Die frühzeitige Betreuung selbst kleinster Kinder stellt sowohl die Kinder und Eltern, aber auch die Einrichtungen vor Probleme, die sich die Politik, die sich diese Art der Kinderbetreuung im Sinne einer möglichst schnellen Wiederaufnahme der Berufstätigkeit der Mütter wünscht, kaum ausmalt. Verhaltensforscher und Jugendpsychologen werde nicht müde, darauf hinzuweisen, dass kleine Kinder weit mehr als sogenannte frühkindliche Bildung vor allem Liebe und Bindung zur gesunden Entwicklung benötigen. Eine Unterbringung in der Kita ist da immer nur die zweitbeste Variante, wenn sich auch in bestimmten Konstellationen notwendig sein sollte.
Um dieses Hilfsmodell aber sinnvoll zu gestalten braucht es ein bisschen mehr als ein kindgerechtes Ambiente in einem geschlossenen Gebäude mit Spielplatz: Sauber, satt, sicher ist nicht unwichtig, ausreichend ist es in keinem Fall. So mühen sich also Kitabetreiber um einen einigermaßen sinnvollen Betreuungsschlüssel, um gerade für die Allerkleinsten die jederzeitige Verfügbarkeit einer Betreuungsperson sicherzustellen. Mit einem Schlüssel jenseits der 1:3 ist das kaum zu schaffen, sodass, bei allem Engagement und eingesetzten Herzblut der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ganz einfach doch mal die eine oder andere Träne ungetrocknet bleibt und die eine oder andere Windel zu spät gewechselt wird. Kollateralschäden einer verfehlten Familien- und Kinderbetreuungspolitik!
Ein anderer Aspekt ist das Erfahren unterschiedlicher Rollenverhaltensweisen, die kleine Kinder in ihrem Alltag erleben und in ihren noch jungen Erfahrungsschatz einbauen sollten. Und nun, liebe männliche Leser, sind Sie dran: Hand aufs Herz, können Sie sich vorstellen, Kindergärtner zu werden? Wenn Sie so sind, wie die meisten Männer in meinem Umfeld und auch ich selbst, behagt Ihnen der Gedanke nicht. Das kann an der Vorstellung, mit zwanzig schreienden kleinen Kindern in einem Raum zu sein, liegen, was einem Mann ganz offensichtlich weniger liegt als einer Frau. Männer, ich bin versucht zu schreiben, echte Männer kümmern sich gerne um ihre eigenen Kinder, nehmen auch mal das Kind eines Freundes tröstend auf den Arm, aber dann ist es auch gut. Oder es liegt an den unterdurchschnittlichen Verdienstmöglichkeiten, die nebenbei auch die Wertschätzung der Gesellschaft für diese Art der Dienstleistung an denjenigen, die uns doch am wertvollsten sind, spiegeln.
Es wird noch mehr Gründe geben, warum man Männer für den Beruf des Kindergartenbetreuers nicht begeistern kann, und die müssen nicht sexistisch sein, abgesehen von der Tatsache, dass man anzuerkennen bereit ist, dass zwischen Männern und Frauen Unterschiede bestehen (was für einige diesen Tatbestand des Gedankenverbrechens bereits erfüllt). Das Ende vom Lied ist aber, dass es nur einen verschwindend geringen Anteil männlicher Kindergartenbetreuer gibt, Statistiken sprechen derzeit von rund 3 Prozent, was bei einer generell angestrebten Betreuungsspanne von 1:3 für Kleinkinder bedeutet, dass auf 100 betreute Kinder ein männlicher Betreuer kommen würde. Kurz gesagt: Das kann man auch lassen!
Und wer mal das Glück hatte, einen männlichen Betreuer in einer Kita zu erleben, dessen Begeisterung hält sich auch in Grenzen: Die machen, nicht weil sie es nicht anders wollten, sondern weil es die Organisation nicht anders hergibt, nämlich im Wesentlichen das gleiche wie die Betreuerinnen: Trösten, basteln, singen, Windeln wechseln, neben all den anderen unterstützenden Tätigkeiten, die der Beruf ganz klassisch mit sich bringt. Vorleben einer Männerrolle? Fehlanzeige! In dieser Form wird die Betreuung der Kinder durch einen Mann im Zweifel gar kontraproduktiv: Wie soll ein Kind ein gesundes Verhältnis zum Rollenverhalten eines Mannes gewinnen, wenn sein wesentlicher männlicher Ansprechpartner über einen Großteil des Tagesablaufs gezwungenermaßen das Rollenverhalten einer Frau an den Tag legt? Für Genderideologen vermutlich ein Traum, für Eltern und Kinder eher ein Alptraum, den sie zu Hause nicht mehr ausgeglichen bekommen.
Man würde etwas mehr Raufen erwarten, das in die Luft Werfen von Kindern, wie es eben Väter zu Hause auch zu tun pflegen; auch ist der Umgang von Vätern mit ihren Töchtern ein anderer als mit den Söhnen. Die Botschaft des Vaters an einen Sohn, die Frage, die der an ihn richtet und die nur der Vater beantworten kann, ist die ob er ein echter Kerl ist, während die Frage der Tochter, die nur ein Vater beantworten kann, die ist, ob sie es wert ist, dass man für sie kämpft. Dadurch unterscheidet sich die Betreuung durch Frauen und Männer ganz unabhängig davon, ob sie Windeln wechseln oder sich letztere um Singstunden lieber herumdrücken. Spiegelt sich das in der Rolle der männlichen Betreuer nicht wieder, kann deren Einsatz wie oben angedeutet auch nach hinten losgehen.
Sollte also am Ende die Kita als Ersatzlösung für die präferierte Betreuung in der eigenen Familie verbessert werden, dann wären einerseits quantitativ große Sprünge bei der Einstellung von Männern notwendig als auch eine Diskussion über die Zielsetzung, die mit diesen Einstellungen verfolgt werden soll. Wenn es nur darum geht, dass auch Männer in klassischen Frauenberufen arbeiten können, ist für unsere Kinder nichts gewonnen. In der Kita braucht es wenn schon echte Kerle Mary Poppins kann eine Frau viel besser!