Die Fußball-WM 2022 in Katar soll im Winter stattfinden – das theologische Problem hat aber mal wieder keiner gesehen!
Ich glaube, es war Manfrad Lütz, der in einem seiner genialen Bücher mal den Vorschlag formuliert hat, nachdem der 25.12. als Weihnachtsfest sowieso nicht das historische Datum der Geburt Jesu gewesen sein dürfte, dieses Fest doch einfach in den Sommer (der Nordhalbkugel) zu verlagern. Damit könnten dann die säkularisierten Westler ihre Lichter- und Laternenfeste in Ruhe feiern und dabei X-mas-Gedudel abspielen, während Christen von diesem Medien- und Konsumterror unbeeinflusst das Weichnachtfest feiern könnten.
Dieser Gedanke kam mir in den Sinn, als dieser Tage die Nachricht durch die Presse ging, dass man die Fußballweltmeisterschaft 2022, die – über die Gründe wollen wir lieber schweigen – in Katar stattfinden soll, in den Winter zu verlegen, mit einem Finale vermutlich am letzten oder vorletzten Adventssonntag. Der Postillon, ein Internetsatiremagazin, hat das Thema auch direkt mit einer Nachricht aufgegriffen, der Papst habe entschieden, das Weihnachtsfest in den Sommer zu verlegen (Großartiger O-Ton: „Papst Franziskus macht dabei vom uralten Recht der Päpste Gebrauch, die Feier der Geburt Jesu Christi im Notfall auf ein geeigneteres Datum zu verlegen (ius diem natalem Domini statuendi); bisher wurde dieses Privileg lediglich von Gregor IV. im Jahre 831 angewandt, um eine terminliche Kollision mit seinem 20. Hochzeitstag zu vermeiden.“)
Die Aufregung, jedenfalls im Boulevard, war also groß: Wie soll denn das „Public Viewing“ im Winter ablaufen, da kommt doch keiner? Und Fußball und Glühwein? Passt nicht! Und wie soll eine anständige Weihnachtsstimmung aufkommen, wenn überall nur „54, 74, 90, 2014“ oder „So seh’n Sieger aus“ gedudelt wird statt die Instrumentalversion von „White Christmas“?
Nun kann man fragen, wo denn die Empörung für andere Fußballnationen geblieben ist: Südargentinier feiern seit Jahr und Tag Fußball-WM im Winter, Polarstationen am Südpol mussten zum Public Viewing immer schon die Außenbeleuchtung anschalten, konnten dagegen Weihnachten in (zugegeben) relativer Wärme verbringen. Nun ist es halt – den klimatischen Bedingungen des Austragungslandes geschuldet – anders herum. Die Empörung ist also doch eher euro- und dort vor allem einzelhandelszentriert: Klar, Fußballwimpel und schwarz-rot-goldene Flaggen lassen sich nur schwer gemeinsam mit Lametta und Christbaumkugeln verkaufen, Partyfässchen nur schwer mit Punsch … und wann soll denn bitte „Der Kleine Lord“ gezeigt werden?
Was aber an dieser Argumentation deutlich wird: Es wird uns als Christen also nichts nutzen, das Weihnachtsfest nach dem Vorschlag von Manfred Lütz dauerhaft in den Sommer zu verlegen: Alle zwei Jahre kollidiert man dann zwangsläufig tatsächlich mit einer Fußball-Weltmeisterschaft oder Europameisterschaft. Das kann auch keiner wollen! Wenn ich’s recht bedenke: Wahrscheinlich hat sich der liebe Gott was dabei gedacht, dass er uns das Weihnachtsfest in den Winter und Fußballmeisterschaften in den Sommer hat legen lassen. Insofern wäre die Verlegung der WM 2022 in die Weihnachtszeit in der Tat nicht gottgemäß! Ob sich die FIFA darüber schon mal Gedanken gemacht hat.
(Anmerkung: Ich hoffe, meine Leser verzeihen mir diesen vermutlich untauglichen Versuch des Experiments mit der Satire – aber nach meinem gestrigen „Ausbruch“ gegen einzelne deutsche Bischöfe war mir nach was Leichtem)