Wenn ich ehrlich bin, bin ich am vergangenen Wochenende hinsichtlich des Papstbesuches im Heiligen Land kaum nachgekommen Ansprachen, Predigten, Meditationen alles nachzulesen in den einschlägigen Medien, aber nur schwer zusammenzufassen. Deutlich wurde in jedem Fall das Engagement des Papstes für den Frieden.
Nun hat ein Papst nur wenig Einfluss darauf, wie sich verfeindete Nationen gegenüberstehen. Er hat keine militärische Kräfte, mit der Schweizer Garde kann er nicht drohen, schlimmstenfalls werden einen katholischen Kirchenmann historische Verfehlungen der Kirche vorgehalten, wenn er sich um Frieden in anderen Ländern bemüht. Alles was Papst und Kirche zu bieten haben sind Gebet und Worte diese friedlichen Waffen allerdings sind ganz offensichtlich wirkmächtiger als Panzer und Granaten, wirkungsvoller als weltliche diplomatische Bemühungen.
Denn was viele Diplomaten und Drohgebärden nicht geschafft haben, das hat Papst Franziskus nun mit seinen Worten bewirkt: Anfang Juni werden sich Palästinenserpräsident Abbas und Israels Staatspräsiden Peres im Vatikan mit dem Papst zu einem gemeinsamen Friedensgebet treffen. Die beiden folgen der Einladung, die der Papst während seiner Reise ausgesprochen hat, und die dazu dienen soll, den Beistand Gottes zum Frieden zu erbitten gleichzeitig natürlich aber auch, guten Willen zum Frieden zu zeigen.
Den Frieden kann man nicht kaufen: Er ist ein Geschenk, das man geduldig suchen und von Hand“ aufbauen muss durch kleine und große Handlungen, die unser alltägliches Leben einbeziehen. Der Weg zum Frieden festigt sich, wenn wir erkennen, dass wir alle das gleiche Blut haben und Teil des Menschengeschlechts sind; wenn wir nicht vergessen, dass wir einen einzigen Vater im Himmel haben und alle seine Kinder sind, geschaffen als sein Abbild, ihm ähnlich.
Mit diesen Worten aus seiner Predigt bei der Heiligen Messe im International Stadium von Amman, machte der Papst bereits zu Beginn seiner Reise deutlich, dass zu hohe Erwartungen an seinen Besuch, zu hohe Erwartungen an Friedensbemühungen, unangebracht sind, und dass Frieden nur durch allseitige Mitarbeit zu erreichen ist.
Und doch können es eben auch die kleinen Gesten sein, auch die eines Papstes ohne militärische Streitmacht, die die Welt in Bewegung setzen können. In seiner Einladung an Mahmud Abbas und Simon Peres zu diesem Gebetstreffen sprach der Papst wohl genau die richtigen Worte:
Alle ersehnen wir den Frieden; viele Menschen bauen ihn täglich mit kleinen Gesten auf; viele leiden und nehmen geduldig die Mühe auf sich, immer wieder zu versuchen, Frieden zu schaffen. Und alle besonders diejenigen, die in den Dienst ihres eigenen Volkes gestellt sind haben wir die Pflicht, uns zu Werkzeugen und Urhebern des Friedens zu machen, vor allem im Gebet.
Frieden zu schaffen ist schwierig, aber ohne Frieden zu leben, ist eine Qual. Alle Männer und Frauen dieses Landes und der ganzen Welt bitten uns, ihr brennendes Verlangen nach Frieden vor Gott zu tragen.
Wer kann solchen Worten widersprechen, eine solche Einladung ausschlagen, ohne gleichzeitig zu sagen, dass ihm am Frieden nichts liegt? Vielleicht waren es nicht nur berührende Worte, die der Papst ausgesprochen hat, sondern auch flapsig ausgedrückt schlaue Worte.: Wer den Krieg beenden will, muss die Streithähne an einen Tisch bringen notfalls mit dem sanften Druck des drohenden Gesichtsverlustes. Abbas und Peres sie konnten nicht ablehnen. Und wenn nun diese drei sich tatsächlich im Juni im Vatikan treffen, es wird derzeit der 6. Juni als möglicher Termin kolportiert, dann ist das nicht nur ein historisches Ereignis, es ist vor allem ein Zeichen des Heiligen Geistes, der Menschen dazu bringt, sich in Bewegung zu setzen und Frieden und Liebe zu bringen und zu suchen.
Das ist es, was der Papst bereits in der eben zitierten Predigt zum Ausdruck gebracht hat:
Die Sendung des Heiligen Geistes besteht nämlich darin, Harmonie zu schaffen er selbst ist Harmonie und in den verschiedenen Zusammenhängen sowie unter unterschiedlichen Personen Frieden zu stiften. Die Verschiedenheit der Menschen und des Denkens darf nicht Ablehnung und Hindernisse auslösen, denn die Vielfalt ist immer eine Bereicherung. Rufen wir darum heute mit brennendem Herzen den Heiligen Geist an, und bitten wir ihn, den Weg des Friedens und der Einheit vorzubereiten.
Zweitens, der Heilige Geist salbt. Er hat Jesus innerlich gesalbt, und er salbt die Jünger, damit sie die gleiche Gesinnung wie Jesus haben und so in ihrem Leben Verhaltensweisen annehmen können, die den Frieden und die Gemeinschaft fördern. Mit der Salbung des Geistes wird unser Menschsein von der Heiligkeit Jesu Christi geprägt und macht uns fähig, die Mitmenschen mit derselben Liebe zu lieben, mit der Gott uns liebt. [ ]. Bitten wir Gott, uns zu salben, damit wir ganz seine Kinder und Christus immer ähnlicher werden, um uns alle als Brüder und Schwestern zu fühlen, so Groll und Spaltungen aus unserer Mitte zu entfernen und uns brüderlich zu lieben. Das ist es, was Jesus im Evangelium von uns verlangt hat: »Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll« (Joh 14,15-16).
Und schließlich sendet der Heilige Geist aus. Jesus ist der Gesandte, erfüllt vom Geist des Vaters. Vom gleichen Geist gesalbt, sind auch wir ausgesandt als Boten und Zeugen des Friedens.
Und damit können wir uns alle an dem Friedensprozess beteiligen. Man kann Gott mit einem Gebet zu nichts zwingen, aber die Bibel ist voll von Geschichten, in denen Gott auch auf die Stimme von Menschen guten Willens hört. Und wenn nun am 6. Juni Christen, Juden und Muslime weltweit gemeinsam mit dem Papst und seinen Gästen um Frieden beten wie sollte das wirkungslos bleiben?
Man kann als Realist auch vor überzogenen Erwartungen warnen, Peres und Abbas, ergänzt um den Papst, sind nicht diejenigen, die alleine für einen Frieden sorgen können, und es wird in beiden Lagern Widerstände gegen das Treffen und gegen einen Frieden geben, dessen Bedingungen niemals alle Ansprüche zufriedenstellen werden.
Aber eines haben die vergangenen Jahrzehnte sicher gezeigt: Mit den Waffen des Krieges ist dem Konflikt im Heiligen Land offenbar nicht beizukommen und die Waffe des Gebets wurde vielleicht noch nicht wirklich angewandt es wird Zeit dafür, zum Wohle all der Menschen, vor allem auch der Kinder, die in dieser Region unter den Konflikten leiden!
Nachtrag vom 30.05.2014: Wie Reuters und auch andere Nachrichtenagenturen gestern meldeten, soll das gemeinsame Gebet im Vatikan nun am 08.06.2014 stattfinden!
Marc OLulu
Ein Beispiel für die Wirkung des Gebetes ist für mich das weltweite Gebet, das Papst Franziskus letztes Jahr für Syrien angeregt hat. Kaum war es vorbei, hat sich der Außenminister der USA zu einer Äußerung „“hinreissen lassen, die zur Vernichtung der Chemiewaffen in Syrien führt und eine Invasion der USA unmöglich gemacht hat.
Beten wir also am 06.06. für den Frieden in Nahost. Wer weiß, was dann passiert!?