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Mut?

9. Januar 2014 by Papsttreuer
Lesezeit 5 Minuten
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Eigentlich bin ich kein besonderer Freund von Wikipedia, und gerade bei dortigen Beiträgen, die sich mit sozialen oder politischen Phänomenen beschäftigen, fasse ich das „linke Denunziantenstadel“ nur mit ganz langen Fingern an. Ab und zu ist es aber auch einfach, sich dort mal einer Definition zu bedienen. Und aus gegebenem Anlass habe ich mir angeschaut, wie dort der Begriff „Mut“ definiert wird – hier Auszüge aus dem Artikel

Mut, auch Wagemut oder Beherztheit, bedeutet, dass man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen.

An die sprachlich alte Verwendung angelehnt bezeichnet „Mut“, insbesondere in Wortzusammensetzungen auch die allgemeine seelische Stimmung (= Gemüt).

Mut wird oft fälschlich als Gegenteil von Vorsicht oder Besonnenheit gesehen, setzt diese jedoch in vielen Situationen voraus, um Gefahren und Risiken in Grenzen zu halten. Mangelnde Vorsicht lässt vermeintlichen Mut oft in Unbedachtheit oder Leichtsinn übergehen.

Mut als Handlung und Handlungsverweigerung

Mut ist eine Charaktereigenschaft, die dazu befähigt, sich gegen Widerstand und Gefahren für eine als richtig und notwendig erkannte Sache einzusetzen. Dabei können zwei gegensätzliche Zielrichtungen verfolgt werden: Mut erfordert die Entschlusskraft, nach sorgfältigem Abwägen etwas Unangenehmes oder Gefahrvolles zu tun oder zu verweigern. Beides kann mit Nachteilen für die eigene Person verbunden sein und Opfer erfordern.

Im Falle der Entscheidung zu aktivem Handeln kämpft der Mutige für die Durchsetzung eines Rechts, für das Meistern einer gefährlichen Situation oder für die Realisierung eines Wertes gegen Widerstände und Bedrohungen. Im Falle der Handlungsverweigerung besteht der Mut darin, einem als Unrecht (Aufforderung zum Kaufhausdiebstahl), als wertlos (destruktive Mutprobe) oder als gesundheitliche Zumutung (Gruppenzwang zum Rauchen oder Drogenkonsum) erkannten Tun zu widerstehen. Beiden Ausdrucksformen von Mut kommt der gleiche Rang zu. Beide erfordern Wertbewusstsein, eigenständiges Denken, charakterliche Stärke und Durchsetzungsvermögen.

Mut als Zivilcourage

Im Gegensatz zum militärischen Mut in Kriegssituationen kennzeichnet die sogenannte Zivilcourage eine Persönlichkeit, die bereit ist, sich in ihrem alltäglichen bürgerlichen Umfeld für die Durchsetzung von Gerechtigkeit und sozialen Normen einzusetzen, auch wenn dies unangenehm oder sogar für die eigene Unversehrtheit problematisch sein könnte.

Es handelt sich um ein sozialethisches Verhalten aufgrund von Wertüberzeugungen, das am eindrucksvollsten sichtbar wird, wenn die Integrität einer anderen Person, die Menschenwürde oder Menschenrechte bedroht werden und ein entsprechender Eingriff durch einen mutigen Mitmenschen notwendig wird.

Das soll zunächst mal genügen – sicher gibt es auch andere, vielleicht fundiertere Definitionen, aber da sich bei Wikipedia Wissenschaftliches mit Populärem mischt, eignet sich diese Definition vielleicht besonders, um abzuklopfen, ob das, was heute als mutig gepriesen wird, tatsächlich mutig ist.

Unstrittig ist es sicher mutig, wenn Menschen sich auf Kosten der eigenen Gesundheit oder des eigenen sozialen Status für andere einsetzen. Es erfordert beispielsweise Mut, einzuschreiten, wenn man beobachtet, wie ein Mensch physisch bedroht wird oder wenn er psychologisch fertig gemacht werden soll. Nehmen wir als Beispiel diejenigen Menschen, die sich für einen differenzierten Umgang mit den Vorwürfen gegen den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst einsetzen. In der Diskussion wurde seinen Verteidigern von den Kritikern und von den Medien attestiert, kein ernstzunehmender Gesprächspartner zu sein. Es erscheint mir daher richtig, den Verteidigern des Bischofs, selbst wenn sie in den Analysen falsch liegen sollten, Mut zu attestieren.

Glücklicherweise gibt es in Deutschland nur wenig Anlässe, sich selbst tatsächlich im Einsatz für jemand anderen körperlich in Gefahr zu bringen – dennoch gab es im vergangenen Jahr mehrere Fälle, in denen Menschen zu Schaden gekommen sind, weil sie sich in einer Prügelei auf die Seite des oder der Schwächeren gestellt haben. Wenn denen dann in der veröffentlichten Meinung auch noch Leichtsinn oder gar niedere Motive wie Ausländerfeindlichkeit unterstellt werden, ist der notwendige Mut nur noch höher einzuschätzen.

In den meisten Fällen, in denen heute von Mut gesprochen wird, geht es aber eher darum, wahre aber unliebsame Positionen zu beziehen. Wer sich beispielsweise heute gegen den „common sense“ stellt und für die katholische Position eintritt, dass Sexualität in den geschützten Rahmen der Ehe gehört, der riskiert soziale Ächtung. In konservativ-katholischen Kreisen mag eine solche Position Zustimmung hervorrufen, in den Talkshows dieser Welt steht man damit aber auf verlorenem Posten.

Bevor jetzt jemand meint, ich lobte mich selbst: nein, in einem Blog eine Position zu beschreiben ist nur bedingt mutig – aber wenn Leute wie Martin Lohmann für ihre Meinung in den Medien immer wieder auf’s Schafott geführt werden, und dennoch nicht müde werden, sie zu verteidigen (fast lutherisch „Hier stehe ich, ich kann nicht anders!“), dann kann man ihnen doch Mut attestieren, unabhängig davon ob man die Meinung teilt oder die Art der Vermittlung gutheißt.

Oder nehmen wir Birgit Kelle, die sich im vergangenen Jahr zu vielen Gelegenheiten für ihr traditionelles Familienbild hat abwatschen lassen. Zu propagieren, dass Mann und Frau beide auch mit Kindern berufstätig sein sollten, dass man Frauen ob ihrer beruflichen Benachteiligung fördern sollte, ist common sense. Wer diese Position vertritt kann sich des Applauses sicher sein – möglicherweise war jemand wie Alice Schwarzer zu Zeiten, als Frauenrechte tatsächlich noch nicht anerkannt waren, mal mutig, heute ist es ihre Position nicht mehr. Setzt sich dagegen Frau Kelle dafür ein, dass Kinder möglichst lange, sagen wir mal mindestens die drei ersten Lebensjahre nicht in der Kita sondern durch die Mutter zu Hause erzogen und betreut werden sollten, dann wird sie als Hexe beschimpft, die Angriffe gegen sie gehen regelmäßig unter die Gürtellinie – und sie steht zu den meisten Gelegenheiten mit ihrer Position auch noch alleine auf weiter Talkshow-Flur. Das ist Mut!

Spannend wird es, wenn man das vergleicht mit der tatsächlichen medialen Wahrnehmung: Alice Schwarzer wird für ihren mutigen Einsatz für die Frauenrechte gelobt – Birgit Kelle wird dagegen bestenfalls als „umstritten“ klassifiziert. Ralf Morgenstern, Comedian und bekennender Homosexueller erfährt viel Applaus für sein „mutiges Eintreten“ für die Rechte von Homosexuellen, die jedenfalls in unserer Gesellschaft Gemeingut sind, Martin Lohmann wird mit einer HIV-Infektion bedroht und von den Medien abgewatscht – er gilt ebenfalls als „umstritten“.

Setzt sich jemand heute gegen Diskriminierung von Homosexuellen in islamischen Ländern ein, dann geht er damit nicht nur ein soziales sondern ein physisches Risiko ein. Unabhängig von einer moralischen Wertung der Homosexualität verbietet auch die katholische Kirche eine Diskriminierung von Homosexuellen und stellt sich damit auf ihre Seite, wenn sie tatsächlich in ihren Rechten, bis hin zur Gefahr an Leib und Leben, bedroht sind. Wenn man dagegen betrachtet, welche Lobeshymnen derzeit über Thomas Hitzlsperger ausgeschüttet werden, muss man sich doch die Frage stellen, wieso sein Bekenntnis zur Homosexualität mit dem Begriff „Mut“ in Verbindung gebracht wird?

Vielleicht hilft hier aber eine kleine Erweiterung der Definition von Mut, ebenfalls auf Wikipedia, weiter:

Mut in einer Situation zu zeigen, muss sich nicht zwingend auf etwas tatsächlich Gefährliches beziehen. Wer vor Situationen Angst hat, die objektiv nicht gefährlich sind (etwa aufgrund einer Phobie), verhält sich insofern mutig, als er sich ihnen trotz seiner Phobie stellt.

Vor diesem Hintergrund, dass Thomas Hitzlsperger möglicherweise tatsächlich Angst vor seinem persönlichen Outing hatte, ist es durchaus legitim, ihm Mut zu attestieren. Ob diese Art von Mut, als Überwindung einer unbegründeten Angst, allerdings solche gesellschaftlichen und Medienreaktionen hervorrufen würde, darf man wohl bezweifeln. Das schmälert nicht seinen – nennen wir es mal – persönlichen Mut, seine Scheu vor dem Outing abzulegen, relativiert aber den Hype, der aktuell darum gemacht wird.

Die katholische Kirche hat eine Position zur Homosexualität, die jeder im Katechismus nachlesen kann. Da sie aber sehr differenziert ist (in aller Kürze beschrieben durch Ablehnung gelebter Homosexualität als nicht gott- und schöpfungsgemäß, aber Hilfe für Betroffene und Ablehnung von Diskriminierung und Verfolgung) ist es nicht leicht, diese öffentlich zu vertreten. Da man sich mit dieser Position heute durchgängig, nicht nur von den entsprechenden Lobbygruppen, den Vorwurf der Homophobie gefallen lassen muss und sich damit für bestimmt gesellschaftliche Positionen disqualifiziert (von Vorwürfen wie Faschismus, die mit dieser Position überhaupt nichts zu tun haben, will ich gar nicht erst reden), erscheint sie mir tatsächlich Mut zu erfordern. Genau so sieht es mit anderen christlichen und katholischen Positionen, wie etwa dem Lebensrecht aus, aber wann haben wir das letzte mal in Mainstreammedien vom Mut des Kölner Erzbischofs in seinem Einsatz für das ungeborene Leben gelesen?

Wenn wir uns also auf die Suche nach mutigen Menschen machen, dann werden wir vermutlich nicht dort fündig, wo deren Mut gelobt wird, sondern an Stellen, an denen Menschen medial angegriffen und als „umstritten“ bezeichnet werden; ein paar Beispiele habe ich oben genannt. Um nicht missverstanden zu werden: nicht jede „umstrittene“ Position würde ich als mutig beschreiben, anerkannte und über den Klee gelobte Aussagen sind es aber in keinem Fall!

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Posted in: Allgemein Tagged: Homosexualität, Hitzlsperger, Mut, Outing

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