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Das Zeichen eines jungen Heiligen: Umkehr zur Position Christi

5. August 2014 by Papsttreuer
Lesezeit 4 Minuten
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Gerade gestern hatte ich über meine hilflose Wut auf die Christenverfolgung in islamischen und islamistischen Regionen dieser Welt geschrieben, und über meine Unfähigkeit, für die Täter zu beten. Ganz nebenbei: ich danke den Lesern des Blogs, die dazu schon kommentiert haben – die Spannbreite der bisherigen Antworten lässt erkennen, dass es für die von mir aufgeworfenen Fragen keine einfachen Antworten gibt, und sicher werde ich mich des einen oder anderen aufgezeigten Themas noch mal annehmen.

Parallel bin ich aber gerade dabei, das im Herder-Verlag erschiene Buch „Ich bin ganz in Gottes Hand“ mit persönlichen Notizen von Karol Woytila bzw. Papst Johannes Paul II. für eine Rezension durchzuarbeiten. Und siehe da, wenn einem die Bibel zu umfangreich und der Katechismus zu trocken erscheinen, dann sind es manchmal einzelne Sätze aus den Büchern eines Heiligen, die einem weiter helfen können.

Recht weit am Anfang (Seite 7 der Notizen der deutschen Ausgabe) habe ich gestern auf dem Heimweg von der Arbeit folgenden Absatz aus einer Meditation aus 1962 gefunden (die etwas eigentümliche Grammatik ist dem Faktum geschuldet, dass es sich um 1:1-Übertragungen aus Notizen handelt, die entsprechend formuliert wurden), der mich genau an der richtigen Stelle getroffen hat:

Die Bekehrung in actu quolibet (in jedem Handeln) muss darin bestehen, die Position Christi, des Herrn, zu finden. Es gibt keine andere Methode, um sich gegen die verschiedenen Impulse des menschlichen Hochmuts des Lebens zu wehren / das Problem der Macht, des Kritizismus, der Eifersucht, sogar dann, wenn eine gewisse Basis von „transzendenter“ Demut gegenüber Gott vorliegt.

Mir scheint, diese Beschreibung der Bekehrung hat viel mit dem zu tun, was ich gestern geschrieben habe. Bekehrung, die ein lebenslanger Prozess ist, macht also das Bemühen notwendig, sich zu vergegenwärtigen, wie Jesus ein bestimmtes Thema sehen wird. Mit welchem Blick schaut er auf das, was in der Welt geschieht? Wie sieht Jesus den Menschen, der mit einer Machete auf einen anderen wegen dessen Glauben einschlägt? Wie sieht Jesus die Menschen, die Massaker an ganzen Orten verüben, weil die sich nicht zum angeblich „rechten“ Glauben bekehren wollen?

Vielleicht zähneknirschend werden wir zugeben müssen: Er sieht sie mit Liebe an! Er wird sie wohl traurig ansehen, er wird vor allem seinen Blick wenden auf die Opfer der Gewalt. Er kennt alle Hintergründe, weiß, was aus diesem Menschen einen Täter gemacht hat, wie seine Vergangenheit aussieht, seine Hoffnungen und Enttäuschungen, wer auf ihn eingewirkt hat, wie sich sein Weltbild gefügt hat – nur Jesus weiß, warum dieser Mensch tut, was er tut, darum (ich hatte das geschrieben) ist es gut, dass wir nicht die Richter über andere Menschen sind).

Die „Position Christi“ in diesem Thema, sie schließt alles ein, was nur bedenkenswert sein kann. Dabei geht es nicht um billige Entschuldigungen wie die einer schweren Kindheit oder die einer fehlenden Bildung etc.pp. Es geht um den Blick ins Herz dieses Menschen – dessen Gewalt vielleicht einen Aufschrei der Seele darstellt. Und wie groß muss dann der Schmerz dieses Menschen sein, von dem er selbst vielleicht gar nichts weiß, wenn sich sein Schrei auf diese bestialische Weise ausdrückt?

Die Position Christi, sein Blick bei den Bildern, die uns allen vor Augen sind, ist nicht die auf die Masse des außer Kontrolle geratenen Mobs gerichtet, es ist der Blick auf den Einzelnen. Irgendwo habe ich mal von einem Soziologen gelesen, dass der industrialisierte Massenmord der Nazis nur funktionieren konnte (im Sinne, dass so viele Menschen mitgemacht haben), indem man den Opfern die Individualität geraubt hat. So mag unter anderem auch erklärbar sein, wie die Täter auf diese grausame Weise agieren können: sie sehen nicht mehr den Menschen, den Sohn oder die Tochter, den Vater oder die Mutter, den Freund, den Arbeiter … sie sehen nur noch die Masse der „Ungläubigen“ zu denen er gehört.

Die Gefahr besteht, und wer nicht mehr für die Täter beten kann, wie ich es gestern beschrieben habe, ist wohl schon in sie hineingetappt, dass wir auch diese Täter nur noch als Masse sehen – unterschiedslos in ihrem Furor gegen das, was sie für widergöttlich halten. Das hat nichts mit Relativierung der Taten zu tun – der Hass auf die böse Tat ist weiterhin da, der Hass gegen die im Hintergrund stehende Sünde, die nicht erst beim Mord an einem Menschen beginnt, ist nicht nur normal sondern auch richtig – schützt er uns doch hoffentlich vor reinen Racheakten. Aber Hass gegen den Täter – der kann nur entstehen, wenn ich die „Position Christi“ verlasse oder sie gar nicht erst suche.

Eigentlich ist die Aufforderung, die Welt mit den Augen Jesu zu sehen für einen Christen keine besondere Neuigkeit – und doch fällt die Umsetzung manchmal schwer. Hat man sich aber erst mal davon verabschiedet, schlägt der „menschliche Hochmut“ zu, der sich erlaubt, ein Urteil über einen anderen zu sprechen, selbst dann, wenn – wie Karol Woytila geschrieben hat – „eine gewisse Basis von ‚transzendenter‘ Demut gegenüber Gott vorliegt“, die man als Christ sicher gerne für sich in Anspruch nehmen würde. Niemand ist davor gefeit, die Position Christi wissentlich oder unwissentlich zu vernachlässigen – umso wichtiger, dass uns Gott immer wieder darauf hinweist und sei es durch ein Zitat aus dem Buch eines Menschen, der mal ein heiliger Papst werden sollte.

Nein, das Gebet für die Täter fällt mir immer noch schwer, aber vielleicht ist der Versuch (!), sie mit den Augen Jesu zu sehen, die Position Christi einzunehmen, mehr wert als jedes Lippenbekenntnis für deren Seelenheil. Ein Gebet aufzusagen ist eine Sache, die Position Christi einzunehmen, umzukehren zu einer Sicht Jesu, eine ganz andere und unser eigentlicher Auftrag. Das wusste der Heilige Papst Johannes Paul II. schon in recht jungen Jahren!

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Posted in: Allgemein Tagged: Christenverfolgung, Gebet, Gnade, Islamismus, Johannes Paul II

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