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Meine Frau meint: Das „Problem“ des Lobes

1. August 2013 by Papsttreuer
Lesezeit 5 Minuten
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MeineFrauMeint

Wie der regelmäßige Leser dieses Blogs weiß, sind bei Papsttreuens zu Hause zwei kleine Kinder Familienmitglieder, unser Sohn ist zweineinhalb, unsere Tochter knapp acht Monate. Sie wird jetzt langsam mobiler: das Umdrehen geht schon eine ganze Weile recht behände, jetzt fängt sie aber langsam an zu krabbeln. Außerdem gelingt es ihr immer mehr, aus einem vorgehaltenen Becher zu trinken ohne sich komplett vollzukleckern, brabbelt vor sich hin und ist im ganzen (merkt man, dass ich ein stolzer Vater einer kleinen Tochter bin?) einfach entzückend. Meine Frau und ich als Eltern, aber auch die Großeltern, andere Verwandte und Freunde begleiten diese riesigen-kleinen Fortschritte mit vielen Ah’s und Oh’s – und kommentieren diese Schritte ins Größerwerden mit reichlich Lob: „Toll gemacht – ja suuuper – Du machst das ja gaaaaanz toll“

Daneben steht der „große“ Bruder, der natürlich auch seine Fortschritte macht, die aber in dem Alter nicht mehr so deutlich auffallen, weshalb die Ah’s und Oh’s und das Lob im Vergleich zu früher und im Vergleich zu aktuell seiner Schwester eher spärlicher ausfallen. Da man ihm in dieser Hinsicht manchmal die Enttäuschung ansieht und das ja auch nicht wirklich gerecht ist, kümmern sich meine Frau und ich um ihn in manchen Situationen besonders, spielen explizit mit ihm, übertragen ihm neue Verantwortungen und loben bei Erfolg, trösten wenn es misslingt. Der Kleine weiß halt noch nicht, dass ein Lob für seine Schwester nicht bedeutet, dass man ihn weniger mag – er war früher halt der einzige, der überschwänglich gelobt wurde, jetzt muss er sich das – und das nicht mal 50:50 – mit seiner Schwester teilen. Wir hoffen, alles richtig zu machen, dass der Kleine langsam lernt, sich auch für seine Schwester zu freuen und noch mehr als er es hoffentlich schon tut, dass seine Eltern ihn bedingungslos lieben, auch wenn sie ihn mal nicht loben oder seine Schwester beim Lob scheinbar bevorzugen.

Man muss feststellen: Was für die Kleinen gilt, das gilt offenbar auch im Großen! Und – das allerdings überrascht mich bisweilen – die Rollen werden dabei von selbsternannten Vertretern übernommen (und ich schließe mich da bei den folgenden Erläuterungen hinsichtlich dieses Verhaltens sein), die sich offenbar selbst für ihre Präferenz des einen oder anderen Hauptbeteiligten rechtfertigen möchten.

Was meine ich? Es wird in den vergangenen Tagen und Wochen, eigentlich seit seiner Wahl zum Papst, in höchsten Tönen Papst Franziskus in den Medien gelobt. Der eine oder andere Journalist schießt dabei über das Ziel hinaus und stellt einen „Richtungswechsel“ fest, wo eigentlich keiner ist. In Fragen der Ökumene, der Sexuallehre, des Frauenpriestertums etc. besteht zwischen dem jetzigen Papst und seinem Vorgänger kein inhaltlicher (!) Unterschied. Wohl aber einer in der Kommunikation: Die Wahrnehmung des neuen Papstes in der Öffentlichkeit ist die des „milden Seelsorgers“, während das von den Medien selbst verbreitete Bild des „Panzerkardinals“ Ratzinger bzw. Papst Benedikt XVI. fortwirkt. Der neue Papst bekommt Lob und deutlich wird: einige Medien setzen dieses Lob tatsächlich ein zur Differenzierung zwischen den beiden Päpsten, zur Herabwürdigung des Pontifikats von Papst Benedikt. Das ist – keine Frage – ungerecht und für jeden, der sich in dessen Pontifikat mit Papst Benedikt verbunden gefühlt hat, oder wie ich erst zur Kirche zurückgefunden hat, schmerzhaft. Man tut unserem emeritierten Papst Unrecht und es ist kein Wunder, dass wir darauf mit Kritik reagieren.

Bezeichnend ist bspw. für mich die „Sensationsmeldung“, Papst Franziskus habe beim Weltjugendtag selbst die Beicht gehört. Das ist erstens richtig, zweitens aber etwas das in genau dieser Form auch schon Papst Benedikt getan hat. Ersterer wird für sein Tun gelobt – und das Bild, das entstehen soll ist: Der ist besser, moderner … liberaler (?) als der bisherige Papst – also wird schlicht verschwiegen, dass es auch in dieser Detailfrage keinen Unterschied zwischen beiden Päpsten gibt.

Freunde von Papst Benedikt schießen dann aber auch bisweilen übers Ziel hinaus und versuchen, die real existierenden Unterschiede klein zu reden – und ich fürchte, wir als Katholiken tun uns damit keinen Gefallen: Mit jedem „Lob“, dass Papst Franziskus zuteil wird, treten einige den Nachweis an, dass auch Papst Benedikt schon genau so oder in ähnlicher Weise gedacht und gehandelt hat. Zuweilen beschleicht einen das Gefühl, es mit kleinen Kindern zu tun zu haben, die einem beständig statt eines „Ich auch, ich auch!“ ein „Benedikt auch, Benedikt auch!“ entgegen rufen, wenn ein Lob für Papst Franziskus auch nur in die vermeintliche Nähe einer Kritik an Papst Benedikt gerät. Wie wäre es denn, wenn wir einfach mal ein Lob für Papst Franziskus stehen ließen (soweit es sich nicht um ein „falsches“ Lob handelt, wie jetzt in der Frage der Homosexualität geschehen, wo seine Worte umgedeutet werden) und uns insgeheim freuen, dass unser geliebter Papa Benedikt das auch schon nicht anders gehandhabt hat? Und dann auch in der Lage wären, ein Lob für Papst Franziskus anzunehmen, dass tatsächlich Unterschiede zwischen ihm und Papst Benedikt thematisiert?

Ich mache mal ein Beispiel aus meinem eigenen Erfahrungsschatz: ich habe einige Bücher von Papst Benedikt gelesen, auch die Jesus-Trilogie, einiges aus den gesammelten Werken von Kardinal Ratzinger, wie sie gerade bei Herder verlegt werden. Aber eines konnte ich mit den meisten dieser Bücher nie: sie vorm Schlafengehen lesen! Die intellektuelle Brillanz der Texte hat mich immer wieder beeindruckt, inklusive persönlichem „Erfolgserlebnis“, sie hoffentlich doch richtig verstanden zu haben. Aber das ist keine Literatur für den Nachttisch, das ist eine für den Schreibtisch, keine zum Liegen sondern eine zum Sitzen. Im Gegensatz dazu bin ich gerade dabei, das „Meditationsbuch“ von Papst Franziskus zu lesen („Offener Geist und gläubiges Herz: Biblische Betrachtungen eines Seelsorgers“) – auch das ist kein leichtgängiger Roman aber doch abschnittsweise und auch ein bisschen müde lesbar. Mit den von Papst Franziskus bzw. Kardinal Bergoglio in dem Buch vorgeschlagenen Denkansätzen lässt sich wunderbar ein Tag beenden. Das ist ein Unterschied zwischen den beiden Persönlichkeiten Ratzinger/Benedikt bzw. Bergoglio/Franziskus: Beide sind in der Lage, intellektuell anspruchsvoll zu denken und zu formulieren, beide sind auch in der Lage, die Inhalte adressatengerecht von Kindern bis Theologiestudenten zu vermitteln – aber der Schwerpunkt von Papst Benedikt lag sicher eher auf der theologischen Genauigkeit, der von Papst Franziskus auf der leichten Verständlichkeit.

Und wissen Sie was?! Das ist wunderbar so! In meinem Kopf und Herzen entsteht langsam das Bild, dass Papst Benedikt in seinem Pontifikat die theologischen Grundlagen der Kirche notwendigerweise noch einmal gefestigt hat (nicht zuletzt mit dem Jahr des Glaubens), eine Aufgabe, die für die Evangelisierung notwendig ist (es muss klar sein, was die Botschaft eigentlich ist), aber doch eher nach innen auf die Kirche und ihre Mitglieder gerichtet ist. Darauf baut Papst Franziskus auf und bringt die theologisch abgesicherte Botschaft jetzt nach draußen (und fordert uns auf, das gleiche zu tun). Dazu braucht es aber im Schwerpunkt ein hohes Maß an – nennen wir es mal so – Medienkenntnis und –einfühlungsvermögen. Gott wählt also als seinen Stellvertreter auf Erden immer den Mann, die Qualifikationen, die es gerade braucht.

Man kann konstatieren: Wer in den vergangenen Jahren Ratzinger/Benedikt zitiert hat, der hat außer einem Kopfschütteln im Wesentlichen Kritik an der Kirche, am Zölibat, an der Sexuallehre, Frauenpriestertum – die ganze Leier – geerntet. Wer heute Bergoglio/Franziskus zitiert, stößt plötzlich auf zumindest leicht geöffnete Ohren. Ist das gerecht gegenüber unserem alten Papst? Sicher nicht! Ist es aber hilfreich in der Evangelisierung? Sicher auch! Vertrauen wir mal auf die Demut des emeritierten Papstes, dass es ihm nichts ausmacht, wenn nun jemand anders erntet, was er gesät hat, und nehmen wir das Geschenk eines Papstes, der es versteht auf der Klaviatur der Medien und der öffentlichen Meinung zu spielen, an als das was es ist: als Gottesgeschenk zur rechten Zeit!

Dieser Beitrag läuft unter der Rubrik „Meine Frau meint …“ weil sie mich dankenswerter Weise auf diese Zusammenhänge hingewiesen hat! Sie ist toll, ich gönne jedem Blogger eine so wunderbare Unterstützung!

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Posted in: Allgemein Tagged: Benedikt XVI, Franziskus, Meine Frau meint, Papst

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