So, da wären wir, der Dritte im Bunde des einen und einzigen Gottes: der Heilige Geist! Vermeintlich die am schwersten zu begreifende Person des einen Gottes. Schon der Name flößt Respekt ein: Heiliger Geist bedeutet neben der Heiligkeit eben auch Unfassbarkeit, für den einen oder anderen auch einen geheimnisvollen Schauer bis hin zur Frage, wie sich der Geist Gottes eigentlich von Geistern im Sinne von Geistergeschichten unterscheidet. Dazu vielleicht eingangs eine kurze Überlegung:
Ich habe mal den schönen Satz gehört Wenn Du glaubst, Gott verstanden zu haben, dann ist er es nicht! Vielleicht sollte uns nicht so sehr die Sorge und Ungewissheit hinsichtlich eines nicht fassbaren Geistes umtreiben sondern vielmehr unsere Vermutung, dass unser Verständnis von Gott Vater und Gott Sohn deutlich besser wäre. Möglicherweise unterliegen wir einem schweren Irrtum, wenn wir glauben, den Vater und Jesus zu kennen und den Heiligen Geist nicht durchdringen zu können, möglicherweise geht es uns mit dem allmächtigen Vater und Jesus genau so, nur wissen wir nichts von der Unzulänglichkeit unseres Gottesbildes? Und vielleicht sollten wir uns aber zu alldem auch gar nicht so viele Gedanken machen und es einfach als Pädagogik Gottes begreifen, wenn er uns auf unterschiedlichen Ebenen anspricht, die wir zumindest teilweise zu verstehen lernen können?
Die Frage, was denn der Heilige Geist ist, soll aus genau den oben beschriebenen Gründen nicht Inhalt dieses Beitrags sein, sondern seine Wirkungsweise. Naheliegend ist es, das Pfingstereignis zu beleuchten: der Heilige Geist erscheint den Aposteln wie Zungen von Feuer und anschließend können sie in den Sprachen aller Nationen sprechen und verlassen ihr Haus und beginnen die Evangelisierung und damit die Erfolgsgeschichte der Kirche. Mit Firmkandidaten habe ich mal ein interessantes Gedankenexperiment gemacht: die Pfingstgeschichte wird in zwei Versionen erzählt, einmal wie wir sie in der Bibel vorfinden, einmal wie der normale Weg gewesen wäre. In der zweiten Version versuchen sich die Jünger und Apostel möglichst bedeckt zu halten, feiern im kleinen Kreis, wie von Jesus beauftragt, sein Gedächtnis, erzählen sich Geschichten über ihren Weg und ihre Erfahrungen mit Jesus aber aus Furcht vor den Römern und Pharisäern nur hinter verschlossenen Türen. Es sind gemütliche und etwas rührselige Veranstaltungen, die Teilnehmer, die über die Jahre immer weniger werden, entweder weil sie sterben oder das Interesse verlieren, ergehen sich in Erinnerungen an bessere Zeiten: das war was damals, diese Zeit mit Jesus. Ein paar von ihnen erzählen die Geschichte noch ihren Kindern, die das aber für Geschwätz ihrer Eltern halten und so ist die Geschichte von Jesus nach ein bis zwei Generationen vollständig vergessen.
Der Unterschied zwischen beiden Geschichten? Der Heilige Geist! Er ist es, der uns erinnert und beunruhigt, wenn wir zu ruhig werden. Er treibt uns an, über unseren Glauben denjenigen zu erzählen, die ihn nicht kennen oder ein falsches Bild von ihm haben, die Botschaft weiter zu verbreiten. Er bewohnt unsere Seele und zeigt uns, welcher Weg für uns der richtige ist und welchen wir besser meiden, zu unserem eigenen Seelenheil aber auch zu dem der anderen, die mit uns sind. Man könnte ein bisschen polemisch sagen: Der Heilige Geist wird vor allem dann bemerkbar, wenn er fehlt! Wo Gläubige sich einschließen, wo Gemeinden sich gegen die Welt abschotten, wo Gläubige nicht mehr evangelisieren sondern nur noch ihren eigenen Glauben pflegen, da fehlt der Heilige Geist, bzw. wird er von uns ausgeschlossen. Der Heilige Geist stärkt uns, aber wir müssen schon auch mitmachen: Noch so viele Vitamine helfen meiner Gesundheit nicht, wenn ich auf der Couch liegen bleibe!
Ich möchte aber auch noch ein etwas weniger naheliegendes Beispiel für das Wirken des Heiligen Geistes einbringen, nur damit es nicht untergeht. Ich spreche von der Darstellung Jesu nach seiner Geburt im Tempel und sein Zusammentreffen mit dem greisen Simeon, wie wir sie in Lukas 2, 25-35 finden:
In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe.
Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:
Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, / wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.
Denn meine Augen haben das Heil gesehen, /
das du vor allen Völkern bereitet hast,
ein Licht, das die Heiden erleuchtet, / und Herrlichkeit für dein Volk Israel.Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.
Wie man sieht, der Heilige Geist ist keine Erfindung Jesu oder der Apostel, er gehört schon immer zur Dreifaltigkeit und wirkte schon vor Jesu Geburt. Und wie er wirkt: er ist in der Lage, das Leben eines Menschen vollständig durcheinanderzurütteln. Simeon hatte Bekanntschaft mit dem Heiligen Geist gemacht, der ihm prophezeite, den Messias noch zu sehen. Und Simeon hat dem offenbar geglaubt! Da das Volk Israel schon eine ganze Weile auf den Messias wartete, war sein Vertrauen in diese Offenbarung keineswegs selbstverständlich. Simeon hätte es auch als Hirngespinst abtun können er aber hat sich entschlossen zu vertrauen, zu glauben. Und nicht nur das: sein ganzes Leben ist nunmehr darauf ausgerichtet und er zögert nicht als er wiederum vom Heiligen Geist in den Tempel geführt wird. Es wird nicht beschrieben, wie das geschieht, aber es muss überzeugend gewesen sein, wenn ein alter Mann sich auf den nicht ganz unbeschwerlichen Weg in den Tempel macht. Dann nimmt er Jesus in seine Arme, und setzt zu seiner Rede an, die bis heute als Nunc dimitis Teil der Komplet, des Nachtgebetes der Kirche, ist. Simeon weiß in diesem Augenblick mit Gewissheit, dass Jesus der Messias ist, er weiß es, weil es ihm der Heilige Geist geoffenbart hat. Wieder: der Heilige Geist ist es, der uns zum Glauben führt, den Glauben zu einer Gewissheit macht, die in Worten und Taten mündet.
Vielleicht kann man hier etwas verkürzt formulieren: der Heilige Geist ist es, der uns glauben macht. Ohne ihn bleibt alle Offenbarung Mutmaßung, private Überzeugung mit ihm wird unser Glaube erst zu einem wirklichen Glauben, der unserem Mund Worte eingibt, von denen wir überzeugt sind und uns zu Handlungen anspornt, die wir ohne ihn nicht wagen würden. Wenn das so ist, dann ist auch klar, wieso der Heilige Geist neben der Festlegung hinsichtlich der Dreifaltigkeit, die hier zum Ausdruck kommt Eingang in das Glaubensbekenntnis finden musste. Im Gegensatz zum großen Glaubensbekenntnis wird er im apostolischen nur kurz erwähnt, ihm wird gar keine Funktion oder weiterer Glaubenssatz zugewiesen (wie im großen Glaubensbekenntnis der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten, und die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.) Die Erwähnung des Heiligen Geistes ist notwendig, neben vielen anderen theologischen Gründen, weil es ohne ihn das Glaubensbekenntnis gar nicht gäbe, es niemand aufgeschrieben hätte, es den christlichen Glaube eben gar nicht mehr gäbe.
Bei Douglas R. Hofstadter (Physiker, Informatiker und Kognitionswissenschaftler, über seinen Glauben kann ich nichts sagen) habe ich mal den selbstbezüglichen Satz gelesen Wenn John F. Kennedy diesen Satz lesen würde, hätte Lee Harvey Oswald daneben geschossen. In ähnlicher Weise kann man auch schreiben: Wenn es den Heiligen Geist nicht gäbe, könnten Sie diesen Beitrag und diesen Blog jetzt nicht lesen!
(Dieser Beitrag wurde auch veröffentlicht auf „Das Ja des Glaubens„, einem Gemeinschaftsblog katholischer Blogger zum Jahr des Glaubens)