Vielleicht hat der eine oder andere schon einen Beitrag zum Thema der Heiligsprechung der Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. vermisst. Und ich muss zugeben, es fällt mir gar nicht leicht, etwas darüber zu schreiben. Wie eine Heiligsprechung funktioniert und was sie bedeutet, das können andere viel besser beschreiben (zum Beispiel hier Josef Bordat auf seinem Blog Jobo72s Weblog)
Und leider kann ich auch zu den beiden Päpsten selbst wenig Erhellendes beitragen, was die meisten meiner Leser nicht schon viel besser wissen. Johannes XXIII. habe ich selbst nicht erlebt, kenne ihn als den Papst des II. Vatikanischen Konzils, kennen seinen Spitznamen des Papa Bueno aber das sind sicher nicht die ursächlichen Gründe für seine Heiligsprechung. Und Johannes Paul II. hat zwar die Kirche in der Zeit, die ich auch bewusst erlebt habe, geprägt wie kaum ein Papst vor ihm aber ihn kenne ich nur aus einer Zeit, in der ich selbst der Kirche eher fernstand.
Aber vielleicht ist das etwas, was interessant sein könnte: Zu seiner Zeit habe ich Johannes Paul II. mehr oder weniger deutlich abgelehnt. Er war für mich, wie wohl für viele, die mit der Kirche nicht viel anfangen können, ein alter Mann im Vatikan, der sich erdreistete in die Lebensführung der Menschen reinzuquatschen. Ich habe ihn im Gebet schon um Vergebung gebeten für die Dinge, die ich ihm ohne dass er das gewusst hat vorgeworfen habe, und da er ein heiliger Mensch war, gehe ich wohl nicht fehl, wenn ich annehme, dass er mir vergeben hat.
Und so verbindet mich mit Johannes Paul II. heute eine etwas eigenartige Beziehung: viele der Menschen in meinem katholischen Umfeld haben sein Wirken aktiv betrachtet, sind wahre Fans von JPII oder Johannes Paul dem Großen, und ganz aus dem Häuschen über seine Heiligsprechung. Da stehe ich im Moment eher still daneben, einfach weil ich keine so innige Beziehung zu ihm habe aufbauen können.
Ich bin ein Kind (gesehen von meinem Glaubensweg her) von Benedikt XVI. und so habe ich auch über den Umweg seiner Arbeit und Schreiben einiges über Johannes Paul II. gelernt. Und ich verehre JPII nachdem ich ein wenig seine Spiritualität und die Grundlagen z.B. seiner Theologie des Leibes kennenlernen durfte, als den Heiligen, der er ist. Aber meine eigene Vergangenheit steht mir selbst immer noch im Weg, ganz unbefangen mit der Freude über seine Heiligsprechung umzugehen.
Ich hoffe, meine Leser verstehen, dass mein Schweigen zur Heiligsprechung der beiden Päpste keiner Missbilligung oder auch nur einer Gleichgültigkeit entspringt. Ich stehe nur einfach sprachlos vor dem Lebenszeugnis dieser beiden Päpste, von denen ich einen bewusst, den anderen unbewusst, lange Jahre abgelehnt habe.
Vielleicht werde ich einfach am Sonntag einen Rosenkranz beten, vielleicht abweichend einen lichtreichen, der von ihm gestiftet wurde und den Heiligen Johannes Paul II. zusammen mit dem Heiligen Johannes XXIII. für all die Menschen bitten, die heute noch Gott, dem Glauben und der Kirche fernstehen, sie ungerecht kritisieren und ihr schaden, dass sie den Weg zur Umkehr erkennen und auf Menschen treffen, die ihnen einen Weg in die Heiligkeit aufzeigen! Und auch für mich selbst, dass sie mir vergeben, und meinen weiteren Glaubensweg mit Wohlwollen begleiten – ich vermute, das hätte beiden gefallen.