Die Hintergründe dessen zu verstehen, was Bewegungen wie Pegida hervorruft oder was den Hass der Islamisten befeuert, ist essentiell für unser Zusammenleben. Dabei sollten wir nicht auf den Blick in die Bibel verzichten.
Im Morgengebet bin ich heute auf die erste Lesung gestoßen. Die ist für mich auch deshalb „bewegend“, weil sie den Trauspruch meiner eigenen Hochzeit enthält, ein Klassiker, wie er im Buche steht: „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.“ Bislang sind mir die weiteren Worte dieses Abschnitts noch nie so aufgefallen, aber es lohnt sich in der Tat, sich folgenden näher anzuschauen (Erster Johannesbrief 4,11-18):
Liebe Brüder, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben. Niemand hat Gott je geschaut; wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet. Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns bleibt: Er hat uns von seinem Geist gegeben. Wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als den Retter der Welt.
Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott, und er bleibt in Gott. Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen. Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.
Darin ist unter uns die Liebe vollendet, dass wir am Tag des Gerichts Zuversicht haben. Denn wie er, so sind auch wir in dieser Welt. Furcht gibt es in der Liebe nicht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht. Denn die Furcht rechnet mit Strafe, und wer sich fürchtet, dessen Liebe ist nicht vollendet.
(Hervorhebungen von mir)
Mit Furcht ist hier offenbar eine unbegründete Angst vor Gott gemeint, die ob der eigenen Versäumnisse nicht die Liebe Gottes in Betracht zieht. So entwickelt sich eine Angst vor Gott, die uns nur weiter von ihm weg treibt und die Angst noch weiter vergrößert. Es ist entgegen der positiven Gottesfurcht eine pathologische Angst, die mit der Liebe Gottes und der Liebe zu Gott gelöst werden kann.
Der Satz „Furcht gibt es in der Liebe nicht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht.“ kann aber auch tagesaktuell betrachtet werden. Denn möglicherweise steht hinter vielem, was wir heute in der Welt an Übeln betrachten, Furcht. Damit möchte ich einzelne Sichtweisen nicht als unbegründet diskreditieren, aber möglicherweise lassen sie sich in eine andere Richtung wenden.
Wenn ich also annehme, dass Bewegungen wie Pegida sich auch aus der Furcht speisen, den eigenen Lebensstil in zunehmenden Maße bedroht zu sehen, dann bedeutet das nicht, dass diese Furcht unbegründet oder die Reaktion, auf die Straße zu gehen, unverhältnismäßig wäre. Die Einsicht, unter einer Furcht zu leiden, etwas zu verlieren, mag aber auch eine Klärung herbeiführen: Was genau ist denn mein eigener Lebensstil? Oder tiefergehend: Wie genau möchten denn die Teilnehmer (als Einzelne, nicht als Gesamtheit) ihr Leben führen, was ist das Ziel ihres Lebens … und wie wird diese Zielsetzung durch gesellschaftliche Entwicklungen bedroht?
So bleibt dann die Frage, ob denn Furcht ein guter Ratgeber ist in Bezug auf Migration, politische und gesellschaftliche Tendenzen, oder ob nicht eher die Liebe zu Gott und den Menschen ein Lebensstil sein könnte, den es zu verteidigen gilt? Es ist eine Binsenweisheit, dass die Welt komplex ist und es zunehmend schwer fällt, Hintergründe zu erkennen und für sich selbst zu bewerten. Das kann Furcht verbreiten, Furcht vor dem Unbekannten. Noch mal: Das ist nicht spießig, das ist normal, und wer heute versucht, diese Furcht als „diffuse Ängste“ kleinzureden, argumentiert im Grunde nicht ehrlich sondern entzieht sich der Auseinandersetzung.
Was also an vielen Stellen fehlen dürfte, ist die Liebe zu Gott und den Menschen, die der Furcht entgegensteht. Ob das der einzelne Pegida-Anhänger so sieht, darf wohl bezweifelt werden. Betrachtet man aber die Entwicklung aus dieser Perspektive wird deutlich, dass die Demonstranten nicht einer Ausgrenzung sondern einer Einladung bedürfen, gerade durch die Kirche.
Auch auf der anderen Seite, der der Islamisten, kann aber eine Furcht aus mangelnder Liebe festgestellt werden. Viele moslemische Gelehrte argumentieren ja damit, dass dieser Extremismus, den wir in Paris erlebt haben oder der sich im Nahen Osten breit macht, nichts mit dem Islam zu tun habe, weil der im Grundsatz – nicht anders als Jesus in der Bibel – Nächstenliebe fordere. Ich bin nicht versiert genug in diesem Thema um das abschließend zu beurteilen, und ich kenne auch die Argumente, die dieser Sichtweise widersprechen. Zweifellos liegt dem Terror und dem menschenverachtenden Handeln aber ein Mangel an Liebe zu Grunde. Damit meine ich wiederum nicht ein naives Verständnis für die Folgen einer „schlechten Kindheit“, sondern resultierend wiederum aus einer Furcht.
So lässt sich fragen – ohne übermäßiges Verständnis für die Taten zu haben, aber doch um sie zu verstehen: Wovor haben diese Leute Angst? Was hat ihre Liebe – wenn sie denn in ihrer Religion angelegt ist – so degenerieren lassen, dass die anderen Menschen den Kopf abschneiden und Kinder ermorden? Möglicherweise ist auch hier eine Furcht vor Veränderung vorherrschend. Plausibel – wenn auch nicht bewiesen – erscheint das in dem Bestreben, Mädchen und Frauen von Bildung fernzuhalten. Liegt dem nicht die Angst nach eigenem Macht- und Kontrollverlust zugrunde? Und sehen sich viele von der Weltentwicklung abgehängt, der sie einfach intellektuell oder in der Geschwindigkeit nicht folgen können?
Ich habe kürzlich geschrieben, dass der islamistische Terror – entgegen medialer Verbreitungen – sehr wohl etwas mit dem Islam zu tun hat; das heißt aber nicht, dass er sich zwingend mit dem Islam begründen lässt. Die Ursachenanalyse muss aber – das ist meine Lehre aus dem obigen Auszug aus dem ersten Johannesbrief – in Betracht ziehen, wie es zu Furcht und/oder mangelnder Liebe kommt. Damit will ich die Taten nicht rechtfertigen – es muss aber darum gehen, solche Taten in Zukunft zu verhindern, und das nicht nur polizeilich oder militärisch. Wenn wir uns auf das „christliche Abendland“ beziehen, sollten wir die uns in der Bibel zur Verfügung stehenden Mittel vielleicht nutzen.
Túrin Turambar
Mich würde die Bibelübersetzung, die sie verwenden, da >>Furcht<< meiner Erinnerung nach in der Bibel nie Angst, sondern Gottesfürchtigkeit. Letztere Bedeutung kann es in diesem Zusammenhang wohl nicht haben.
Ich finde man kann durchaus einen Mangel an Liebe im Islam selbst diagnostizieren. Dieser Gedankengang geht in eine ähnliche Stoßrichtung wie ein vorheriger Kommentar von mir.
Bei einer Liebesbeziehung geht es meist nicht darum, was man sagt (natürlich auch), sondern mehr darum, wie man es sagt. Dementsprechend kann man Sure für Sure erst einmal außen vor lassen. Wenn man sich diesen unglaublich transzendenten Gott des Islam vergegenwärtigt, wäre es illusorisch eine in gegenseitiger Liebe verbundene Beziehung anzustreben. Das scheint auch nicht das Anliegen dieses Gottes zu sein – viel mehr lässt er seinen Menschen ein Diktat übermitteln, nichts anderes ist der Koran nach Eigenverständnis. Kein Bemühen zu signalisieren, daß er mitfühlt, sich in uns hineinversetzt, für uns ist, den Weg mit uns geht – viel Gerede erst ein mal. Nun mag man einwenden, Gott sei allwissend – wir aber nicht und das wird er wohl wissen.
Stattdessen fordert dieser Gott Unterwerfung (Islam). Der Vatervergleich lässt dann mich mehr an den Großen Bruder denken, als an den Vater aus der Trinität. Aber mit letzterem haben Muslime auch ihre besonderen Probleme – vielleicht auf grund eines Mangels an Liebe, die ja auch immer Vertrauen bedeutet.
Mh dazu müsste ich einen Muslimen mal befragen: In welcher Hinsicht in ihrer Vorstellung Gott überhaupt an den einzelnen Menschen handelt?
Man bin ich altkkug.
Grüßle,
Túrin Turambar
Túrin Turambar
Ich entschuldige mich für den ersten Satz. Ganze drei Fehler und zwei davon Satzbau – mein altes Steckenpferd. Und schade: ich merke gerade, daß ich den Kommentar stilistisch schön mit einem Rekurs auf Gottesfürchtigkeit hätte beenden können.
*Mich würde die Bibelübersetzung, die Sie verwenden, interessieren, da >>Furcht<< meiner Erinnerung nach in der Bibel nie Angst, sondern Gottesfürchtigkeit bedeutet.
Papsttreuer
Lieber Túrin,
bei meinen Zitaten verwende ich in der Regel die Einheitsübersetzung. Ich war auch ein bisschen irritiert, aber so steht es da und bedeutet im Zusammenhang offensichtlich etwas anderes als die klassische Gottesfurcht als den „Anfang der Weisheit“ (z.B. Sir 1,14)
Schön, Sie auch an diesem neuen Standort des Blogs begrüßen zu dürfen!
Gottes Segen!
Túrin Turambar
Danke für die Segenswünsche.
Nun ja,
die Inhalte und Perspektiven sind ja die Gleichen und derjenige, der sie verfasst immer noch der Selbe, auch wenn Identität etwas ist, das ich noch nicht durchschaut habe, sondern schlicht hinnehme.
Vom Optischen her – es ist mit Sicherheit kontrastärmer. Das und daß man Farbfelder mit einer schwarzen Linie nicht konturiert lässt es mMn modern wirken (im positiven erfrischenden Sinne).
Aber beim Text bin ich mir nicht sicher – irgendwie ist mir der Kontrast hier zu schwach, was mir (ganz leichte) Anstrengung beim Lesen verursacht. Über weite Strecken bin ich unter dem Eindruck, die Schrift sei grau – was auch daran liegen mag, daß die Buchstaben ‚dünn‘ sind – wie Krähenfüße im Schnee.
Andererseits passt der Schneekrähenfußabdruckeindruck sehr schön zum Gesamtbild.
Grundsätzlich befindet sich diese Seite im Aufbau – so mein Eindruck, wie Sie ja auch schreiben.
Grüßle und (ich versuch’s mal) Gottes Segen.
Padua
Sechs Millionen zerfetzte Föten in denletzten vierzig Jahren fehlen, um Deutschland
am Leben zu erhalten.Manfred Spieler nennt sogar zwölf Millionen. Daher muß
die Abtreibung bekämpft werden.
Padua
Die Abtreibungen der letzten vierzig Jahre haben für ganz Europa ein demographisches Problem geschaffen. Die Pille und die massive Förderung der
Homosexualität und die Über Jahrzehnte hinweg andauernden Traumatisierten
Frauen sind den Geburtsgegner noch nicht genug um die Weißen auszurotten.
Eine künftig angebotene Sterbehilfe soll den Vernichtungsprozess zusätzlich
beschleunigen.
Papsttreuer
Sehr geehrter Padua, herzlichen Dank für den Kommentar.
Mit der Ausrottung der Weißen würde ich allerdings nicht argumentieren, dies setzte einen planmäßigen Prozess voraus, den ich in der Konsequenz nicht erkennen kann, jedenfalls nicht unter Politikern und Medienvertretern. Natürlich hängen Pille, Abtreibung und Sterbehilfe aber zusammen, insofern ist die Situation dramatisch.
Gottes Segen für Sie!