Wenn wir über Weihnachten reden, kommt das Wesentliche oft zu kurz. Auch bei mir, und ich versuche, mich zu bessern.
Bei so manchem Pfarrer gibt es eine Unsitte – nämlich die weihnachtlichen Messen, besonders die Predigten, als eine Best-of des Jahres zu sehen. Der Grund ist klar: Wenn schon mal das Haus voll ist, dann muss auch alles raus, was über das Jahr so angefallen ist. Das dabei dann in den Predigten zu viel Pathos im Spiel sein könnte und der eine oder andere „Zuhörer“ die Seitenhiebe auf die Gesellschaft vielleicht doch eher persönlich nimmt? Sei’s drum, wo gehobelt wird …
Und darum wird es in diesem Jahr auch bei mir weder ein Best-of noch einen Jahresrückblick geben. Derartiges habe ich in den vergangenen Jahren immer wieder mit viel Aufwand versucht, gelesen haben es am Ende aber nur Wenige: Es ist eben doch nicht so interessant, was der PAPSTTREUE über das Jahr für am interessantesten gehalten hat.
Irgendwo las ich – oder war es ein Lied? – in Bezug auf die Geburt Jesu, auf die Darstellung Jesu in der Krippe, die Aufforderung: „Bedenke nicht, nein staune nur!“ (Vielleicht lautet das Zitat auch anders, ich habe nämlich bei Google nichts dazu gefunden). Das kann vielleicht die Herausforderung zu Weihnachten sein: Natürlich gibt es jede Menge weltlicher Ablenkungen, die einen von der wahren Bedeutung des Weihnachtsfestes abbringen können. Vielleicht gibt es aber auch geistliche Ablenkungen? Vielleicht führen uns krampfhafte Betrachtungen auch viel zu weit von der Wahrheit weg – seien es Analogien der Heiligen Familie zur Flüchtlingsproblematik, Analogien der Krippe zum Thema Abtreibung, der Bezug zu aktuellen politischen Themen wie Krieg und Terror, die himmelweiten Unterschiede der Weihnachtsgeschichte zur heutigen Feier …
All das kann seine Berechtigung haben, ist aber zweitrangig. Es gibt ein einziges Ereignis in der Weltgeschichte, dass dazu geführt hat, dass die Engel im Himmel mit einem himmlischen Herr sangen: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.“ (Lukas 2,14) Dieses Ereignis dreht sich um ein kleines Kind in einer Krippe in Bethlehem. Und dieses Kind ist Gottes Sohn, Gott selbst ist Mensch geworden.
Es wäre mal einen Versuch wert, die Krippe mit dem Jesuskind einfach in die Mitte des Altarraums zu stellen, auf eine Predigt zu verzichten, vielleicht nur ein kleines Schild darüber anzubringen, mit den Worten: Das ist Gott! Mag sein, dass das für die meisten Messbesucher zu innovativ ist, vielleicht entspricht ein solches Vorgehen auch einfach nicht der Messordnung zu Weihnachten. Mag sein, dass man damit ein Risiko eingeht … aber jede Predigt zu Weihnachten sollte sich daran messen, ob sie diese Botschaft vermittelt.
Wer aus der Christmette herausgeht und gelernt hat, dass es besser ist, mit seinem Nächsten gut umzugehen, wer gelernt hat, dass er Verantwortung trägt auch für den Nächsten, für dessen Schicksal er eigentlich gar nichts kann, wer gelernt hat, dass einem in jedem Armen auch Jesus begegnet … der weiß schon eine Menge. Aber wer nicht gelernt hat, dass dieses Kind in der Krippe Gott ist, der hat nur die Hälfte verstanden.
Also, genug der schönen Worte: Ich wünsche allen meinen Lesern ein gesegnetes Weihnachtsfest und rege nur noch einmal an:
Bedenke nicht, nein staune nur!
Anton Vogel
Auch dem „Papsattreuen“ eine gesegnete, besinnlich und friedvolle Weihnacht !
Was das kommende Jahr bringen, kann wohl keiner so 100 % vorhersehen. Wir stehen alle in Gottes Hand !