7 Comments

  1. Matthias Schrader

    Mir gefällt in diesem Zusammenhang der m.E. zuerst von Michael Klonovsky geprägte und verwendete Begriff der „Lückenpresse“. Natürlich sind Zeitungen Unternehmen, die auch Gewinn erwirtschaften sollen. Soll dieses aber auf Kosten und zu Lasten der Wahrheit gehen? Man kann jetzt mit Pilatus fragen: Was ist Wahrheit? Und ich weiß auch, das Wahrheit auch mit Wahrnemung zu tun hat. Bei vielen Presseartikeln in diesem Jahr hatte ich aber den Eindruck, dass wissentlich (der Jurist nennt so etwas vorsätzlich) Fakten verschwiegen oder sogar falsch dargestellt wurden. In solchen Fällen spreche ich dann nicht mehr von Lücken sondern von Lügen bzw. Manipulation. In diesem Sinn hoffe ich auf ein besseres neues Jahr. Ich fürchte aber, dass es diesbezüglich nicht besser wird.

  2. Andreas

    Ich finde man sollte klare Sachverhalte auch klar benennen. OK sagen wir nicht Lügenpresse, wenn dieser Terminus in der Hauptsache von eher unerfreulichen Gestalten geprägt wurde.

    Einerseits.

    Wenn Tagesschau, Tagesthemen, Heute und Heute Journal bspw. nicht über die m.w. im Nachkriegsdeutschland erstmalig vorgekommene, gezielte Verfälschung einer Wahl berichten, dann passt der Begriff Lüge ja nicht so richtig.

    Und es ist ja nicht gelogen, wenn der Umfang und die Art der Berichterstattungen über z. B. HOGESA-Gewalttaten eine andere ist, als z. B. die linken Gewalttaten zuletzt in Leipzig.

    Und wenn in den Medien zum Thema Flüchtlinge hauptsächlich Bilder von Familien mit Kindern gezeigt werden, statt von den weit überwiegend ankommenden jungen Männern ist das zwar gezielte Manipulation, aber noch nicht gelogen.

    Aber nehmen wir den Fall Pirinci. Der Satz mit den Vernichtungslagern fiel als Reaktion auf die Äußerung eines CDU-Politikers, der einem Bürger der gegen dessen Flüchtlingspolitik war entgegegnete, man könne ihn ja leider nicht in ein Lager sperren.

    In den Medien wurde daraus, Pirinci habe Vernichtungslager für Flüchtlinge gefordert.

    Das ist schon eine Lüge, oder ?

    • Papsttreuer

      Danke für den Hinweis: Allerdings haben sich nach meinem Empfinden schon die meisten Medien an die Wahrheit im Fall Pirinçci gehalten. Manche hatten zunächst reflexartig und in Unkenntnis der Sachlage die Interpretation von „Vernichtungslagern für Flüchtlinge“ angeschlossen, dies aber später korrigiert. Hier machte eher die Formulierung die Problematik aus, weil mit Überschriften häufig anderes suggeriert wird, als dann im Text steht. Derartiges zu sehen und die Medienschaffenden nicht von vorneherein als Verkünder der Wahrheit zu sehen, gehört für mich heute zur Medienkompetenz. Schöner wär’s anders, aber von „Lügenpresse“ – in dieser Art pauschalierend – würde ich auch hier nicht sprechen.
      Gottes Segen!

    • Andreas

      wie gesagt, der Begriff Lügenpresse scheidet ob seiner Urheber ja sowieso aus und würde in dieser Pauschalität dem Sachverhalt auch nicht gerecht werden.

      Ob „die meisten“ Medien korrekt berichteten oder nur „unrichtige“ Überschriften verwendeten, fände ich bei der Vielzahl derselben schwierig zu beurteilen.

      Einen Anhalt finde ich aber in der Tatsache, dass viele „Korrekturen“ erst durch die Tätigkeit des Herrn Steinhöfel bedingt waren.

      Übrigens, man würde eigentlich immer auch von Lüge sprechen, sobald jemand gezielt Teile einer Information weglässt, oder nicht? Gilt das für Medien nicht?

      Den Begriff der Lückenpresse von Michael Klonovsky finde ich auch recht passend.

      Wobei, das geräuschvolle Beschweigen der Ereignisse in Bremerhaven und vor allem aber die Einschaltung ehemaliger Stasi-IM durch den Bundesjustizminister in neuerliche Überwachungstätigkeiten, eigentlich eine Ungeheuerlichkeit, bar jeden Diskurses in den Medien, sind für mich eigentlich Zäsuren in der Berichterstattung.

      Reicht es da, Medienschaffende nicht als Verkünder der Wahrheit zu sehen?

  3. Anton Vogel

    Ja das ist ein sehr difizieles Thema ! Wie sehr, das sieht man auch an den Kommentaren hier. Da werden eben bereits Begriffe von Vorn Herein verworfen, weil sie aus „der falschen Ecke “ kommen…..
    Eines muss ich aber fragen : Wo beginnt Lüge oder falsche Berichterstattung ? Bei (bewusst ?) falschen Überschriften ? Beim weglassen relevanter Fakten ? Beim bewussten setzen von Prädikaten wie „Ausländerfeindlich“ „Rechtspopulistisch“ „Links-Grün “ „Lügenpresse “ ?
    Ein Freund schrieb mir dazu vor ein paar Tagen :
    „Wen in den Medien Tatsachen verschwiegen werden, wenn Ereignisse einfach totgeschwiegen werden, ist das dann nicht so etwas wie eine Straftat durch Unterlassung ( Im StGB z.B. Töten durch Unterlassung…) ? Ist das nich genau so schlimm wie verdrehen und Lügen ? “
    Ist eben ein weites Thema………….

  4. Konrad Kugler

    Lügenpresse mag ich schon deswegen, weil dieses Schlagwort [im Hirn] anständig weh tut. Sogar in meinem.
    Das „Lügen“ setzt sich aus verschiedenen Verhaltensweisen zusammen, die alle aber nur täuschen sollen.
    Wenn eine Zeitung, die bei den Memminger Prozessen Anti-Reklame gegen die Vernunft machte, nun regelmäßig den Marsch für das Leben in Berlin in der Berichterstattung unterschlägt, dann ist das logisch. Aber unseriös.

  5. Andreas

    Leider schneller als gedacht, ist das Thema wieder da. In der Sylvesternacht kam es am Kölner Hauptbahnhof zu massiven sexuellen Übergriffen auf etwa 30 Frauen, die gleichzeitig bestohlen wurden. WDR und RP beschreiben die Täter als „Männer“, die WAZ beschönigt die massiven Übergriffe, die ich hier gar nicht beschreiben möchte, als „Antanztrick“. Die herkunft der Täter wird generell verschwiegen.

    Eine umfassendere Darstellung habe ich auf der Seite von Michael Klonovsky gefunden.

    Wer hilft mir mit einem anderen Begriff als Lügenpresse ?

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