen um sie zu vermeiden scheint mir aber nicht der geeignete Weg zu sein, gegen sie zu kämpfen – die „Anbetung des Götzen“ ist ja nichts, was uns auf Anhieb schädlich erscheint. Wie die meisten Sünden erscheint uns die Anbetung von etwas oder jemand anderen als Gott als angenehm, erstrebenswert, vielleicht sogar „gut“. Was soll den schlecht an einer Karriere sein, wenn sie mir doch den Lebensunterhalt und den meiner Familie sichert? Was soll denn schlecht daran sein, Freundschaften mit anderen Menschen intensiv zu pflegen, wenn ich doch den sozialen Austausch brauche? Was soll denn schlecht daran sein, mein eigener Herr zu sein, wenn ich damit doch anderen nicht zu Last falle und frei werde von anderen? Was soll denn schlecht sein an dieser oder jener Sünde, die vielleicht in einem alten Gewissensspiegel steht, den aber heute niemand mehr ernst nimmt und die mir – zumindest kurzfristig und mit zunehmender Betäubung meines Gewissens mehr und mehr – Befriedigung verleiht? Letztlich sind es doch alles Dinge, die Gott geschaffen hat oder uns zur Verfügung stellt – was soll den schlecht an ihnen sein?

Diese Wertung wird erst klar, wenn man die echte Alternative betrachtet: das Zusammensein mit Gott! Dieses Verweilen bei Gott, dieses – nennen wir es ruhig so – Genießen seiner Gegenwart, das ist das wahre und größte Geschenk, dass Gott uns macht, und alles, was sich dem in den Weg stellt ist – bei noch so angenehmen „Nebenwirkungen“ ein Götze. So lange wie aber die Motivation, also das Verweilen bei Gott, letztlich die Anbetung, nicht als erstrebenswert erkannt wird – und wie sollte das jemand erkennen, der Gott nicht kennt – solange ist die Aufforderung zur „Entäußerung“ von den Götzen unseres Lebens nichts weiter als ein erneutes „Spielverderben“ der Kirche. So richtig der Hinweis vieler Kommentatoren auf die Notwendigkeit einer solchen Entäußerung also ist, so greift sie doch zu kurz, wenn sie nicht auf der Herleitung des Papstes basiert. Derjenige, der Christus kennt und bekennt und bezeugt und ein intensives Gebets- und Anbetungsleben hat, der wird für sich erkennen, wie schädlich sich diese Götzen auf seine Beziehung zu Gott auswirken.

Für alle anderen müssen die, die glauben, Gott eigentlich ganz gut zu kennen, seine Botschaft verkünden und echtes Zeugnis geben – damit wären wir dann wieder bei den ersten beiden Aspekten der Predigt, die ich hier nicht näher betrachtet habe, die sich aber natürlich genau so zu lesen lohnen. Und – ums ganz rund zu machen – natürlich dürfen wir Gott auch weiterhin im Gebet danken und bitten: Zum Beispiel darum, dass die Menschen, die uns am Herzen liegen, zu ihm finden, er sich ihnen offenbart wie sie es benötigen um glauben zu können; und auch darum, unseren Glauben ebenso zu vertiefen, damit wir Verkünden und Zeugnis geben können und seine Anbetung mehr und mehr zum zentralen Inhalt unseres Lebens wird, und wir „den Herrn als Mitte, als den Leitweg unseres Lebens […] wählen“!

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Posted in: Allgemein Tagged: Götzen, Verkündigung, Anbetung, Franziskus, Papst, St. Paul vor den Mauern, Zeugnis

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