Statt die Arbeit wiederaufzunehmen möchten wohl die meisten den Jahresurlaub noch einige Wochen verlängern. Aber Arbeit verleiht dem Menschen auch Würde.
„Alles besser als Arbeit“ ist ein teilweise geflügeltes Wort, dass mancher scherzhaft für Seminare oder Besprechungen parat hat. Besser irgendwo rumsitzen, als wirklich arbeiten zu müssen, besser – sowieso – Urlaub zu haben, als zu „malochen“. Aber wäre es für den Menschen wirklich gut, wenn er nicht mehr arbeiten würde?
Zu dem Thema hat der Papst am Mittwoch in seiner Katechese – in Nachfolge zum Thema „Feiern“ als wesentlicher Aspekt des Familienlebens – gesprochen. Und er macht deutlich, dass die Arbeit nicht nur notwendiges Übel sondern auch in der Schöpfung angelegt ist (Zitate hier wie im Folgenden von Zenit):
Im Buch der Genesis wird das Thema der Welt als ein gartenähnliches Zuhause, das dem Menschen anvertraut ist, damit er es bebaue und hüte (Gen 2,8.15), von einem sehr bewegenden Passus eingeleitet: „Zur Zeit, als Gott, der Herr, Erde und Himmel machte, gab es auf der Erde noch keine Feldsträucher und wuchsen noch keine Feldpflanzen; denn Gott, der Herr, hatte es auf die Erde noch nicht regnen lassen und es gab noch keinen Menschen, der den Ackerboden bestellte; aber Feuchtigkeit stieg aus der Erde auf und tränkte die ganze Fläche des Ackerbodens“ (Gen 2,4b-6a). Das ist keine Romantik; es ist Gottes Offenbarung: Bei uns liegt die Verantwortung, diese Worte zu begreifen und unsere Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.
Diese Beschreibung, auch der Hinweis, dass es sich bei der Heiligen Familie um eine Arbeiterfamilie gehandelt hat, sollte den Wert der Arbeit klären und deutlich machen, dass wir, wenn wir nicht arbeiten, nicht schöpfungsgemäß handeln, unsere Würde als Gottes Geschöpfe ablehnen.
Der eine Aspekt dabei ist der, selbst nicht arbeiten zu wollen. Hierzu zitiert der Papst passend den Apostel Paulus:
Paulus ermahnt die Christen: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“ (2 Thess 3,10). Das ist doch eine gute Abmagerungskur: du arbeitest nicht und isst nicht! – Der Völkerapostel verweist ausdrücklich auf die falsche Frömmelei einiger Gemeindemitglieder, die letztlich nur auf Kosten ihrer Brüder und Schwestern leben und „alles Mögliche treiben, nur nicht arbeiten“ (2 Thess 3,11). Arbeit und Geistesleben stehen in der christlichen Weltanschauung nicht im Gegensatz zueinander. Es ist wichtig, dass wir das verstehen! Arbeit und Gebet können und müssen harmonisch nebeneinander existieren, wie der heilige Benedikt uns lehrt. Mangel an Arbeit schadet dem Geist, genau wie Mangel an Gebet dem praktischen Leben schadet.
Die Kurzform „Ora et labora – Bete und arbeite“ wird in diesen Sätzen erläutert. Es ist, wenn man so will, nicht nur unsere gesellschaftliche Pflicht, nicht auf Kosten anderer zu leben, es ist auch für unser leibliches wie geistliches Leben wichtig, einer Arbeit nachzugehen, und darüber selbstverständlich das Beten nicht zu vergessen. Vermutlich sind die Gefährdungen da unterschiedlich verteilt: Der eine versäumt über das was ich operative Hektik nennen möchte, was durchaus auch Aktivitäten der Evangelisierung sein können, das Gebet, der andere vergeistigt und vernachlässigt den eigenen Bedarf an Arbeit. Insofern ist es wichtig und gerade für eine hektische Arbeitswelt bedeutend, auf die Notwendigkeit der Arbeit einerseits, aber auch auf das Gebet andererseits hinzuweisen.
Der andere Aspekt ist aber für viele auch der, keine Arbeit zu finden. Gerade hier besteht die Gefahr, dass Menschen ihre Würde verlieren, wenn sie nicht „freiwillig“ nicht arbeiten, sondern realisieren, dass die Arbeit, die sie anbieten, nicht gebraucht wird. Der Papst sagt dazu:
Arbeit – ich wiederhole, in ihren unterschiedlichsten Formen – gehört zur menschlichen Person. Sie ist ein Ausdruck der Würde des Menschen, der als Ebenbild Gottes geschaffen wurde. Deshalb sagen wir, dass Arbeit heilig ist. […] Es stimmt mich traurig zu sehen, dass viele Menschen keine Arbeit haben, keine Arbeit finden und ihnen die Würde fehlt, ihr Brot nach Hause zu bringen. […] Arbeit ist heilig, Arbeit verleiht einer Familie Würde. Wir müssen dafür beten, dass in keiner Familie die Arbeit fehlt.
In der Tat wird der Umstand der Arbeitslosigkeit meist nur unter dem Aspekt der Kosten für die Gesellschaft gesehen: Wer keine Arbeit findet erhält in Deutschland Arbeitslosengeld und schlittert von da aus immer mehr in die Abhängigkeit von Sozialsystemen. Die Frage der Finanzierbarkeit ist aber im menschlichen Sinne nicht die dringlichste, sondern die nach der Würde der Menschen, die keine Arbeit finden, das Gefühl erlangen, nicht gebraucht zu werden und ihre Familie nicht ernähren zu können. Damit gehört die Frage, wie Menschen in Lohn und Brot gebracht werden können, nicht nur zur Finanzpolitik sondern vor allem in den Bereich der Seelsorge, die die Politik oder eine Regierung kaum übernehmen kann.
Wer das Zitat oben aufmerksam gelesen hat, dem werden die zwei Lücken aufgefallen sein. In denen sagt der Papst folgendes:
[… dass Arbeit heilig ist.] Und darum stellt die Verwaltung der Arbeitsplätze eine große menschliche und gesellschaftliche Verantwortung dar, die man nicht den Händen einiger weniger anvertrauen oder einer vergötterten „Marktwirtschaft“ überlassen kann. Wer einen Verlust von Arbeitsplätzen verursacht, fügt der Gesellschaft einen schweren Schaden zu. [Es stimmt mich traurig …] [… nach Hause zu bringen.] Und es freut mich immer sehr, wenn ich sehe, dass eine Regierung sich Mühe gibt, Arbeitsplätze zu schaffen und versucht, allen eine Arbeit zu geben. [Arbeit ist heilig …]
Es wird niemanden wundern, dass ich mit diesen Hinweisen so nicht einverstanden bin: Der Markt, so meine Überzeugung, ist der Garant dafür, dass Arbeit tatsächlich in maximal möglicher Menge angeboten wird. Arbeitsbeschaffungen außerhalb des Marktes, Arbeitsplatzerhalte gegen die Mechanismen des Marktes führen am Ende zu größeren finanziellen Verlusten und einer noch größeren Krise. Und eine Regierung … nun ja, ich kenne keine Regierung, die außerhalb der Staatswirtschaft in der Lage gewesen wäre, Arbeitsplätze zu schaffen. Arbeitsplätze werden von Unternehmern und verantwortlichen Unternehmenslenkern geschaffen, nicht von einer Regierung. Die kann Rahmenbedingungen setzen, deren beste aber immer noch ist, diejenigen in Ruhe zu lassen, die ein Unternehmen aufbauen, vergrößern und damit Arbeitsplätze schaffen wollen.
Ansonsten stimmt aber, was der Papst sagt, dass nämlich die Arbeit heilig ist, die Arbeit die Menschenwürde mitprägt und diejenigen, die für die Schaffung, den Erhalt oder auch die Reduzierung von Arbeitsplätzen verantwortlich sind, sich dessen auch bewusst sein sollten. Geld, finanzieller Erfolg ist eben nicht alles!
Bleibt die Frage, welche Rolle, neben den Arbeitern und Angestellten, die Familien in diesem Thema spielen? Der Papst dazu:
Für christliche Familien stellt diese Konjunktur eine große Herausforderung und zugleich eine große Mission dar. Christliche Familien führen die Grundsätze der Schöpfung Gottes ins Feld: die Identität und das Bündnis von Mann und Frau, die Zeugung von Kindern, die Arbeit, die die Erde zähmt und für Menschen bewohnbar macht. Der Verzicht auf diese Grundsätze ist eine sehr ernsthafte Sache, und in den Wänden unseres gemeinsamen Hauses zeigen sich schon viel zu viele Risse! Es ist keine leichte Aufgabe. Manchmal kann es den Familien vorkommen, als seien sie wie David vor Goliat… aber wir wissen auch, wie jener Kampf ausging! Man braucht Glauben und Mut. Möge Gott uns gewähren, dass wir in Freude und Hoffnung seinen Ruf annehmen, in diesem schwierigen Augenblick unserer Geschichte: den Ruf zur Arbeit, die einem Menschen und seiner Familie Würde verleiht.
Darum geht es, darum ist das Thema Arbeit nicht nur für den Einzelnen sondern für die Familien wichtig: Die Arbeitswelt prägt die Familien und die Familien sollten die Arbeitswelt mit ihren Bedürfnissen und ihren berechtigten Ansprüchen prägen. Wiederum ist es beides, was zusammengeführt werden muss: Die Würde der Arbeit – durch das Vorhandensein von Arbeitsplätzen und deren Erhalt – und die Würde der Familie als Ort der Liebe, des Bündnisses von Mann und Frau, auf Kinder hin geordnet. Beides zusammenzuführen, das überfordert den Einzelnen und – das möchte ich hinzufügen – das überfordert auch jede Regierung dieser Welt. „Glauben und Mut“, dass sind wohl die Zutaten, die notwendig sind, um die Herausforderungen, die dieser Spagat bedeutet, bestehen kann.
„Wir müssen dafür beten, dass in keiner Familie die Arbeit fehlt.“ – Wenn dieser Vorschlag von allen Christen, den Arbeitnehmern und den Unternehmern beherzigt wird, dann wird – natürlich – Gott an unserer Seite stehen. Aber wir werden auch unser Herz ändern, dass es die Würde der Arbeit wieder besser erkennen kann: In ihr weder eine unzumutbare Belastung zu sehen noch das Fehlen von Arbeit einfach so zu akzeptieren und die Würde der Menschen, die keine Arbeit haben auf’s Spiel zu setzen.
akinom
„Hilf, Herr meines Lebens, dass ich nicht vergebens, dass ich nicht vergebens hier auf Erden bin!“ Diese Liedzeile hatte mich einmal bis ins Tiefste erschüttert. Kann es etwas Schrecklicheres geben? Ich machte mich dann auf die Suche nach meinem „einzigen Talent“. Es heißt übrigens „Vertrauen“ und hat mich sicher vor einer ernsten psychischen Erkrankung bewahrt. Auf diesem Hintergrund lässt sich vielleicht meine Betrachtung über „Miss Wirtschaftswunder“ nicht als reine Spinnerei verstehen.
„Miss Wirtschaftswunder“
Stellen gibt es so viele, wie es Menschen gibt. Und jeder hat die Befähigung, seine Stelle gut auszufüllen. Sagt einer wirklich Ja zu seinem Beruf, so wird garantiert, dass sein Leben gelingt dass er sich selbst verwirklicht, dass er glücklich wird! Abhängig ist dies von keiner Währung, keiner Konjunkturlage, keiner Regierung. Eine Utopie? Nein! Hier fehlen auch nicht etwa die Anführungsstriche. Es ist wirklich das „Ei des Kolumbus“!
„Erfinderin“ der Lösung des Problems der Arbeitslosigkeit – heute scheinbar das drängendste aller Probleme – ist Theresia von Lisieux. Die Kirchenlehrerin könnte sich als Dozentin für Wirtschafts-, Sozial- und Arbeitspolitik als „Miss Wirtschaftswunder“ erweisen, die einen Ludwig Erhardt weit in den Schatten stellt. Das Verblüffende ist, dass sich ihre ganze Wissenschaft in einen Fünf-Worte-Patentlösung zusammenfassen lässt. Sie lautet: „Mein Beruf ist die Liebe!“
Diese Patentlösung – so sie denn gelebt wird – funktioniert wirklich. Die Regenten in diesem „Wirtschaftswunder-Land“ lassen sich von jedem wählen und erlangen schon mit einer einzigen Stimme die absolute Mehrheit. Ihre „Wahlgeschenke“ sind Wunder, besonders die kleinen Wunder des Alltags, für die die Wählerinnen und Wähler ihre Augen besonders schärfen müssen. Auch das lernen sie bei ihrer „Dozentin“: Die Regenten heißen Christus König und Maria Königin.
Dass der Liebesberuf wirklich lebbar ist, hat Theresia mit ihrem erfüllten Leben bewiesen und in ihrem „kleinen Weg“ dokumentiert. Als weiterer „lebendiger Beweis“ drängt sich Mutter Teresa auf, die nicht nur ihren Namen, sondern auch ihren Beruf von der großen kleinen Heiligen aus Lisieux übernommen hat. Mutter Teresa hat vielleicht für die heutige Zeit noch sichtbarer gemacht, was der Beruf Liebe bewirkt: Vor laufenden Kameras ist dies für die ganze Welt – für Gläubige und Nichtgläubige – durch die Verleihung des Friedensnobelpreises deutlich geworden.
Ja. Theresia von Lisieux und Mutter Teresa. Aber alle? Ja, alle können diesen „Full-time-job“ Liebe leben. Er verspricht keine Absicherung durch dicke Banknoten und Versicherungen. Doch verspricht er Glücklichsein, Gelassenheit, Freiheit. Einzige Voraussetzung ist, loszulassen was belastet und sich zu öffnen für den, der Liebe ist: Christus und auf die zu schauen, die ihn in innigster Liebe empfangen und ein Leben lang begleitet hat: Maria.
Es gibt keinen Akkord, keine Leistungsprämien. Im Gegenteil: Alles was im Hauruck-Verfahren und mit Gewalt versucht wird, funktioniert nicht. Einige
Beispiele: Wenn ich erlittenes Unrecht einer liebenden höheren Gerechtigkeit überlasse, belastet mich kein Gedanke an Vergeltung. Wenn ich meine Sorgen von gestern und übermorgen meiner liebenden „Regierung“ überlasse, kann ich mich auf das Abenteuer des JETZT einlassen. Wenn ich mich nicht ablenke vom Leben, kann ich leben. Wenn ich liebend auf das jeweilige Du schaue, werden meine Probleme unwichtig. Wenn ich nicht auf den Lohn schaue, werde ich nicht arbeitslos. Wenn ich meine Süchte loslasse, werde ich frei und unabhängig vom Putzen, vom Kochen, vom Haben-wollen, vom Leisten-müssen, vom Fernsehen, vom Essen, vom Rauchen, vom Stress… Wenn ich innerlich frei und gelassen werde, lebe ich „SEINEN Frieden“, werde ich – mit wenigen medizinischen Ausnahmen – nicht seelisch krank. Ja, selbst das Kreuz – und Theresia verspricht kein Zuckerschlecken – wird nicht unerträglich. Es ist ja ein riesiger Unterschied, ob mir etwas aufgezwungen wird, oder ob ich etwas aus Liebe tue, trage und ertrage.
Ganz sicher können wir sein, dass die von uns gewählte „Regierung“ für alles sorgt, was wir wirklich brauchen. Losgelöst und gelassen können wir ihr diese Sorge überlassen, allerdings auch die Entscheidung darüber, was es ist, was wir wirklich brauchen: Wenn wir sieben Euro brauchen, werden wir sieben Euro bekommen und mit Sicherheit keine acht, aber auch keine sechs. Wenn wir zu schwach sind, Liebe zu leben ohne Gesundheit, werden wir Gesundheit bekommen. Wenn wir zu schwach sind, den Beruf Liebe zu leben ohne einen gewissen Wohlstand, werden wir auch ihn bekommen. Wenn wir 20 Jahre brauchen, um den Beruf der Liebe zu erlernen, werden wir 20 Jahre bekommen; wenn wir dazu 80 Jahre brauchen, werden wir 80 bekommen.. Aber lebbar und erlernbar ist er für jeden, sogar für Ungläubige. Auch sie können sich in ihrem Leben und in ihrem Alltag immer mehr an das herantasten, was Liebe ist. Und in der Liebe begegnen sie Gott, auch wenn sie es nicht wissen. Das wurde der ungläubigen Welt durch die Bilder von Mutter Teresa offenbar. Wer Augen hatte zu sehen, der konnte sehen!
Theresia hat das mit ihrem „Kleinen Weg“ so formuliert:
* Mich selber größer zu machen ist unmöglich! Ich muss mich ertragen, wie ich bin.
* Es ist nicht nötig, durch mein eigenes Bemühen zu wachsen.
* Jesus verlangt von mir keine großen Taten, sondern Hingabe und Dankbarkeit
* Ich habe kein anderes Mittel, um Gott meine Liebe zu beweisen, als aus Liebe zu ihm auch die aller kleinsten Dinge zu tun.
* Ich bin mir meiner Nichtigkeit bewusst und erwarte alles von Gott.
* Ich lasse mich wegen meiner Fehler nicht entmutigen