Wer den angeblichen Prunk des Diözesanzentrums in Limburg kritisiert, würde vermutlich auch den Limburger Dom nicht gebaut haben.
Seit einiger Zeit lese ich – abgesehen von wenigen Ausnahmen – die Onlineversion des Debattenmagazins „The European“ immer weniger. Das liegt, so möchte ich es mir zugute halten, nicht daran, dass die dort vertretenen Meinungen meiner widersprechen (sonst wäre es ja keine Debatte) sondern daran, dass ich die Argumentation oft für zu einfach gestrickt halte. Einhergehend mit einem von mir wahrgenommenen Linkstrend, der mich auch schon dazu gebracht hat, die Papierversion zu kündigen, beschränkt sich meine Lektüre weitgehend auf Autoren wie Alexander Wallasch oder Heinrich Schmitz, um bewusst zwei zu nennen, deren Meinung ich häufig nicht teile.
Herausragend aber jetzt der neue Beitrag des Herausgebers und Chefredakteurs Alexander Görlach unter dem Titel „Ein Haus voll Glorie“, der eine im Mainstream bislang wenig beachtete Komponente in die Diskussion um das Diözesanzentrum in Limburg trägt. Während sich die meisten Zeitungen und Magazine noch immer am ehemaligen Limburger Bischof Tebartz-van Elst abarbeiten und sich selbst den freien Blick auf das, was wirklich wichtig ist, verstellen, nimmt Görlach den Bischof bewusst aus dem Fokus und schaut auf das Bischofshaus als das, was es ist: Ein großartiges Bauwerk, architektonisch und stilistisch gefeiert und vor allem – anders als andere Verwaltungsgebäude, die man im Land so sieht, mit dem Anspruch gebaut, so lange stehen zu können, wie der Dom in der Nachbarschaft:
Dem Bischof gehört das Haus nicht, es gehört der Diözese. Es gehört allen Gläubigen, es gehört der Zukunft. Es ist eine Anlage in die Jahrhunderte, die noch folgen mögen bis zur Wiederkunft Christi. Zur Erinnerung: Der nebenan stehende Dom, der Hunderte von Jahren nach seiner Erbauung immer noch für seine Magnifizenz gefeiert und von vielen besucht wird, hat auch viel Geld gekostet und auch damals dürfte nicht jede Unze Gold, die zu seiner Erbauung notwendig geworden war, voll freiwilliger Freude aufgebracht worden sein.
Natürlich verschweigt auch Görlach nicht, dass bei Planung und Umsetzung offenbar nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist, dass noch zu klären sein wird, zu welchen Ungereimtheiten es gekommen ist und wer – neben dem Bischof – Verantwortung zu tragen hat. Wesentlich ist aber eins:
Doch darum geht es in der bundesdeutschen Diskussion nur vordergründig. Es wird geneidet. Der Neid aber ist eine Todsünde. Und so spricht es für die sublime Fähigkeit der Kirche, ihre Gläubigen zu ermahnen, indem sie ihnen durch diesen Bau zeigt, dass sie in all ihrer piefigen Spießigkeit nicht das Maß aller Dinge sind.
Das ist natürlich starker Tobak, in einer Welt in der man meint, nur billig sei gut, in der es das Ziel ist, den anderen möglichst zu übervorteilen – „Geiz ist geil“ lässt noch immer grüßen! In einer solchen Welt kann so ein Bischofssitz nur als Affront wahrgenommen werden. In einer solchen Welt würde aber auch der Limburger Dom nie gebaut werden, einfach weil man nicht einzusehen vermag, warum in der Architektur auch ein Lob Gottes enthalten sein kann – was aber kaum mit Plattenbau zu haben sein wird. Das hat alles wenig mit dem Bischof und seinem Geschäftsgebahren zu tun sondern mit unserem Verhältnis zum Wert der Dinge, die für Gott geschaffen sind.
Ich wünschte mir, Bischof Tebartz-van Elst hätte direkt mit offenen Karten gespielt, es sei jederzeit klar gewesen, welche Kosten der Bau verschlingen wird. Man hätte sich mit Vergleichen in anderen Bischofsstädten auseinandersetzen müssen, die auch für bischöfliche Kritiker nicht immer schmeichelhaft ausgefallen wären. Vor allem aber hätte sich die Diskussion von Anfang an auf die eigentlich wesentlichen Aspekte beschränken müssen, statt in eine Debatte über die Badewannengröße des Bischofs auszuarten: Was darf, was muss ein Haus Gottes kosten, welche Bedeutung kommt einem solchen Haus zu und sollte sich das auch in Architektur, Werthaltigkeit, letztlich Kosten wiederspiegeln?
Alexander Görlach kann man nur danken, dass er das Thema wieder auf die richtige Spur bringt, wenn ich auch wenig optimistisch bin, dass diese Richtung zum Mainstream wird.