„Der Eucharistische Kongress geht zu Ende … schade!“ Mit diesen (und natürlich noch ein paar mehr Worten) beendete Joachim Kardinal Meisner am Ende der heutigen vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zelebrierten Abschlussmesse im RheinEnergie-Stadion in Köln das seit vergangenen Mittwoch laufende Fest des Glaubens. Und in der Tat: schade ist es, dass das wunderbare Fest schon vorbei ist! Schade ich auch, dass ich an nur so wenigen Veranstaltungen teilnehmen konnte, immerhin aber am Donnerstag bei zwei offiziellen Programmpunkten und eben heute bei der Abschlussmesse.
Schade ist das Ende des Kongresses auch deshalb, weil es sich dabei – nach übereinstimmender Meinung derjenigen, deren Zeugnis ich gehört oder gelesen habe – um ein wirkliches Fest des Glaubens gehandelt hat. Von Seiten der Medien und anderer kirchenkritischen Gruppen war noch vor Beginn des Kongresses bemängelt worden, die Veranstaltung biete zu wenig Raum für Diskussionen über kritikwürdige Themen. Diese Kritik beweist einmal mehr den geringen Sachverstand in Kirchenthemen, den die meisten Zeitungen und andere Medien wie auch kircheninterne wie -externe Kritikergruppen aufweisen, wenn es um die Kernfragen des Glaubens geht. Als ob die Frage der Frauenordination oder der Homoehe auch nur annähernd die Bedeutung haben könnte, wie die Menschwerdung Christi und sein andauerndes Opfer in der Eucharistie, in der er uns – ganz körperlich und ganz klein – bis zu dem Tag erhalten bleiben wird, an dem es keine Priester mehr geben wird – was nach seiner Zusage über die Kirche erst am Ende der Zeiten sein wird, wenn wir den Herrn sehen wie er ist und keine Messfeier und keine Kirche und kein Tempel mehr nötig sein wird.
Hoffentlich müssen wir nicht schade sagen, wenn die Wirkung des Kongresses verpuffen sollte. Die Teilnehmer haben sich in den vergangenen Tagen intensiv mit ihrem Glauben auseinandergesetzt, sicher viel dazu gelernt (mich haben schon die zwei Katechesen bzw. Vorträge vom Donnerstag so beeindruckt, dass ich gar nicht wüsste, wie ich mit den zusätzlichen Inhalten der beiden folgenden Tage umgehen sollte) und auch besser zu glauben gelernt. Dieses Engagement jetzt in die Gemeinden hineinzutragen ist nicht nur Aufgabe der Bischöfe und Priester sondern vor allem auch der Laien, die sich zum Beispiel für vermehrte Anbetungen oder zum Beispiel Wochentagsmessen stark machen können (zu Zeiten, bei denen auch der arbeitende Teil der Bevölkerung dabei sein kann). In seiner Predigt in der Abschlussmesse stellte Kardinal Meisner unter anderem dei Frage, wie es sein kann, dass die Kirchen über die Woche leer stehen wo doch die Tabernakel mit dem Herrn gefüllt sind? Selbstkritisch – vielleicht auch ein bisschen auf die vor ihm sitzenden Bischöfe gemünzt, die Frage, ob das auch daran liegen könne, dass die Bischöfe zu viel schweigen würden und die Priester zu wenig auf die Eucharistie hinwiesen. Seine Selbstkritik in allen Ehren, aber auch wir Laien haben eine Verantwortung, eine Verantworung, wirklich priesterlichen Leistungen wie die Sakramentenspendung und die Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu auch wirklich einzufordern und uns dann auch entsprechend zu verhalten.
Eines ist nämlich auch schade: das Rheinenergiestadion des 1. FC Köln wies erhebliche Leerflächen auf! Wie mir ein alter Schulfreund auf ein von mir in Facebook gepostetes Bild vom Einzug der Ministranten aus ganz Deutschland etwas lakonisch kommentierte: „Da hätte auch das Stadion von Fortuna Köln gereicht“. Nun sind Glaubensfragen keine von Mehrheiten und Massen, aber bedenklich ist es schon, wenn die Deutsche Bischofskonferenz zum „Nationalen (!) Eucharistischen Kongress“ lädt und das Stadion bei der feierlichen Abschlussmesse nicht annähernd gefüllt wird. Man mag daran auch erkennen, wie wichtig und richtig die Aussagen von Kardinal Meisner hinsichtlich der Frage, wieso die Kirchen über die Woche meist leer stehen, sind. Wenn diskussionsträchtige und mit Gesellschaftsfragen zwischen Gender, Umwelt und sozialer Ungerechtigkeit „bereicherte“ Katholikentage oder evangelische Kirchentage gut besucht sind (wobei ich dazu keinen statistischen Vergleich habe), eine Zusammenkunft in der es um die Anbetung desjenigen geht, der auch bei letzteren Veranstaltungen im Vordergrund stehen sollte, aber vergleichsweise klein bleibt, dann scheint es eine Schieflage in den Gemeinden und auch in Glaubensfragen zu geben. Diejenigen die beim Kongress dabei waren, sind begeistert, und es waren – ich möchte da nicht missverstanden werden – nicht wenige: die Vortragsräume waren offenbar gut gefüllt, die Veranstaltungen unter freiem Himmel ebenfalls gut besucht, die Stimmung war von katholisch-fröhlicher Ausstrahlung, der Glaube dieser Menschen fast mit Händen zu greifen! So muss ein Fest des Glaubens sein, aber dieser Glaube muss auch in die Welt getragen werden, von den Bischöfen und Priestern in ihrer Rolle als Hirten genau so wie von jedem Gläubigen, damit mehr und mehr Menschen die Erfahrung machen, wie großartig unser Gott ist, der sich so klein macht, dass er in einen Tabernakel passt, um immer in unserer Nähe sein zu können.
Schade, dass der Eucharistische Kongress vorbei ist: unsere Kirche könnte sicher noch mehr solcher Tage gebrauchen, um sich einerseits ihres eigenen Glaubens zu versichern und andererseits Kraft tanken zu können, diesen Glauben auch in der Welt zu bezeugen durch Wort und Tat. Die Idee, einen solchen Kongress mitten in das Jahr des Glaubens zu legen, kommt ja nicht von ungefähr. Dieses ganze von Papst Benedikt XVI. initiierte Jahr, in dem wir uns vor dem Hintergrund und mit dem Ziel der Evangelisierung mit den Inhalten unseres Glaubens auseinandersetzen sollten, würde seinen Zweck verfehlen, wenn wir uns nicht auch mit dem Kern katholischen Glaubens, dem Leiden und Tod Jesu, seiner Auferstehung und Himmelfahrt und seiner Gegenwart in der Eucharistie auseinandersetzen würden. Nun sind wir wieder – als Einzelne und in den Gemeinden und Gemeinschaften – auf uns selbst gestellt, hoffentlich gestärkt durch die lebendigen Erfahrungen des Kongresses, den Glauben zu vertiefen und zu verbreiten. Naja, nicht ganz, schließlich ist der Herr immer bei uns, vor allem eben in der Eucharistie: „Herr, zu wem sollen wir gehen?“ – das Motto des Eucharistischen Kongresses gibt die Antwort auf die Frage, wo wir Antworten, Kraft und Stärkung bei Glaubensfragen, Glaubenskrisen, in der Evangelisierung, im Zeugnis vor den Menschen finden: Jesus Christus ist selbst da, freut sich auf unser Gebet und wartet beharrlich in den Tabernakeln unserer Kirchen, dass wir zu ihm kommen, ihm der Worte des ewigen Lebens hat!