Petrus und Paulus sind großartige Beispiele des Apostolats – trotz oder gerade wegen Ihrer Fehler.
Wenn man zu Hause eine Petra – meine Frau – und einen Paulus – meinen Sohn – hat, kommt man an diesem Hochfest der Apostel Petrus und Paulus natürlich nicht vorbei. Und man ist immer wieder erstaunt über die Auswahl, die Gott da getroffen hat bei diesen Beiden: Petrus, der Fischer, ein Kerl wie er im Buche steht, aber vermutlich nicht der Hellste, noch dazu aufbrausend und – zumindest nicht selten – immer einen Tick neben der Wahrheit liegend. Paulus, der die Kirche verfolgt hat, in seiner Zeit als Saulus eher ein Schlächter denn ein Menschenfreund. Und auch – von ihm selbst immer wieder bekundet – mit nicht wenigen Schwächen behaftet.
Und diese beiden bildeten also nach Jesu Himmelfahrt und nach Pfingsten das Fundament unserer Kirche? Heute würde man sagen: Ein Wunder, dass das erfolgreich war. Und als Christen können wir dem nur zustimmen: Ein Wunder! Gottgewirkt! Denn die Voraussetzungen waren alles andere als gut, dass man mit diesem Team eine weltumspannende Religion verbreiten könnte. Und trotzdem hat Gott sie ausgewählt, was uns beruhigen oder auch beunruhigen kann:
Beruhigen, weil uns mit diesen beiden und ihrer Geschichte vor Augen deutlich wird, dass Gott auch uns gebrauchen kann. Ich selbst habe jede Menge Schwächen, führe ein Leben, bei dem ich alle paar Wochen zur Beichte gehe und keine Not habe, dass mir eine Sünde einfällt. Ich bin weder theologisch noch philosophisch geschult, geschichtlich kein besonderer Kenner, fuchse mich in Kirchenthemen immer wieder rein, die andere aus dem Effeff beherrschen. Ich bin nicht besonders charismatisch, kein Typ, der Parties rockt oder selbst auf andere Gruppen zugeht. Manche meinen, ich könnte ganz gut schreiben, aber mein Buchprojekt hängt seit Wochen und zu einer Karriere in diesem Umfeld fehlt nicht nur Initiative sondern wohl auch der letzte notwenige Funken Talent. Und mit so jemandem kann Gott etwas anfangen? Ja, kann er!
Dafür sind nicht nur die beiden heute gefeierten Apostel der Beweis sondern die vielen Tausend Heiligen durch die Geschichte – teilweise gebrochene Existenzen, von den man nicht angenommen hätte, dass sie etwas Besonderes erreichen würden. Aber Gott hat sie und uns alle geschaffen nach seinem Bild. Er liebt uns und sieht vor allem die Dinge, die wir können, zu denen auch die Dinge gehören, die wir noch nicht können und die Einsicht in die Dinge, die wir nie können werden. Für Gott ist alles möglich: Heute über eine Milliarde Christen auf der Welt bei einem versprengten Häuflein Apostel zu Beginn vor zweitausend Jahren sollten Beweis genug sein!
Aber die Geschichte von Petrus und Paulus kann auch – natürlich in einem positiven Sinne – beunruhigen. Denn mein eigenes Unvermögen, meine Unkenntnis und meine mangelnden kommunikativen Fähigkeiten, meine Unfähigkeit mich konsequent den Anfeindungen des Widersachers und seinen Versuchungen zu erwehren, sie sind auch eine willkommene Ausrede! Lass mich mal machen, in meinem bescheidenen Maßstab bleiben, mein einfaches Leben weiter führen. Als Petrus nach der Auferstehung Jesu fischen gegangen ist, bevor er ihn am See wieder gesehen hat und ihm seine Liebe bezeugt hat – das ist die Situation, in der ich nicht selten stecke. Meine Schwächen und Sünden, mein ganz persönlicher Verrat an Jesus, sind mir bewusst, da verkrieche ich mich doch lieber in irgendwelche Alltäglichkeiten, die ich zu beherrschen meine. Kirchengeschichte zu machen – und dazu sind wir alle aufgefordert – geht anders!
So sind Petrus und Paulus für mich Heilige, die deutlich machen, dass auch ich gefordert bin: Gott braucht mich, er will mich und meine Talente nutzen, um sein Reich auf Erden aufzubauen. Und sie sind der Beweis, dass er mit seiner Auswahl immer Recht hat: Nicht Gott täuscht sich in uns, wir selbst täuschen uns in uns selbst, wenn wir meinen, keinen Beitrag leisten zu können. Weltlich gesehen mag dieser Beitrag klein sein, für Gott ist er aber entscheidend!