Bis auf einen Beitrag von vor sechs Wochen habe ich mich bislang zu dem Thema der Bischof von Limburg und die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurückgehalten. Der Grund dafür ist ein recht einfacher: während vor sechs Wochen zwar das Thema des Bischofssitzes und des Fluges nach Indien schon auf der Tagesordnung standen, es damals aber auch um die geistliche Führung durch den Bischof geht, hat sich der Skandal auf ein Feld verlagert, in dem es schwerfällt, die Vorgänge noch zu beurteilen. Es ist kein Geheimnis: Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof von Limburg, gehört zu den sogenannten konservativen Bischöfen, was nicht mehr bedeutet, als dass diese auf dem Fundament des katholischen Glaubens stehen und sich nicht dem Zeitgeist beugen, wie es andere Bischöfe mit kleineren Versuchsballonen in Deutschland gerne tun, um sich bei sogenannten Laienvertretern von Vereinen wie Wir sind Kirche beliebt zu machen. Das macht sie umgekehrt zu bevorzugten Zielen der Presse, die kirchentreuen Positionen neutral formuliert eher kritisch gegenüberstehen.
Nun also, so scheint es, steht das Finale an! Baukostenexplosion des Bischofssitzes und Ungereimtheiten bei einem Flug des Bischofs nach Indien. Nur auf letzteres, und das muss man beachten, bezieht sich der Vorwurf der Falschaussage. Und dabei muss man immer auch berücksichtigen: es ist nicht so, als ob der Bischof aus dem Kirchensteuersäckel einer 1.-Klasse-Lusttrip nach Indien unternommen hätte. Statt zu sagen Wir sind Business Class geflogen hätte er nur sagen müssen Wir haben Business Class bezahlt, und alles wäre gut. Eignet sich das für einen Skandal oder ist das nicht eher ein laues Lüftchen, das aufgepumpt wird? Sicher war der Bischof nicht gut beraten oder wie man munkelt beratungsresistent, hinsichtlich einer eidlichen Aussage. Aber um mal die Kirche im Dorf zu lassen: in diesem Fall ist niemand zu Schaden gekommen.
Das Thema des Bischofssitzes ist sicher ein anderes. Eine Kostenexplosion von 3-5 auf jetzt 31 Millionen Euro ist kein Pappenstiel, und sicher muss jemand dafür die Verantwortung tragen. Ob dies aber notwendigerweise der Bischof ist, sei mal dahin gestellt. Zu genüge wurde in den vergangenen Tagen das vergleichende Beispiel des Berliner Flughafens gewählt, wobei der verantwortliche Bürgermeister immer noch im Amt ist. Andererseits werden an Kirchens, ob man das für gerecht hält oder nicht, andere Maßstäbe angelegt. Möglicherweise, so liest man es bei einigen Kommentatoren vom Fach, waren die Baukosten von Anfang an zu niedrig angesetzt. Aber ist es wirklich die Aufgabe eines Bischofs (oder in diesem Fall seines nebenbei bemerkt liberalen Vorgängers) das einzuschätzen? Und sollte der Bischof Sonderwünsche gehabt haben, so kommen sie ja nicht ihm sondern dem Bistum zugute. Er bewohnt im Bischofssitz nur eine kleine Wohnung, es ist also schlicht unredlich zu insinuieren, er habe für seinen privaten Wohnsitz soviel Geld ausgegeben.
Weder der eine noch der andere Vorwurf rechtfertigt in meinen Augen also eine Rücktrittsforderung. Zwischenzeitlich ist man über dieses Stadium aber schon hinaus: selbst bislang seriöse Zeitungen titeln mit Aufmachern wie Prass-Prediger oder Protz-Bischof, es wird angedeutet, der Bischof sei entweder raffgierig oder krank jetzt geht das Jagen erst richtig los: Das verwundete Tier wird zum Abschuss freigegeben! Dass dem Bischof in dieser Situation viele seiner Kollegen nicht zur Hilfe kommen sondern ihm im Gegenteil ohne Nachweis irgendeiner Schuld den Rücktritt nahelegen, wie es jetzt der scheidende Erzbischof von Freiburg getan hat, der in seinem Zuständigkeitsbereich eine theologisch viel größere Baustelle hinterlässt als einen Bischofssitz, ist wohl eine Besonderheit der deutschen Kirche. Überflüssig zu erwähnen, dass es im Bistum Limburg nun zu verstärkten Kirchenaustritten kommt Jeder Austritt ist einer zuviel, aber wer würde annehmen, dass es sich bei den Betroffenen ansonsten um überzeugte Katholiken handelte? die ebenfalls medial ausgeschlachtet werden.
Die Strategie dahinter, die einer perversen Logik folgend auch funktioniert: Unabhängig von persönlicher Schuld, schaden die Vorkommnisse der Glaubwürdigkeit der Kirche als Ganzes! Selbst als konservativer Katholik, der sich von den theologischen Positionen des Bischofs durchaus angesprochen fühlt und den Skandal für eine mediengemachte Hetzjagd hält, muss man zugeben, dass ein Rückzug des Bischofs, also das Angebot seines Rücktritts an den Papst, jetzt hilfreich wäre. Man weiß gar nicht, was man sich wünschen sollte: Bleibt Tebartz-van Elst schadet das der Glaubwürdigkeit der Kirche, tritt er ab haben die Medien wieder einen konservativen Bischof abgeschossen. Der geistlich bedeutsamere Schaden, so muss man das wohl sehen, wäre der erste, der zweite ist in erster Linie ein weltlicher Schaden, mit dem wir als Katholiken wohl zu leben lernen müssen.
Beten wir für Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und den Papst, der sich mit dem Thema wird beschäftigen müssen, um eine weise Entscheidung, beten wir auch für unsere Kirche, um einen brüderlicheren Umgang miteinander (den Schaden, den Bischöfe hinterlassen, die ihrem Bruder in den Rücken fallen, habe ich hier nur am Rande thematisiert). Der Vorgang Limburg wird unsere Kirche nicht zugrunde richten, aber die Gefahr besteht, dass sich Menschen in Unkenntnis der eigentlichen Botschaft durch derartige Skandale von ihr abwenden.
FeaKaDELLA
das ist in der Tat eine brisante Angelegenheit. Wenn ich mir überlege wie vielen armen Menschen geholfen werden könnte mit demm ganzen Geld… ich habe sie hier vor mir, jeden Tag: Mütter, die keine Waschmaschine kaufen können, Obdachlose, Drogenabhänige, Menschen denen eine Weiterbildung nicht finanziert wird. Dom in allen Ehren, aber Menschlichkeit ist auch wichtig
Roger3
Ich denke, das zentrale Problem ist die fehlende Wahrhaftigkeit.
Beim Flug hat er in vollem Wissen in einer Eidesstattliche Erklärung gelogen. Er konnte ja nicht damit zu rechnen, dass ihm seine Aussage widerlegt werden könnte. Dumm gelaufen.
Beim Dombau scheint er über Jahre hinaus extreme Falschaussagen über die Baukosten gemacht zu haben – und gezielt alles getan zu haben, um die realen Kosten zu verschleiern, verstecken, wegzulügen. Inklusive der Ausschaltung früherer Kontrollgremien (Domkapital) bezüglich der Ausgaben des bischöflichen Stuhls.
Zumal der Hauptprofiteur hier deutlich klarer ist als bei Elbphilarmonie, Flughafen oder Stuttgart 21 – Wasser predigen, Wein trinken.
Christentum ist Glauben. Glauben basiert in starkem Maß auf Vertrauen. Vertrauen in die Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit ihrer zentralen Vertreter und Verkündiger, die als Vertreter Gottes den Weg vorgeben wollen. Wenn die Glaubhaftigkeit und Wahrhaftigkeit so schamlos verletzt wird, bleibt nur noch ein tönernes Gebäude, wird aus allen Zeremonien die Anbetung eines goldenen Kalbes.
Wie können Christen solch ein Verhalten gutheißen?
Anonymous
Hura wir haben eine Hexe.
Das Holz ist schon gesammelt. Erstens
sind nicht alle Fakten bekannt. Zweitens
ist der Bischof auch nur Mensch.
Drittens:Wieso diese Wut, dieser Haß.
Ich habe Mittleid u.bete fur den Bischof.