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  1. Danke für Ihre Aussage.
    In diesen Tagen stellt sich mir als gläubiger Christ folgende Frage die ich anhand der folgenden Textpassagen schildern möchte:

    „Matthaeus 26
    …Er antwortete und sprach: Der mit der Hand mit mir in die Schüssel tauchte, der wird mich verraten. Des Menschen Sohn geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; doch weh dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird! ES WÄRE IHM BESSER, DASS ER NIE GEBOREN WÄRE. Da antwortete Judas, der ihn verriet, und sprach: Bin ich’s Rabbi? Er sprach zu ihm: Du sagst es.“

    „Matthaeus 26:54
    Wie würde aber die Schrift erfüllet? Es muß also gehen.“

    Jesus wurde im Laufe seines Lebens häufiger von einem bösen Geist angenähert der Ihn verlockte den Plan Gottes nicht zu befolgen. Jesus Christus hat aber für die Erlösung von uns allen, Gottes Plan zu seinem persönlichen weltlichen Nachteil erfüllt. Er selbst, Gottes Sohn, hatte eine wahre Selbstbestimmung. Jesus lies es deshalb auch zu, dass Judas zusammen mit den anderen Jüngern ihn folgen durfte, wissend dass er eine wichtige Rolle im Plan Gottes hat um diesen zu erfüllen. Was aber Judas anbelangt, stellt sich für mich die Frage, hatte er wirklich eine Wahl? Was ist wenn Judas sich für den Weg Gottes entschieden hätte, also Jesus nicht verraten hätte? In diesem Fall wäre der Erlösungsplan nicht aufgegangen. Jemand musste also, ohne Selbstbestimmungsrecht den verrat umsetzen um die Schriften zu erfüllen.
    Wieso sagt Jesus an der Stelle am letzten Abendmahl: „Es wäre ihm besser, daß er nie geboren wäre“. Er musste die Schrift wie gesagt erfüllen..

    Hier stellt sich die Frage über Selbstbestimmung, haben wir wirklich eine, oder ist es vorherbestimmt wie wir handeln? Haben wir in letzterem Fall eine Verantwortung dafür zu tragen und somit nach unserem Ableben mit den in unserem Glauben implizierten Folgen zu rechnen?

    Ich bin sehr gespannt auf Ihre Antwort.
    Mit freundlichen Grüssen,
    Th. Gasser

    • Sehr geehrter Herr Gasser,

      vielen Dank für Ihren Kommentar und ihre Frage, und natürlich vor allem zunächst ein frohes und gesegnetes Osterfest.

      Meiner Antwort muss ich vorausschicken, dass ich weder Theologe noch Philosoph sondern lediglich interessierter Laie bin. Trotzdem ist die Frage natürlich berechtigt. Wenn ich darf, würde ich sie gerne um einen Aspekt erweitern, den ich mit einer Szene aus dem Film Matrix einführen möchte. Darin besucht der Held Neo von dem manche mutmaßen, er sei der „Auserwählte“, der die Menschheit aus der Macht der Maschinen befreien wird, auf das sogenannte Orakel trifft, eine Frau, die prüfen soll, ob er wirklich der Auserwählte ist. Dann entspinnt sich folgender Dialog:

      Orakel: „Ich würde dir gern einen Stuhl anbieten, aber du möchtest dich ja sowieso nicht setzen. Und wegen der Vase mach dir keine Sorgen.“
      Neo: „Welche Vase?“ [dreht sich um und kippt dabei eine Vase um]
      Orakel: „Diese Vase!“
      Neo: „Tut mir leid…“
      Orakel: „Ich sag doch, mach dir deswegen keine Sorgen! Eins meiner Kinder macht sie schon wieder ganz.“
      Neo: „Woher wussten Sie das?“
      Orakel: „Och, viel quälender wird für dich später die Frage sein, hättest du sie auch zerbrochen, wenn ich nichts gesagt hätte?“

      Worauf ich damit hinaus will: Wie wäre Judas Leben verlaufen, wenn er Jesus nie getroffen hätte? Wäre er ein Gerechter gewesen, der niemanden etwas zu Leide getan hätte, und wäre sein Schicksal durch Gott verschlechtert worden, weil er ihn zum Teil seines Erlösungplanes gemacht hat, von dem der arme Judas aber vermutlich nichts haben wird?

      Diese Frage erscheint mir noch wesentlich komplexer, denn ich bin in der Tat der Überzeugung, dass wir einen freien Willen haben, und keine unserer Handlungen vorherbestimmt sind im Sinne einer Steuerung durch Gott. Gott hat allerdings, da er Gott ist, einen Blick auf die gesamte Zeit. Man kann sich das vielleicht so vorstellen, dass wir als Menschen, die Zeit als lineare Größe immer vor uns haben und nicht wissen, was als nächstes passieren wird. Gott dagegen hat die gesamte Zeit im Blick, weiß was wir tun werden – und fällt uns aber im Normalfall nicht in den Arm. Gott weiß also, was ich in zehn Minuten, in einem Jahr, in zehn Jahren, in wie viel Zeitabstand auch immer, tun werde, und warum ich tue, was ich tue.

      Macht mich das aber unfrei? Nein, es bleibt meine eigene Entscheidung, ob ich gleich eine Tasse Tee trinke oder einen Kaffee, ob ich morgen meine Frau hintergehe oder ihr einen Blumenstrauß mitbringe, ob ich mein Leben gut oder weniger gut verbringe. Es ist meine Entscheidung, auch wenn Gott sie schon kennt.

      Alles was er tun könnte, wäre mich vor Versuchungen, die mich von ihm wegführen, zu bewahren. Dann allerdings wäre ich nicht mehr frei, mir blieben Optionen verborgen, die ich heute sehen kann und mich – frei – für oder gegen sie entscheide.

      Und so hat auch Gott gewusst (ob Jesus als Mensch das ebenfalls die ganze Zeit gewusst hat, wird ein Geheimnis bleiben), wie Judas zu der Zeit reagieren würde. Judas hätte anders reagieren können, aber Gott wusste, dass er das nicht tun würde – nicht, weil er nicht die Freiheit gehabt hätte, sondern weil sein Handeln eine Folge seiner eigenen Gedanken und Entscheidungen gewesen ist.

      Und damit bin ich bei meiner Erweiterung ihrer Frage: hätte Gott Judas davor bewahren können, Jesus kennenzulernen, ihn zu verraten, sodass es besser für ihn gewesen wäre, er wäre nie geboren worden? Hat Gott also Judas hinters Licht geführt, in eine Falle tappen lassen? Nun, dann wäre es jemand anders gewesen, der Jesus verraten hätte, vielleicht anders, vielleicht zu einer anderen Zeit – unsere menschliche Natur, so sehr sie sich nach Gott sehnt, zweifelt doch auch an Gottes Wohlwollen uns gegenüber – davon berichtet schon die Geschichte vom Sündenfall.

      Das Verhältnis zwischen Gott und Judas ist – davon dürfen wir als Christen überzeugt sein – von Gottes Seite aus durch Liebe geprägt, und zumindest zum Zeitpunkt des Verrats wurde diese Liebe von Judas nicht mit Liebe beantwortet. Bleibt also für uns die spannende Frage: Was wäre, wenn ich an Judas Stelle gestanden hätte? Hätte ich besser reagiert?

      Lieber Herr Gasser, ich hoffe, meine Erläuterungen helfen ein bisschen weiter – und ich würde mich freuen, von Ihnen zu lesen, wenn Sie selbst weitere Antworten finden. Ihnen weiter Gottes Segen und noch eine gesegnete Osterzeit!

      Der Papsttreue

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