Ob Johannes der Täufer so grausam gestorben wäre, wenn er die „Lebensrealität“ als theologisches Argument hätte gelten lassen? Siebter Gastbeitrag zur Familiensynode.
Der siebte Gastbeitrag zur Familiensynode, den ich unten wiedergebe, hat mich besonders wegen seiner Bildsprache beeindruckt. Wir sprechen und diskutieren heute darüber, ob man bestimmte Lehren nicht auch an die „Lebensrealität“ anpassen müsste … und vergessen dabei diejenigen, die in voller Überzeugung für diese Lehren in der Nachfolge Christi einstehen und eingestanden sind, dieses Einstehen vielleicht sogar mit dem Leben bezahlt haben. Ist „Lebensrealität“ also ein theolgisches Argument? Harald Stollmeier, selbst Blogger, sieht das deutlich anders:
Der Schatz der Gnade – Gedanken zur Familiensynode
Im Vorfeld der Familiensynode sprechen in Deutschland viele Menschen von einem Paradigmenwechsel. Konkrete Forderungen nach Segnungen für gleichgeschlechtlich Paare und Sakramentenzulassung für wiederverheiratete Geschiedene und noch manches andere liegen auf dem Tisch, begründet zumeist mit der Lebenswirklichkeit der Menschen, denen die Lehre unserer Kirche, wie sie im Katechismus steht, nicht mehr plausibel erscheint. Je öfter ich diese Berufung auf die Lebenswirklichkeit lese, desto öfter sehe ich eine Schüssel vor mir, in der ein abgetrennter Kopf liegt. Wenn Johannes der Täufer mit seinem konservativen Eheverständnis die Lebenswirklichkeit für ein theologisches Argument gehalten hätte, wer weiß, vielleicht wäre er erst Jahrzehnte später gestorben, und zwar mit Kopf dran.
Ich habe tiefes Mitgefühl mit den Menschen, die nach einer gescheiterten Ehe mit ihrer neuen Liebe christlich leben wollen, und beinahe noch tieferes mit Christen, die nur Menschen des gleichen Geschlechts lieben können. Ich bin deshalb zutiefst einverstanden mit der Suche nach Lösungen für sie, nach Wegen, sie in der Gemeinschaft der Kirche zu halten und in der Liebe Gottes.
Aber diese Wege müssen biblisch begründet sein. Wenn man die Autorität für eine Segnung nicht aus der Bibel hat, welchen Wert hat dann der Segen? Wir sind Erben der göttlichen Gnade, eines kostbaren Schatzes, und vielleicht ist noch ein Teil davon auszugraben. Aber lasst uns das mit dem Pinsel des Archäologen tun und nicht mit der Brechstange des Grabräubers. Heiliger Johannes der Täufer, bitte für uns.
Ich finde, aus diesem Text spricht viel Bejahung auch der Sünder heraus, die wir letztlich alle sind. Lösungen müssen gefunden werden, aber ein Zurückweichen hinter den Erfahrungsschatz der Bibel darf es nicht geben. Danke daher noch mal an Harald Stollmeier für diesen so dichten Text!
Und wie immer an dieser Stelle mein Aufruf an Sie, liebe Leserinnen und Leser, mir Ihre persönlichen Statements, Zeugnisse, Erfahrungsberichte oder ähnliches zu dem Thema zukommen zu lassen (am besten per Mail). Ich selbst profitiere von der Lektüre und ich nehme an, so werden es auch die anderen Leser tun!
Und weiterhin gibt es für jeden veröffentlichten Beitrag (wie gesagt, ich bin da nicht „knauserig“ behalte mir aber das Aussortieren vor) eine der beliebten PAPSTTREUERBLOG-Basecaps. Die Kappe für Herrn Stollmeier ist schon auf dem Postweg und noch habe ich ausreichend davon zu Hause!
Pirkl
Zur Zeit lese ich die Biografie von Chambers über Thomas Morus. Daher denke ich bei der Lebenswirklichkeit von Ehe und Familie nicht nur an Johannes den Täufer und dessen Kopf, sondern auch an diesen großen Staatsmann, Familienvater, Humanisten und Patron der Politiker. Dass sich die Lebenswirklichkeit der Ehe gerade in seiner Zeit in England so drastisch änderte, gab ihm nicht nur Anlass, darauf hinzuweisen, dass Menschen göttliche Gesetze nicht ändern können, sondern auch darauf, dass sie hierfür keine Mehrheit haben, da Gott und die Heiligen im Himmel immer zahlreicher seien. Das Argument mit der diesseitigen Lebenswirklichkeit offenbart also einen Dimensionsverlust, der nicht weniger als das ewige Leben umfasst. Wenngleich More Verständnis hatte und niemanden deshalb verurteilte. „Schade“, würde Sir Thomas More mit einem Augenzwinkern sagen, „ich hätte euch alle gerne im Himmel wiedergesehen, damit wir dort zusammen fröhlich sind“. In der Tat ein kostbarer Schatz.
akinom
Vor Jahren hatte ich an einem „Segnungsseminar“ teilgenommen, geleitet von einem evangelischen Pastor, der nach meiner Überzeugung „katholischer“ war, als unsere ganze Pfarrei. Dadurch angeregt, habe ich mir im Alltag das Segnen angewöhnt, besonders das Segnen derer, die vermutlich „SEINER Barmherzigkeit am meisten bedürfen“., z. B. erschreckend tätowierte Menschen. Nichts spricht offenbar auch gegen die Segnung homosexueller, lesbischer oder auch wiederverheiratet-geschiedene Menschen. Das kann ich ebenso gut und gültig wie jeder Priester oder Laien aller Konfessionen. Was aber gar nicht geht, ist, Lebensgemeinschaften zu segnen, die nach katholischer Lehre und biblischer Tradition sündhaft sind und dies auch noch eine einer Form zu praktizieren, die sakramental zu sein scheint.
Unter Fürsprache des Heiligen Johannes des Täufers und des Heiligen Thomas Morus empfehle ich im Hinblick auf die Familiensynode angesichts aller „Lebensrealitäten“ die Teilnahme an „Segnungsseminaren“.
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[…] (ursprünglich erschienen als Gastbeitrag bei PAPSTTREUERBLOG) […]