Ich gebe zu, es gibt Evangelienstellen, die mir mehr und andere, die mir weniger liegen (und die Unterscheidung unterliegt auch einem zeitlichen Wandel). Das Evangelium von gestrigen Sonntag gehört dabei zu meinen Favoriten und der Grund dafür unterliegt ebenfalls einem zeitlichen Wandel.
Um es noch mal ganz kurz in Erinnerung zu rufen:
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.
Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus.
So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Ich finde an diesem Evangelium besonders drei Dinge bemerkenswert: die Anerkennung für die Gläubigen (inklusive einer Abgrenzung), der Anspruch an die Gläubigen und die spezielle Zielsetzung!
Zunächst mal ist die Aussage Jesu eine Anerkennung der Jünger, und man darf wohl annehmen, dass damit auch heutige Jünger gemeint sind: Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt! Da ist keine Einschränkung enthalten, kein Ihr seid das Salz der Erde, wenn Wer Jesus nachfolgt ist Salz der Erde, ist Licht für die Welt. Das sagt viel auch über die Beziehung Gottes zu uns aus: er liebt uns nicht mehr oder weniger, wenn wir mehr oder weniger beten, mehr oder weniger erfolgreich in der Mission sind, mehr oder weniger eifrig in der Evangelisierung tätig sind. Als Jünger folgt man Christus nach, man kann einschränkend formulieren, man müht sich, ihm zu folgen. Und das alleine macht einen zum Salz der Erde, zum Licht der Welt.
Und es unterscheidet die Jünger vom Rest der Welt. Auch wenn das hier nicht explizit erwähnt ist, spricht Jesus seine Jünger direkt an und grenzt sie von denen ab, die nicht seine Jünger und damit auch nicht Salz der Erde, Licht der Welt sind. Das reiht sich durchaus auch ein in andere Aussagen Jesu, bei denen er zum Beispiel über die Kinder des Lichts im Unterschied zu den Kindern dieser Welt (Lukas 16, 8) spricht. Es gibt eben Menschen, die Jünger Jesu sind und solche, die es nicht sind. Ich gebe zu, mich beschleicht ein ungutes Bauchgefühl, das so zu sehen und zu schreiben, will man doch niemanden beleidigen oder zurück setzen. Aber der Rest der Worte Jesu an dieser Stelle der Bergpredigt ergibt ohne diese Abgrenzung keinen Sinn.
Denn diese Abgrenzung ist nicht nur eine Anerkennung, die Jesus seinen Jüngern gönnt, es ist auch ein hoher Anspruch. Der Anspruch, als Salz den Geschmack zu halten und das Licht nicht unter ein Gefäß zu stellen. Jüngerschaft Jesu bedeutet also auch, in der Welt wirksam zu sein. Die Welt muss durch einen Christen besser werden, und es muss klar werden, dass es spezifisch etwas christliches ist, das die Welt verbessert. Dieser Anspruch passt auch gut zum Evangelisierungsauftrag der Gläubigen: Wer evangelisieren will, der muss sich in der Welt bemerkbar machen! Im stillen Kämmerlein zu glauben, dabei der Welt aber aus dem Weg zu gehen, das erscheint der Welt schal und wirft kein Licht auf die Welt. Also über den Glauben sprechen oder wie mir mal ein Priester gesagt hat: Erzähle über Deinen Glauben, wenn Du gefragt wirst, und lebe so, dass du gefragt wirst! Zeugnis zu geben über unsere Jüngerschaft ist unser Auftrag.
Dabei erweitere ich das Bild gerne auch noch insofern, als dass zum Beispiel Salz für sich genommen oft wenig geschmackvoll erscheint. Es entfaltet seine Wirkung erst mit anderen Speisen, die dadurch geschmacklich besser werden. Und auch die Jüngerschaft Jesu erscheint von außen betrachtet vielen als Fremdkörper, vielleicht sogar als störend. Das ist vielleicht das Schicksal des Salzes, dass seine Wirkung erst dann gewürdigt wird, wenn es sich im Essen aufgelöst hat und seine Wirkung weiter entfaltet.
Aber widerspricht der nach außen getragene Glauben nicht dem Hinweis Jesu, doch unbemerkt beten oder wirken zu sollen (Matthäus 6, 1ff): Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. Dazu gibt Jesus hier auch eine dezidierte Zielsetzung mit auf den Weg. Wenn ich selbst für meinen Glauben oder meine Frömmigkeit oder (vermeintliche) Gerechtigkeit gelobt werde, dann ist etwas schief gelaufen. Die Menschen sollen all das durchaus sehen, aber mit der Begründung, damit sie den Vater im Himmel preisen.
Nun steht man heute kaum in der Gefahr durch öffentlich vorgetragenen christlichen Glauben besondere gesellschaftliche Wertschätzung zu erfahren. Aber auch in der Umkehrung besteht eine Gefahr: es kann sein, dass ich als Christ abgelehnt werde, dann muss ich aber bedenken, ob es an meiner Art der Evangelisierung liegen könnte, wenn die Menschen sich durch mich nicht zu Christus führen lassen. Anders gesagt: ich kann ganz glaubenstreu einen Menschen mit dem Katechismus überfallen, ich kann ihn, wie ich den Begriff mal gehört habe, Menschen niederbibeln und in meinen Aussagen sogar richtig liegen. Wenn ich es durch meine Art anderen Menschen aber erschwere, zu Christus zu finden, dann bin ich dafür genau so verantwortlich, wie wenn ich meine Hände in den Schoß legte.
Letzterer Punkt ist für mich gerade heute entscheidend und stellt eine wesentliche Erkenntnis des 2. Vatikanischen Konzils dar: Und wenn ich hundertmal mit meinen Aussagen die Wahrheit sage, bin ich doch dafür verantwortlich, wenn die Welt sie aufgrund meiner Art sie zu vermitteln nicht annehmen kann. Die Welt will es doch gar nicht hören? Mag sein, aber vielleicht liefere ich auch einen Beitrag zu diesem Unwillen?
Ich hoffe, ich habe ein bisschen deutlich machen können, was mich an diesem Evangelium so fasziniert: Ich fühle mich gelobt als Teil der Jüngerschaft Salz der Erde und Licht der Welt zu sein, ich fühle mich herausgefordert, meinen Glauben auch so zu leben, dass die Welt ihn sehen kann und ich bin gefordert, mein Zeugnis abzulegen nicht für mich sondern für Gott. Diese Sichtweise ist es im übrigen auch, die mich zum Fan von Papst Franziskus macht, auch wenn ich per se kein Fan unkonventioneller Methoden der Evangelisierung bin: Man hört ihm zu, kommt ihm mit Wohlwollen entgegen, die Welt beschäftigt sich über seine Worte und sein Beispiel mit dem christlichen Glauben er macht den Blick frei auf die Liebe Gottes, der für manche verstellt war durch dogmatische Glaubensvermittlungen (und nur für den Fall, dass mich jemand missverstehen will: das ist keine Kritik an Papst Benedikt, der konnte das genau so, das ist auch weltweit außerhalb Deutschlands anerkannt).
So geht das, das so glaube ich fest hat Jesus gemeint: Salz der Erde, Licht der Welt sein, den Geschmack dabei nicht verlieren und sein Licht nicht verdecken, aber alles zur Ehre Gottes!
Hermann Penker
Lieber Papsttreuer!
Ich schreibe als User eines Österreichischen Seniorenforums, in welchem die große Mehrheit von der Kirche nichts mehr wissen will und sich entweder als atheistisch bezeichnet, oder aber sich zwar als Katholiken bezeichnen, aber Bibel und katholische Lehre zumindest in jenen Teilen total ablehnt, die eine gewisse Selbstdisziplin fordern.
Meistens ist der Ton so arg, dass User mit anderer Gesinnung kaum noch im Religionsbereich schreiben und Widerspruch selten wird.
Man könnte nun dem NT folgen, die „Perlen nicht unter die Säue werfen“, sondern den Staub von den Füßen schüttelt und einfach weiterziehen.
Das Problem ist aber, dass in PNs durchaus Dank ausgesprochen wurde, dass ich auch den katholischen Standpunkt zu einzelnen Fragen einbringe, sie selbst seien schon zu dünnhäutig dazu. Auch Fragen wurden per PN gestellt, von Usern, die die Antwort nicht von einer Reihe von Juxeinträgen zerrissen sehen wollen, was sicher passierte, wenn man dieses Thema im Forum behandelte.
Bei einem Teil der User muss man feststellen, dass sie psychische Probleme bekommen, wenn sie katholisches Gedankengut feststellen können.
Bei diesen ist mit einer Annahme der gelieferten katholischen Informationen nicht zu rechnen, aber ich meine, wenn ich mit meinem Einsatz nur einem Suchenden in die richtige Richtung lenken kann, dann zahlt der bisweilen doch bei mir aufkommende Stress doch sinnvoll.
Ich sehe nicht, wie ich in dieser Situation anders vorgehen könnte als meinen katholischen Glauben offen zu bekennen und auch zu erklären, warum ich zur Überzeugung gekommen bin, dass diese Lehre für mich so stimmig ist, dass ich sie mir zu eigen machen und auch als meine persönliche Überzeugung schildern kann.
Wenn der andere seinen Atheismus oder seine völlige negative Sicht auf die katholische Kirche in einem Forum öffentlich als den Gipfel der Weisheit preist, muss er auch akzeptieren lernen, dass es auch Katholiken gibt, die zu ihrem Glauben stehen und keine Rosinenklauberei bezüglich der Glaubensinhalte betreiben.
Herzliche Grüße
Papsttreuer
Lieber Herr Penker,
vielen herzlichen Dank für Ihren Kommentar – und weiterhin Gottes Segen für Ihr christliches Zeugnis, dass Sie, wie „mein“ Kardinal Meisner immer sagt, „gelegen oder ungelegen“ abgeben!
Herzliche Grüße
Der Papsttreue