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Gurkentruppe

29. Oktober 2013 by Papsttreuer
Lesezeit 4 Minuten
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Wer den Begriff „Gurkentruppe“ liest, der wähnt sich im Bereich der Politik, im Bereich der offenbar ungeliebten Koalition, von der es einen Partner bei der letzten Wahl verrissen hat. Die beschimpften sich eine ganze Weile, und wenn es etwas gibt, womit man einen Politiker verletzen kann, dann mit dem Vorwurf, inkompetent zu sein – „Gurkentruppe“ zu sein ist dann das, was man den anderen vorwirft, und ein Attribut, das insgeheim sicher ein nicht unerheblicher Teil der Politikerkaste generell zuordnet.

Stellt sich aber die Frage, ob das eigentlich immer so schlimm sein muss, in bestimmten Fragestellungen (noch) keine Kompetenz zu haben? Kann man doch dran arbeiten!

Nehmen wir zum Beispiel mal ein scheinbar heillos chaotisch zusammengestelltes Team, das eine der am längsten existierende Organisationseinheit formte: die katholische Kirche! Da haben wir gestern, am Fest der Apostel Simon und Judas Judas Thaddäus, im Tagesevangelium folgendes gelesen (Lukas 6, 12-19):

In diesen Tagen ging Jesus auf einen Berg, um zu beten. Und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott. Als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte aus ihnen zwölf aus; sie nannte er auch Apostel. Es waren Simon, dem er den Namen Petrus gab, und sein Bruder Andreas, dazu Jakobus und Johannes, Philippus und Bartholomäus, Matthäus und Thomas, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, genannt der Zelot, Judas, der Sohn des Jakobus, und Judas Iskariot, der zum Verräter wurde.

Fischer, ehemalige Zöllner (vermutlich noch der Gebildetste der ganzen Truppe), Zeloten (also jüdische religiöse Eiferer) etc.pp. und last but not least auch noch einer, der sich als unsicherer Kantonist erweist, und den Anführer seinen Gegnern ans Messer liefert. Und das alles hat Jesus sich – im Gespräch mit Gott – über eine ganze durchbetete Nach ausgedacht?

Wer heute eine Organisation (ob kirchlich-religiös oder weltlich) aufzubauen gedenkt, der sucht sich erst mal einen Geldgeber, dem er eine wichtige Rolle in der Organisation zuordnet. Dann einen Experten in Gesellschaftsrecht, überhaupt sind Juristen wichtig, will man nicht an gesetzlichen Hürden scheitern. Dann Projektmanager, es sind ja Aktionen, die koordiniert gehören. Einen Marketingexperten braucht es in jedem Fall. Sicher braucht es auch einfache „Arbeiter“ aber wesentlicher erscheinen gut ausgebildete Mitarbeiter in Leitungsfunktionen, die das, was Arbeiter oder Angestellte erstellen, auch in die richtige Richtung lenken … Hochschulabschluss, Doktortitel gerne gesehen.

Im Vergleich dazu hat sich Jesus sein Team aus einer echten Gurkentruppe zusammengestellt. Man fragt sich erstaunt, wie das eigentlich funktioniert hat? Männer, die ihren Anführer, gerade in kritischen Situationen, verleugnen, sich über Wochen verkriechen um ja nicht Anfeindungen ausgesetzt zu werden … immerhin kommen sie aus diesem selbst gewählten Kokon mit Hilfe des Heiligen Geistes irgendwann raus – aber auch der Heilige Geist macht aus einem Fischer keinen MBA-Anwärter!

Andererseits haben wir in der Wirtschaftskrise gesehen, dass gute Ausbildung kein Garant für gute Entscheidungen sein muss; all die hochqualifizierten Universitätsabsolventen, die sich doch nur innerhalb einer gut geölten Finanzindustrie einigermaßen auskennen (ohne das dahinter liegende System wirklich durchdrungen zu haben, in etwa so, wie jemand, der weiß, dass man den Stecker in die Steckdose stecken muss um die Lampe in Betrieb zu nehmen aber nichts von den Gefahren weiß, wenn man mit einer Büroklammer in der Steckdose herumfuchtelt) haben die Krise, die noch nicht vorbei ist, nicht kommen sehen. Meine Kinder sind erst knapp drei (er) und ein Jahr (sie) alt, da sind noch keine ernsthaften Berufswünsche zu erwarten, aber es würde ihre Mutter und mich nervös machen, wenn sie Banker (das haben wir beide mal gelernt) oder Börsenmakler oder gar Politiker werden wollten; freuen würden wir uns dagegen über ein Handwerk – von einer geistlichen Berufung ganz zu schweigen.

Und vielleicht gibt es in der Geschichte der Apostel und der Kirche etwas, was wir lernen können, und uns auch für die Zukunft unserer Kinder hinter die Ohren schreiben sollten: Es kommt bei vielen Dingen nicht in erster Linie auf die Ausbildung (egal ob betriebswirtschaftlich oder theologisch) an sondern darauf, dass man für seine Berufung Feuer und Flamme ist. Augustinus wird zitiert mit den Worten „Was du in anderen entzünden willst, muss in dir selbst brennen.“. Und das ist das Erfolgsgeheimnis der Kirche: Wer die Bibel heute liest, vielleicht auch in einer ansprechenden neueren Übersetzung, der bekommt mit, wie charismatisch Jesus gewesen sein muss, welche Wirkung aber auch Petrus auf seine Zuhörer hatte oder Paulus nach seiner Bekehrung. Und die meisten der Apostel sind in den Tod gegangen für das, an was sie glaubten, für die von ihnen erkannte Wahrheit. Wen das nicht mitreißt, der ist innerlich schon gestorben. Solche Menschen braucht es in der Kirche, an der Gemeindebasis über die Priester, die Bischöfe bis zum Papst, wenn sie gehört werden will und die Botschaft von Christus verbreiten will. Und solche Menschen braucht es auch in den Unternehmen: Mitarbeiter, vom Pförtner bis zum Top-Management oder Eigentümer, die die Vision des Unternehmens teilen und dafür zu Opfern bereit sind.

Es ist nicht ganz ungefährlich, ein Unternehmen und seine Vision mit einer Religion zu vergleichen, leicht gerät man in sektenhafte Züge, die einer Firma und mit Sicherheit auch den Mitarbeitern nicht gut tun. Aber die eigentliche Botschaft ist: Auch mit einer (schlecht ausgebildeten) vermeintlichen „Gurkentruppe“ kann man Erfolg haben, eine jetzt 2000 Jahre alte Institution wie die Kirche entwickeln, eine kleine oder große Firma aufbauen und erfolgreich machen … und auch eine Nation leiten. Verwaltungsbeamte, Taktierer, Zyniker und Berufs- statt Berufungspolitiker dagegen fahren nicht nur Unternehmen sondern auch Nationen oder eine Kirche „an die Wand“. Letztere hat die Zusage von Christus, dass er sie nicht alleine lassen wird; das darf uns optimistisch stimmen, wenn uns die „Institution“, die „Amtskirche“ in Deutschland allzu „müde, ausgezehrt, lahm und langweilig“ erscheint, wie es der Journalist Peter Seewald im Focus beschreibt. Dieser Optimismus befreit uns aber nicht von der Verantwortung, die gleiche Rolle wie Petrus und die anderen Apostel zu übernehmen: Für unseren Glauben und für unsere Kirche zu brennen – und es schadet sicher auch nicht, das gleiche für unsere weltlichen Aufgaben zu tun, wenn sie uns am Herzen liegen.

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Posted in: Allgemein Tagged: Augustinus, Berufung, Manager, Peter Seewald

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