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Liebe und dann tue, was du willst!

10. Januar 2014 by Papsttreuer
Lesezeit 5 Minuten
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Den Titelsatz dieses Beitrags werden viele gehört haben, er stammt von niemand geringerem als dem Kirchenvater Augustinus – und vereint in sich so ziemlich die kompletten Lebensregeln eines Christen. Theologen haben über diesen Satz ganze Abhandlungen geschrieben – und umso gefährlicher wird es, wenn man als Laie diesen Satz mal eben so in seinen Wortschatz aufnimmt. Auch wenn nicht jede theologische Tiefenbetrachtung immer zur Klarheit beiträgt, gibt es ja möglicherweise einen Grund, warum man mit so einem Satz verantwortlich umgehen sollte.

Denn der eine oder andere ist vielleicht geneigt, den Schwerpunkt auf den zweiten Teil des Satzes zu legen: „Tue was du willst!“ Man beschränkt sich dann schnell darauf, den ersten Teil damit abzutun, dass man ja niemanden (wirklich) hasse und Gott und die Menschen ja auch irgendwie liebe … und dann sei eben schon alles in Ordnung. Und im übrigen wird uns Gott unsere Fehlleistungen doch sowieso verzeihen, da er am Ende doch die Liebe selbst ist. Das so ein Gedankengang zur Gewissenlosigkeit führen kann, muss ich hoffentlich nicht breit erklären, aber wie gehen wir dann mit dem ersten Teil des Satzes um: „Liebe!“

Hier hat uns und sich selbst der Papst am gestrigen Donnerstag in seiner Werktagspredigt in Santa Marta mal wieder was ins Stammbuch geschrieben, das einem schon den Schlaf rauben kann. In der gestrigen ersten Lesung aus dem Johannesbrief heißt es ebenfalls: „Wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet.“ – Na, dann ist es ja einfach: seid irgendwie nett zueinander, hegt keinen Hass – und den Rest wird Gott dazu tun?!

Nein, was hier unter Liebe verstanden werden muss, und wohl auch in dem Augustinussatz, ist etwas ganz anderes als ein gutes Gefühl den anderen gegenüber:

Die christliche Liebe besitzt immer eine Qualität: die Konkretheit. Die christliche Liebe ist konkret. Wenn Jesus von der Liebe spricht, spricht er selbst von konkreten Dingen: den Hungernden zu essen geben, die Kranken besuchen und viele andere konkrete Dinge. Die Liebe ist konkret. Die christliche Konkretheit. Und wenn diese Konkretheit nicht gegeben ist, kann man ein Christentum der Illusionen leben, da man nicht gut versteht, wo der Mittelpunkt der Botschaft Jesu liegt. Wenn diese Liebe nicht konkret wird — so ist sie eine Liebe der Illusionen, wie jene Illusion, die die Jünger hatten, als sie auf Jesus blickten und meinten, er sei ein Gespenst.

Ich weiß, es ist Jahresanfang und viele sind mit Vorsätzen ins neue Jahr gestartet: abnehmen, spenden, vielleicht mehr beten … und dem einen oder anderen ist vielleicht in der Rückschau aufs vergangene Jahr die Frage aufgefallen, ob er wohl genug geliebt hätte, sodass man schnell mit dem Vorsatz „mehr lieben“ zur Hand ist. Und so schön, wie dieser Vorsatz auch ist, er entspricht doch eher dem Wunsch nach Weltfrieden, einem Gefühl von „seid umschlungen Millionen“ als er sich tatsächlich mit der Frage der Liebe beschäftigt. Also, wie konkret ist der Vorsatz mehr zu lieben – oder ist er nur eine Illusion?

Der Papst vergleicht hier die Illusion mit der sie Jesus betrachteten, als sie ihn auf dem See laufend für ein Gespenst hielten. So zitiert kath.net:

Dieses „Gespenst“ sei eben jenes, das die Jünger im heutigen Evangelium (Mk 6,45-52) erschrocken und ängstlich sähen, wie es zu ihnen über den See gehe. Doch ihr Staunen entspringe einer Verstocktheit des Herzens, da sie, wie das Evangelium sage, „nicht zur Einsicht gekommen waren“, als kurz zuvor das mit der Vermehrung der Brote geschehen sei (vgl. Mk 6,52). „Wenn du ein verstocktes Herz hast“, so der Papst, „dann kannst du nicht lieben und denkst, dass die Liebe darin besteht, sich die Dinge vorzustellen. Nein, die Liebe ist konkret“.

Da musste ich erst mal ein, zwei mal drauf rumdenken: was hat „das Gespenst“ mit der Forderung nach konkreter Liebe zu tun? Mir erscheint es so, als ob die Jünger sich damals ein Bild davon gemacht hatten, wer Jesus sei: der Messias, der Erlöser, vielleicht der Sohn Gottes … aber irgendwie auch ein Mensch. Dass sich Jesu Gottheit auch ganz konkret äußern könnte, dass er zum Beispiel über Wasser gehen kann, das lag selbst nach dem Brotwunder außerhalb ihres Horizonts. Das ist zunächst mal eine Stelle, die auch uns beunruhigen sollte, wenn wir Gott einfach zu wenig zutrauen, ihn nicht um konkrete Dinge bitten oder ihm nicht zugestehen, dass er uns vergeben könnte. Es macht aber auch deutlich, dass die Forderungen, die Gott an uns stellt, an unseren Glauben wie auch an unsere Liebe eben konkret sind. Abstrakt darauf zu antworten, es aber nicht konkret im Leben wirksam werden zu lassen, ist demnach nicht gottgemäß:

Diese Konkretheit gründet für Franziskus auf zwei Kriterien: „Erstes Kriterium: mit den Werken lieben, nicht mit den Worten. Die Worte verweht der Wind! Heute sind sie da, morgen nicht. Zweites Kriterium der Konkretheit: in der Liebe ist es wichtiger zu geben als zu nehmen. Der Liebende gibt und gibt und gibt… Er gibt Dinge, er gibt das Leben, er gibt sich selbst Gott und den anderen. Wer dagegen nicht liebt, wer ein Egoist ist, sucht immer danach, zu empfangen, immer sucht er danach, Dinge zu haben, Vorteile zu erlangen. Offenen Herzens bleiben, nicht wie die Jünger, deren Herz verschlossen war, die nichts verstanden: in Gott bleiben — und Gott bleibt in uns. In der Liebe bleiben“.

Wenn Sie ihrem Ehepartner immer wieder sagen, dass Sie ihn lieben, ihn aber schlecht behandeln – ist es dann Liebe, wird er Ihnen die Liebe abnehmen? Nein, zu sagen, Gott und die Menschen zu lieben muss sich in Taten, eben in Werken, äußern. Und diese Taten sind zum Wohl des anderen, nicht zum eigenen Wohl – Liebe gibt und verlangt nichts für sich. Ich muss zugeben, so etwas in einem Blog zu schreiben ist ebenfalls wohlfeil, muss sich an Taten messen lassen.

Und ich bin geneigt zu sagen: die Liebe, die konkret werden soll, muss zunächst mal in unserem persönlichen Umfeld tätig werden. Hilfe für hungernde Völker der dritten Welt ist notwendig, aber wer selbst ausreichend Geld für Spenden hat, für den stellen solche Spenden keinen „Liebesbeweis“ an Gott dar (einen Beweis, den man nicht für Gott sondern vor sich selbst erbringen sollte: Liebe ich Gott und meinen Nächsten wirklich?). Wie sieht es dagegen mit der Ehefrau, dem Ehemann aus, den Kindern, den Eltern, Großeltern? Wie kann ich ganz konkret meiner Familie, jedem einzelnen Mitglied meiner Familie zeigen, dass ich sie liebe? Ihnen das nur zu sagen, ist besser als es nicht zu tun, aber doch keine wirkliche konkrete Liebe!

Oder unter Freunden, am Arbeitsplatz unter Kollegen – wie kann ich meinem Konkurrenten gegenüber liebevoll sein? Wie kann ich den Autofahrer, der mich in der Kurve geschnitten hat, lieben, wie die Frau, die sich an der Wursttheke vordrängelt? Ja, es gehört auch Evangelisierung dazu, den Menschen, die Gott nicht kennen, Jesus nahezubringen, auch das beweist Liebe, vor allem dann, wenn man mit Widerspruch rechnen muss. Aber zur Evangelisierung gehört im gleichen Sinne auch das Zeugnis von Liebe – ich kann dann nicht mehr achselzuckend an dem Freund, dem Kollegen, dem Familienmitglied vorbeigehen, der mir sein Herz ausschütten will.

Wer so liebt, der kann dann auch tun, was er will, denn er wird dann dem anderen Gutes wollen. Ein bisschen kann man dann den Augustinussatz auch so interpretieren, dass das „Tue was du willst“ nicht nur als Erlaubnis sondern als Aufforderung zu verstehen ist: „Tue!“: Liebe und handle – Liebe und mache die Liebe konkret!

Ich weiß nicht, mich machen solche Gedanken immer ein bisschen nervös, zeigen sie mir doch auf, wo ich mich bislang in eine Nische verzogen habe, glaube, ein guter Christ zu sein, wo ich doch wirklich zu wenig, zu wenig konkret, liebe. Am Ende meines Lebens wird mich Gott nicht fragen, wie viele Leser ich für diesen Blog gewonnen habe, ob ich mich gut und richtig artikuliert, Gottes Willen zum Ausdruck gebracht habe, auch nicht, ob ich im Beruf erfolgreich war, nicht mal wie viele Freunde ich gehabt habe – er wird mich fragen, ob ich genug geliebt habe. Hoffentlich habe ich dann – mit Gottes Gnade – etwas zu berichten!

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Posted in: Allgemein Tagged: Augustinus, Franziskus, Liebe, Papst, Predigt

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