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Weltbild: Und jetzt?

14. Mai 2014 by Papsttreuer
Lesezeit 5 Minuten
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Über den Weltbildverlag habe ich auch auf diesem Blog schon eine Menge geschrieben, mancher mag behaupten, mich daran abgearbeitet – und ich gebe zu, nicht immer waren meine Beiträge ohne Emotionen geschrieben. Und nun scheint sich das katholische Kapitel der Weltbild-Geschichte offenbar tatsächlich zu schließen. Der Verlag – bzw. die Mehrheitsanteile daran – werden offenbar verkauft (gestern hieß es in der Presse, endgültige Vertragsverhandlungen könnten noch dauern).

Nach den Skandalen um den Vertrieb esoterischer und erotischer bis pornografischer Literatur gab es, so habe ich jedenfalls immer gesehen, nur zwei Wege: Entweder einen radikalen Schnitt in der Unternehmensstrategie, weg von der reinen Größe hin zu katholischer, zumindest christlicher Qualität, oder eben Verkauf. Eine Schließung des Verlags, eine reine Abwicklung, um das zweideutige Geschäft nicht weiter betreiben zu lassen, steht aufgrund des Schicksals der Mitarbeiter des Verlags wohl nicht zur Debatte.

Nachdem erst ein Verkauf angedacht war, dann die Überführung in eine Stiftung, dann die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zur Insolvenzeröffnung geführt haben, ist das Unternehmen nun also quasi verkauft. Ob die bisher beteiligten deutschen Bistümer weiterhin Minderheitsanteile am Verlag halten werden, ist den Berichten nicht zu entnehmen.

Nun stellt sich aber in der Tat noch die Frage nach der weiteren Abwicklung und vor allem nach den Lehren, die aus dem Weltbild-Abenteuer zu ziehen sind:

Da ist einmal die Frage nach dem Kaufpreis – zahlt der Finanzinvestor Paragon Partners trotz Insolvenz des Unternehmens noch einen Kaufpreis an die Eigentümerbistümer? Und wenn ja – wie stellt sich dann die Rentabilität des Engagements dar? Dabei soll es nicht darum gehen, nachzukarten, wem jetzt zu welchem Zweck jetzt Liquidität in die Kassen gespült wird, aber letztlich handelt es sich bei den Geldern um Kircheneigentum, mit dem die Bistümer nicht einfach nach Gutdünken umgehen können. Und wer trägt letztlich Verantwortung für einen möglichen Verlust, der aus Kirchensteuermitteln (direkt oder indirekt) zu begleichen ist?

Auf der anderen Seite stellt sich die Frage nach der Auswahl des Kaufpartners: Beim Stichwort „Finanzinvestor“ stellt sich umgehend die Frage, ob mit dem Unternehmen und den Mitarbeitern zukünftig in christlich-verantwortlicher Weise umgegangen wird. In dem Zusammenhang muss man einschränkend aber auch fragen, inwieweit die Bistümer nach Insolvenzeröffnung überhaupt noch eine Wahl hatten.

Die spannendste Frage, von der ich aber nicht annehme, dass sie an entscheidender Stelle gestellt wird, ist aber, was man denn aus dem Engagement an sich lernt. Wäre es zum Beispiel nicht an der Zeit, generell zu regeln, in welchem Umfang man sich an welcher Art von Unternehmen beteiligen will? Im Rahmen der Kritik an der Geschäftsstrategie von Weltbild wurde immer wieder deutlich zu machen versucht, dass man einen solche Verlag kaum nach christlichen Moralvorstellungen führen könne. Technisch und organisatorisch habe ich daran zwar Zweifel, kann aber auch nicht das Gegenteil beweisen. Wenn dem aber so wäre, dann stellt sich die Frage, was ein solches Engagement dann im Portfolio der katholischen Kirche zu suchen hat.

Umgekehrt war das ursprüngliche und immer wieder vorgebrachte Ziel des Weltbild-Abenteuers, einen Vertriebskanal zu haben für christliche und katholische Literatur. Damit stand der Verlag dann aber natürlich auch in Konkurrenz zu vielen kleinen, wirklich katholischen Buchversendern, die ihr Repertoire ganz anders beschränkt haben und auf moralisch fragwürdige Angebote verzichten – auf Kosten von Größe und sicher auch Rentabilität. Ist also ein Verlagshaus in dieser Größenordnung für die katholische Kirche notwendig, wenigstens sinnvoll und auch aus Evangelisierungsgesichtspunkten zu rechtfertigen? Jeder mag sich diese Frage selbst beantworten.

Und warum glaube ich, dass diese Fragen nie gestellt werden? Weil man dann konsequenterweise auch andere Engagements der Kirche auf den Prüfstand stellen müsste – nicht zuletzt auch die Großunternehmen, die sich aus ursprünglich christlichen Aufgaben heraus entwickelt haben, deren christliches Gesicht aber heute meist nur noch dem Namen zu entnehmen ist (siehe dazu auch den Bericht der WirtschaftsWoche von Weihnachten 2011, nicht ganz aktuell aber immer noch sprechend): Die deutsche Caritas ist zum Beispiel einer der größten Arbeitgeber Deutschlands, tut sich aktuell gerade durch Kritik an christlichen aber nicht-kirchlichen Lebensschutzorganisationen hervor und betreibt – man nehme das Beispiel der Kindergärten und des Einsatzes der Caritas für eine frühkindliche Betreuung und die teilweise Kritik am Betreuungsgeld – eine Firmenpolitik des Selbsterhalts statt der echten Nächstenliebe. Ist eine solche Art des Engagements noch christlich?

Wie man sieht: Macht man dieses Fass erst mal auf, wird es sehr schnell sehr grundsätzlich – es würde in einer solchen Diskussion aber nachgeholt, was in Jahrzehnten versäumt wurde: Nachzuweisen, und ggf. entsprechend nachzusteuern, welche kirchlichen Einrichtungen, die am Wirtschaftsleben teilnehmen, eigentlich noch christlich sind. Die möglichen Antworten mögen dem einen oder anderen nicht gefallen, und die Konsequenzen könnten für die Kirche schmerzhaft sein – aber wer die Kirche im Sinne Papst Benedikt XVI. und auch Papst Franziskus nicht aus der Welt herauslösen aber „entweltlichen“ will, der wird diesen Weg gehen müssen.

Eine recht neutrale Historie der „Weltbild-Krise“ hat der Evangelische Pressedienst veröffentlicht:

Die insolvente Verlagsgruppe Weltbild hat einen neuen Investor gefunden. Die Krise bei dem katholischen Unternehmen beschäftigt die Öffentlichkeit schon seit einigen Jahren.

– November 2011: Weltbild gerät in die Schlagzeilen, weil der Verlag esoterische und erotische Literatur vertreibt. Das ruft in konservativ-katholischen Kreisen Empörung hervor. „Es geht nicht, dass wir in der Woche damit Geld verdienen, wogegen wir sonntags predigen“, erklärte der Kölner Kardinal Joachim Meisner. Die Bischöfe beschließen, sich von Weltbild zu trennen.

– Juni 2012: Die katholischen Gesellschafter lassen den Plan, Weltbild zu verkaufen, wieder fallen. Stattdessen soll der Verlag in eine kirchliche Stiftung überführt werden.

– September 2013: Erstmals wird über eine mögliche Insolvenz der Verlagsgruppe spekuliert. Die Geschäftsführung weist das zurück: Durch den Umbau des Unternehmens entstehe lediglich eine „Verlustsituation“. Der Bestand von Weltbild sei nicht gefährdet.

– November 2013: Um zu sparen, will Weltbild den Kundenservice auslagern. Das würde 140 Arbeitsplätze kosten. Das Unternehmen holt einen Sanierungsexperten in den Vorstand. Er soll den Umbau der Verlagsgruppe vorantreiben. Die Kosten der Sanierung werden auf 65 Millionen Euro geschätzt. Die katholischen Gesellschafter wollen das Geld bereitstellen.

– Januar 2014: Das Weihnachtsgeschäft bringt Weltbild nicht den erhofften Umsatz. Eine Neuberechnung des Sanierungsbedarfs kommt auf 135 Millionen Euro in den kommenden drei Jahren. Zu viel für die kirchlichen Gesellschafter: Am 10. Januar meldet Weltbild beim Amtsgericht Augsburg Insolvenz an. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wird Arndt Geiwitz bestellt. Der Neu-Ulmer Wirtschaftsprüfer war bereits Insolvenzverwalter bei der Drogeriemarktkette Schlecker. Die Kirche sichert zu, Weltbild mit 65 Millionen Euro zu stützen.

– Februar 2014: Das Amtsgericht Augsburg entzieht der Geschäftsführung um Carel Halff die Verwaltungs- und Vermögensbefugnis über Weltbild. Das alleinige Sagen bei dem Verlag hat jetzt Insolvenzverwalter Geiwitz. Er erzielt eine Einigung mit dem Münchner Buchhändler Hugendubel: Die rund 220 Weltbild-Filialen werden aus dem gemeinsam mit Hugendubel betriebenen Unternehmen DBH herausgelöst. Damit steigen die Chancen, für Weltbild einen Investor zu finden.

– März 2014: Bei einer Betriebsversammlung gibt Geiwitz bekannt, dass am Standort Augsburg 656 Stellen wegfallen. Die betroffenen Beschäftigten sollen in eine Qualifizierungsgesellschaft wechseln. Das soll es ihnen erleichtern, einen neuen Job zu finden. Der Insolvenzverwalter kündigt an, dass auch das Filialnetz des Verlags verkleinert werden müsse.

– April 2014: Weltbild kündigt an, innerhalb eines Jahres bundesweit 53 seiner noch verbliebenen 220 Filialen zu schließen. Davon betroffen sind 293 der 1.300 Filial-Mitarbeiter. Rund 180 davon wechseln ebenfalls in die Qualifizierungsgesellschaft. Die restlichen Mitarbeiter, die auf 450-Euro-Basis arbeiten, erhalten eine Abfindung.

– Mai 2014: Es wird bekannt, dass der Münchner Finanzinvestor Paragon Partners die Weltbild-Gruppe übernehmen soll. Paragon will sämtliche Unternehmensteile kaufen und als Mehrheitsgesellschafter weiterführen, also neben dem Internet- auch das Filial- und Kataloggeschäft.

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Posted in: Allgemein Tagged: Entweltlichung, Verkauf, Weltbild

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