Was wurde nicht über die katholische Kirche geschimpft, die angeblich keinen Aufklärungswillen bei der Aufarbeitung der Fälle sexuellen Missbrauchs an Kindern durch Priester, Diakone und Mitarbeiter der Kirche zeigen würde. Das Ende der Zusammenarbeit mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (Federführung: der marketingaffine Professor Christian Pfeiffer) wurde in genau diese Richtung interpretiert, auch wenn besagter Professor Pfeiffer offenbar einen etwas laxen Umgang mit Methodik und persönlichen Daten von unschuldigen Priestern zeigte, was eine Kündigung der Studie durch sein Institut durchaus angezeigt erscheinen lies. Man muss auch sagen, dass der mediale Sturm der darauf folgte zwar einerseits nicht zuletzt aufgrund der grottigen Öffentlichkeitsarbeit der Kirche entstanden ist, aber auch aufgrund der sprungbereiten Feindseligkeit der Medien, die in dieser Frage nichts anderes zu akzeptieren bereit sind als einen Schuldspruch gegen die Kirche im Allgemeinen und den Zölibat und die Sexualmoral der Kirche im Besonderen.
Jetzt soll es nach einer Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz aber weiter gehen (ein Ende der Studie, wie sie einige kirchenkritische Medien an die Wand malten, stand sowieso nie im Raum), und man wünschte sich auch von weltlichen Institutionen mit einer – sagen wir mal – wesentlich diffuseren Einstellung zum Thema Pädophilie einen ähnlichen Aufklärungswillen.
Jedem Christen, betroffen oder nicht, muss an der Aufklärung der Fälle und der Aufarbeitung der Hintergründe gelegen sein, deshalb wird auch dieser Blog an dem Thema dran bleiben – Verdächtigungen gegen einen Willen zur Aufklärung sind aber weiterhin nicht angezeigt.
Und hier die Pressemitteilung:
Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz
28.08.2013
132Forschungsprojekt Sexueller Missbrauch wird interdisziplinär ausgeschrieben
Das von der Deutschen Bischofskonferenz beschlossene Forschungsprojekt Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz wird nun als Interdisziplinäres Forschungsverbundprojekt neu ausgeschrieben. Diesen Beschluss hat der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz auf seiner jüngsten Sitzung gefasst.
Nachdem das Forschungsprojekt durch die Kündigung der Zusammenarbeit mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen e. V. zu Jahresanfang vorläufig beendet wurde, weil keine gemeinsame Basis gefunden werden konnte, beschlossen die deutschen Bischöfe noch im Januar 2013 einstimmig, an der Realisierung des Forschungsprojektes festzuhalten. Dazu wurde ein Beraterkreis von den deutschen Bischöfen eingesetzt, der bei der Überprüfung des Projektkonzepts und der Auswahl eines neuen Projektpartners Hilfe leistet. Wesentliche Ziele des Forschungsprojektes sind nach wie vor die Erhebung von verlässlichem Zahlenmaterial sowie die Untersuchung von Täterstrategien, Opfererleben und institutionellen Aspekten. Die Erkenntnisse werden in die diözesane Präventionsarbeit einfließen.
Die Projektlaufzeit ist für die Jahre 2014 bis 2017 vorgesehen. Zum methodischen Vorgehen gehören ein quantitativer Teil mit einer Analyse von Personalunterlagen sowie ein qualitativer Teil, der die Täter‑Opfer‑Institutionen‑Dynamik untersucht, um eine vertiefte Einsicht über die Täterstrategien und über das Verhalten der Kirchenverantwortlichen zu erhalten. Eine Sekundäranalyse stellt den dritten Teil des Forschungsprojektes dar. Hier sollen nationale und internationale empirische Befunde und Studienergebnisse einfließen. Dazu gehören Erhebungen, Berichte und wissenschaftliche Veröffentlichungen, die seit 2010 bereits zum Thema Sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche erschienen sind beziehungsweise noch erscheinen. Hierzu zählen insbesondere der Abschlussbericht der Telefonhotline sowie die bereits veröffentlichte Studie von Professor Dr. Norbert Leygraf u. a. Sexuelle Übergriffe durch katholische Geistliche in Deutschland. Eine Analyse forensischer Gutachten von 2000 ‑ 2010.
Die Durchführung des interdisziplinären Forschungsprojekts soll im Zusammenwirken mehrerer Verbundpartner (Hochschulen, Fachhochschulen und/oder andere wissenschaftliche Einrichtungen) erfolgen. Die Wissenschaftler werden verschiedenen Fachdisziplinen angehören. Bis zum 31. Oktober 2013 kann sich das interdisziplinäre Forschungskonsortium gemeinschaftlich mit einer Antragsskizze und der Vorlage eines Forschungskonzeptes beim Verband der Diözesen Deutschlands bewerben.
Dem Beraterkreis, der von Bischof Dr. Stephan Ackermann geleitet wird, gehören an: Dipl. Psych. Dr. Klaus Elsner, Professor Dr. Jörg M. Fegert, Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand, Professor Dr. Dr. h.c. mult. Helmut Kury, Staatsministerin a. D. Roswitha Müller-Piepenkötter, Professor Dr. Matthias Pulte, Professor Dr. Mechthild Wolff und als Geschäftsführerin Dr. Bettina Janssen.