Fastenzeit: Verzichten … aber auf was?

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Es ist ja nicht so, als ob es in der Fastenzeit nicht viele Dinge gäbe, auf die man verzichten kann. Aber welcher Verzicht ist Fasten?

Scherzhaft sage ich immer, dass ich in der Fastenzeit als „großes Opfer“ auf Brokkoli verzichte – die klassische Brokkolidiät: man darf alles essen, nur kein Brokkoli, vor allem bei Kindern sehr beliebt. Das Beispiel macht aber vielleicht deutlich, dass es beim Fasten kaum darum gehen kann, auf irgend etwas zu verzichten, an dem mir sowieso nichts liegt. Wer auch sonst wenig Wert auf Fleisch legt, dem wird das Fleischfasten leicht fallen.

Und da ich mich frage, auf was ich denn verzichten sollte, noch überlege, was meine Fastenaspekte dieser heute beginnenden Fastenzeit sein sollen, kann ich das auch direkt hier im Blog tun – da ist der „soziale Druck“ vielleicht auch hoch genug, es dann auch durchzuhalten. Wobei schon dieser Begriff – „durchhalten“ – etwas aussagt. Fasten bedeutet ja, auf etwas zu verzichten, aber nicht um einfach um des Verzichts willen. Es geht darum, sich von Dingen zu lösen, die einen zu hohen Stellenwert in meinem Leben einnehmen und mich aus diesem Grund von Gott ablenken, Gefahr laufen, den Rang eines Gottes einzunehmen. Damit sollte klar sein: Wenn Fasten leicht fällt, ist es keins!

Wenn ich also auf der Suche bin nach Fastenthemen, dann solltes es Dinge sein, die einen hohen Rang einnehmen und meine Beziehung zu Gott behindern. Da fällt mir zum Beispiel ein, dass es mir immer wieder äußerst schwer fällt, mich morgens früh aus dem Bett zu quälen um zu beten. Ich weiß um den Wert des Betens, bin immer wieder froh, wenn ich ausreichend gebetet habe, und trotzdem ist es viel zu oft der Schlummer-Knopf am Wecker, der mir mehr Schlaf verspricht und über den Weg in unseren Gebetswinkel gewinnt. Nun gibt es aber auch einen Satz im heutigen Evangelium, der deutlich macht, wie Fasten auch nicht aussehen sollte:

Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.
Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.

Eins ist klar: Wenn ich zu wenig schlafe, werde ich ungenießbar für den Tag! Jetzt kann man sich vornehmen, dagegen zu arbeiten, sich zusammenzureißen, aber gegen den eigenen Biorythmus zu arbeiten verspricht wenig Erfolg. Verzichte ich also zu Gunsten des Gebets auf Schlaf, opfere ich Schlafenszeit auf, dann ist das „finstere Gesicht“ quasi vorprogrammiert. Was dem ausreichenden Schlaf aber im Weg steht ist doch der Abend vorher: diesen oder jenden Film „noch eben“ zu Ende sehen, in die Talkshow „noch eben“ reinschauen, am Ende der Nachrichten „noch eben“ der Wetterbericht – und schon ist es so spät, dass an ausreichenden Schlaf und ausreichendem Gebet gleichzeitig nicht zu denken ist.

Nun plaudere ich hier aus dem Nähkästchen meines Tagesablaufs, aber was ich deutlich machen möchte ist, wirklich auf die Suche nach dem zu gehen, was einen zu hohen Rang einnimmt im Leben. Das kann etwas Profanes wie der Fernseher sein, das kann das eine Glas Bier oder Wein zu viel sein (das vielleicht nicht mal ein gesundheitliches Problem, in der Folge aber ein geistliches Problem darstellt), das kann der Blick in die sozialen Medien wie Facebook sein – „noch eben“ schauen, was die Freunde so machen, was in der Welt vor sich geht. Die Konsequenz muss dann auch nicht sein, den Fernseher komplett abzuschalten – vielleicht ist es die viel größere geistliche Übung, dosiert zu schauen und konsequent um – sagen wir – zehn Uhr abends abzuschalten. Konsequenz muss auch nicht sein, ganz auf Facebook & Co. zu verzichten – vielleicht ist es viel herausfordernder, sich thematisch oder auf bestimmte Zeiten zu beschränken?

Für mich jedenfalls wird dieses frühe Schlafengehen sinnvoll sein. Das Fasten auf spätes Wachbleiben, auf die späte Zerstreuung durch Fernsehen und andere Medien. Das Fasten auch auf zuviel Facebook und andere soziale Medien … Das alles wird mir erstens nicht leicht fallen und zweitens auch wieder den in den Mittelpunkt meines Tages, besonders des Tagesbeginns, rücken, der da hin gehört. Dabei fällt mir ein: Womöglich wäre es nicht schlecht, in Kürze auch etwas über das Gebet in der Fastenzeit zu schreiben …

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