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Der Fall Naidoo(s) – kein Fazit!

13. Oktober 2014 by Papsttreuer
Lesezeit 4 Minuten
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Manche Themen beschäftigen einen, man möchte als Blogger darüber schreiben, und doch fehlt einem der letzte Dreh – nicht nur, seinen Punkt rüberzubringen, sondern auch, diesen Punkt selbst zu finden. Ein Kommentator hat hier im Blog mal hinterlassen, bei manchen der Beiträge könnte man mir „beim Denken zusehen“ – ich nehme das als Kompliment und kündige schon mal an: Das hier wird so ein Beitrag.

Es geht um Xavier Naidoo, einen Sänger, dessen Stimme und Stil ich schon seit einigen Jahren mag. Ich weiß mittlerweile, dass Naidoo Mitglied der katholischen Kirche ist, ihr aber so kritisch gegenüber steht, wie es manche Atheisten nicht tun. Seinen Interviews entnehme ich einschneidende Erlebnisse seiner Kindheit, die sicher prägend gewesen sein müssen, vielleicht auch seinen Glauben in Frage stellen, nach dessen Wahrheit er sucht. Seine Texte, mal abgesehen von den kirchenkritischen Stellen, sind nachdenkenswert, seine Herkunft aus dem „Hause Moses P.“ findet sich im manchmal allzu brachialen Ton wieder, andererseits gibt es auch im Mainstream durchaus Texte, die ich meinen Kindern nicht ohne weiteres vorsingen würde. Und, um es auf die Spitze zu treiben, im Ehering meiner Frau steht „Was wir alleine nicht schaffen …“ und bei mir steht „… das schaffen wir dann zusammen“, aus dem gleichnamigen Lied von Xavier Naidoo; der Liedtext war Teil der Predigt bei unserer Hochzeit.

Jeder Suchende kann – manche schneller, manche weniger schnell – auf Abwege geraten, die die eigene Sicht so einschränken, dass man aus dem eigenen Weltbild nicht mehr herausfindet. Ist man dann noch mit ausreichendem Charisma – im Sinne von Ausstrahlung – ausgestattet, dann folgen einem Viele, was die eigene Sicht nur noch betoniert. Und in der Gemengelage eines Xavier Naidoo, den ich persönlich nicht kenne, weswegen ich an eine solche Charakterisierung auch nur vorsichtig herangehen möchte, scheint sich einiges von diesen Effekten wiederzufinden.

Aufmerksam bin ich jetzt geworden, als er sich als Libertären bezeichnete und die Zuhörer des Liedes „Die Wahrheit“ auffordert, Murray Rothbard, einen der wesentlichen Vordenker des Libertarismus, und Oliver Janich, deutscher Libertärer und Autor des Buches „Die Vereinigten Staaten von Europa“, zu lesen. Rothbars Texte kenne ich ein wenig, er hat viel Kluges, aber auch einiges Überzogenes geschrieben (für einen Christen ist seine dokumentierte Einstellung zum Thema Abtreibung mit der Menschenwürde keinesfalls vereinbar), das Buch von Oliver Janich liegt aufgrund dieser Nennung nun gerade bei mir zu Rezension auf dem Schreibtisch (gelesen habe ich es aber noch nicht).

Ist Naidoo also ein Libertärer und eignet er sich als Galionsfigur einer libertären Bewegung? Seine letzten Äußerungen und sein Interview zusammen mit Janich und den Sons of Libertas machen mich eher skeptisch: Es ist sicher ein Freiheitsdrang, der ihn zu einem Libertären prädestiniert, er hat dazu ein Sendungsbewusstsein in Richtung Gerechtigkeit und Liebe, es beeindruckt auch die Ablehnung jeder Political Correctnes von rechts oder links, aber es sind eben auch krude Theorien, die sich da breit machen und bei denen ich nicht folgen kann. Dabei wiederum fällt es mir schwer zu unterscheiden, was davon er eigentlich ernst meint, und wo er bewusst überzieht. Wenn die „Welt“ ihn zitiert

Jeder könne in der Bibel nachlesen, wie die Propheten sich das neue Zion/Jerusalem vorstellen. Eine Stadt mit Straßen ohne Namen und mit Planquadraten für die heimatlosen Stämme und staatenlosen Völker: Mannheim! Ezechiel erwähne sogar die vier Tore und den heiligen Berg, den Königsstuhl. In Mannheim seien Fahrrad und Automobil erfunden worden, jene Cherubim, von denen die Bibel künde.

… dann sehe ich eher den feixenden Jugendlichen vor mir, der sein Gegenüber erfolgreich aus dem Konzept gebracht hat als eine wirkliche gewachsene Glaubensüberzeugung – aber sicher bin ich mir da ebenfalls nicht! Dass er keine Hemmungen hat, mit seiner Kritik an Demokratie und amerikanischem Einfluss, auch in die rechte Ecke gestellt zu werden, zeichnet ihn tatsächlich aus; dafür die Bühne der „Reichsbürger“ zu wählen oder seine Botschaft mit allerlei „Verschwörungstheorien“ über die Anschläge vom 11. September 2001 zu vermengen, würde ich aber höchstens der Arglosigkeit der Tauben, weniger der Klugheit der Schlangen zuordnen, wie sie Jesus verlangt (vgl. Matthäus 10,16).

Andererseits überschlagen sich nun die Medien in entsprechenden Reflexen, in denen sie wahlweise auf seine stets getragene Sonnebrille zu sprechen kommen (nach eigenen Angaben trägt er sie wegen einer leichten Form der Epilepsie) oder seinen Glauben lächerlich machen (obiger Welt-Beitrag mokiert sich darüber, dass er den „Glauben an den Christengott und Jesus, dessen Sohn, zur einzig wahren Religion [erhebe]“, was eigentlich jeder überzeugte Christ in ähnlicher Form tun müsste und es sich heute viele nur nicht mehr trauen) um aus ihm letztlich einen „Neuen Rechten“ zu machen.

Was also ist mein Fazit? Dass ich nicht den Stab brechen möchte über einen begnadeten Soulsänger und Liedermacher, nur weil der sich politisch und welterklärerisch verrannt hat. Dass ich seine mediale Einordnung als „neurechts“ als Versuch werte, jemanden aus dem Diskurs auszuschließen, auch wenn der die entsprechende Munition dazu selbst geliefert hat. Dass ich mit den Theorien zu 9/11 und der weiteren Besetzung Deutschlands durch die Alliierten nichts anfangen kann, Xavier Naidoo aber zugestehe, erstens die richtigen Fragen zu stellen – Wie frei sind wir eigentlich, als Einzelne wie als Nation? – und ehrlich auf der Suche nach der Wahrheit zu sein. Und letztlich, dass ich bislang kein Fazit zu ziehen in der Lage bin und hoffe, dass noch mehr zu dieser Einsicht kommen.

Es gab eine Zeit, in der ein Xavier Naidoo mit Blick auf seine Auftritte bei und nach der Fußball-WM in Deutschland und die Fernsehformate „The Voice of Germany“ und „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ kaum etwas falsch machen konnte. Möglicherweise ist der „Fall Xavier Naidoo“ – auch wenn er das selbst vermutlich ablehnen würde – heute dagegen eher tragisch denn ein Fall für die Raubtierpresse. Ich wünschte mir, all das, was er verbreitet, würde entweder sachlich wiederlegt oder das, was nicht zu wiederlegen ist, Teil des Diskurses. Alles andere verstärkt ihn, und alle, die beispielsweise die Sicht der Reichsbügerbewegung teilen, nur in ihrer Einschätzung der Welt und macht sie zu Märtyrern ganz eigener Art.

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Posted in: Allgemein Tagged: Libertarismus, Xavier Naidoo

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