Heute ist Taufe des Herrn; ein Fest, zu dem wir auch an die Beziehung Gottes als Vater zu uns denken können. Aber was, wenn wir selbst Väter sind?
Um es direkt zu sagen: Dieser Beitrag wird abgesehen von der Evangelienstelle wenig mit der „Taufe des Herrn“, dem heutigen Fest, zu tun haben. Natürlich ist dieses liturgische Ende der Weihnachtszeit ein großartiges „Zeugnis“ Gottes für seinen Sohn. Wer heute in der heiligen Messe war, wird vielleicht auch den einen oder anderen Vergleich dazu gehört haben. Unsere eigene Taufe als die Gelegenheit, zu der Gott das auch zu uns gesagt hat: „Du bist mein geliebter Sohn, Du bist meine geliebte Tochter!“. Das ist auch deshalb spannend, weil es deutlich macht, dass wir als Christen keinen einzigen Menschen als überflüssig betrachten. Vielleicht sehen wir bei Vielen nicht das Potenzial, vielleicht entwickelt sich der eine oder andere auch in eine Richtung, die einen zweifeln lässt, welchen Plan denn Gott wohl damit haben könnte. Und doch, zu seiner Taufe hat Gott genau diese Worte formuliert: Du bist mein geliebter Sohn, Du bist meine geliebte Tochter!
Männer als göttliche Väter?
Das alles ist ein nachvollziehbares Bild, in dem wir als Menschen das Kind Gottes darstellen. Gleichzeitig ist aber Gott auch unser Vorbild: Ihm streben wir nach, ihm sollen wir in punkto Liebe und Barmherzigkeit nacheifern. Da ist der Gedanke nicht weit, sich selbst als Vater zu sehen … und damit bin ich beim Thema dieses Beitrags, der ein bisschen auf Männer fokussiert, von dem aber vielleicht auch Frauen profitieren können: Unsere Rolle als Väter.
Wenn meine Frau und ich abends unsere Kleinen ins Bett bringen, noch eine Geschichte gelesen und gebetet haben, dann schließt sich ganz zum Schluss noch ein Segen an. Eingebürgert hat sich eine „Formel“, die ich immer wieder benutze, und die all das ausdrückt, was in dieser Situation zu sagen wäre: „Gott segne dich und behüte dich und schenke dir eine gute Nacht. Mama und Papa haben dich lieb, am meisten aber liebt dich der liebe Gott, und der passt auf dich auf!“ Wenn Kinder mit diesem Gedanken einschlafen, dann haben sie hoffentlich ein tiefes Vertrauen nicht nur in ihre Eltern, vor allem auch in den Vater, die für sie sorgen, sondern auch in Gott selbst. Er ist derjenige, der nie untreu wird, er ist derjenige, der immer bei uns sein wird … der uns aber auch Dinge zumutet, bei denen es gut ist, fest im Vertrauen zu ihm zu stehen.
Bewusst oder unbewusst?
Davon abgesehen haben Formeln wie die oben den Nachteil, dass man sie vielleicht auch ohne tiefere Gedanken äußert, so wie jedes Standardgebet runtergerasselt werden kann, wo es doch eine so tiefe Beziehung zu Gott ausdrücken kann und sollte. Und vor allem der erste Teil mag darunter leiden: „Mama und Papa haben dich lieb …“ Kein normaler Vater wird das nicht unterschreiben können, egal, wie anstrengend der Tag und die Kinder vielleicht gewesen sein mögen. Aber die Formulierung Gottes für Jesus ist eben doch eine etwas andere. Nicht „Ich liebe dich“, was auch Ausdruck eines wandelbaren Gefühls sein könnte, sondern „Das ist mein geliebter Sohn“ oder auch – in direkter Ansprache – „Du bist mein geliebter Sohn“. Das ist eine Feststellung, die zusammen mit der Verstärkung „An dir habe ich Gefallen gefunden“ eine Feststellung ist. Unabänderlich: Du BIST mein geliebter Sohn! Nichts wird das ändern.
Und jeder Vater möge sich fragen, gerade nach einem harten Tag: Ist es das, was ich sagen will, was ich sagen kann? „Du bist mein geliebter Sohn, du bist meine geliebte Tochter“ – das ist der Maßstab, an dem wir uns als Väter messen lassen sollten. Immer, und gerade am Ende des Tages, an dem jeder vielleicht aufgekommene Zorn beigelegt werden sollte. Bei kleinen Kindern ist es nun so, dass sie gerade abends die Tendenz haben, unausstehlich zu werden. Vielleicht ist das – okay, das ist jetzt ein bisschen sehr konstruiert, aber der Gedanke gefällt mir trotzdem – in gewisser Weise sogar von der Schöpfung so gedacht: Abends wird unsere Liebe zu unseren Kindern noch einmal so richtig auf die Probe gestellt, unsere Liebe für sie wird gestählt an ihren Launen und ihrem Wunsch alles andere lieber zu tun als jetzt schlafen zu gehen.
Nie ohne!
Niemals aber darf ein solcher Abend ohne einen väterlichen Segen zu Ende gehen. Und egal, ob man ihn formuliert wie ich oben beschrieben, ob man eine eigene Wortwahl hat oder schweigend einen Segen auf die Stirn zeichnet … gemeint sein sollte: Du bist mein geliebter Sohn, du bist meine geliebte Tochter. An dir habe ich Gefallen gefunden!